Zu viele Hirsche in der Egge

In Kleinenberg und Umgebung im Kreis Paderborn beklagen Landwirte und Jagdgenossen hohe Fraß- und Trittschäden auf Äckern und Wiesen von Rotwild. Denn die Hirsche haben sich in den vergangenen Jahren im Rotwildverbreitungsgebiet „Senne-Teutoburger Wald-Egge“ stark vermehrt.

Bislang hatten Bauern und Jagdgenossen wenig in der Hand, um von Jägern, Förstern und Rotwildfreunden erhöhte Abschüsse zu fordern. Wenn sie diese anmahnten, bissen sie auf Granit. Doch jetzt gibt es ein neues, unabhängiges Gutachten, das zeigt, dass die Rotwildbestände jahrelang von der Hegemeinschaft unterschätzt und die Abschusspläne viel zu niedrig angesetzt wurden.

Der Schätzer des „Jagdeinrichtungsbüros“ sprach von 750 bis 950 Stück Rotwild allein in der Egge-Süd. Diese Region umfasst lediglich einen Flächenanteil von weniger als 20 % des gesamten, etwa 51.000 ha großen Rotwildverbreitungsgebiets.

Weit über der tragbaren Dichte

Insgesamt sollen in dem kompletten Verbreitungsgebiet höchstens 600 Stück Rotwild vorkommen! Diese Zahl gibt die Verordnung des Umweltministeriums mit dem Titel „Zielbestände für Bewirtschaftungsbezirke für Rotwild, Sikawild, Damwild und Muffelwild“ vor. In diesem Erlass hatten im Jahr 1995 Rotwildexperten „tragbare Wilddichten“ für die Rotwildverbreitungsgebiete in NRW festgesetzt.

So wurde für den Bereich „Egge-Teuto-Senne“ eine Dichte von 1,2 Stück Rotwild pro 100 ha vorgesehen. In den gut 6.400 ha Wald der Egge-Süd wurde mit 12 Stück Rotwild pro 100 ha nun eine Dichte nachgewiesen, die sehr weit über der ökonomisch und ökologisch tragbaren Dichte liegt. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass in der Vergangenheit zu wenige Hirsche erlegt wurden.

Damit wurden alle Ziele der Hegegemeinschaft verfehlt. Insbesondere wurde das Ziel den Wildbestand „an die Lebensverhältnisse anzupassen“, so dass „Wildschäden möglichst vermieden“ werden, auf Kosten der Land- und Forstwirtschaft aufs Spiel gesetzt. Im Frühjahr hat der Vorstand der Hegegemeinschaft gewechselt. Frank-Christian Heute

Wie die Hegegemeinschaft nun die Rotwildbestände reduzieren will und durch welche Fehler es zu dieser extrem hohen Rotwilddichte kam, lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 27/2015.