Nährstoffbericht Niedersachsen

Wohin mit den Nährstoffen?

Der Nährstoffbericht für Niedersachsen unterstreicht Handlungsbedarf. Zu viel Stickstoff und Phosphat sind im Nährstoffkreislauf. Probleme bestehen in viehdichten Regionen. Der Bauernverband spricht von einem Umsetzungsdefizit.

Keine Veranlassung zur Entwarnung bietet nach Einschätzung von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast der aktuelle Nährstoffbericht der Landesregierung. „Wir müssen alle Anstrengungen für den Wasserschutz verstärken“, betonte die CDU-Politikerin bei der Vorstellung des Berichts Ende April in Hannover.

Vieh-Hochburgen im Fokus

Otte-Kinast sprach von kleinen Schritten, die man erreicht habe und verwies auf einen leichten Rückgang des Nährstoffanfalls. Gleichzeitig zeige der Nährstoffbericht jedoch, „dass immer noch zu viel Stickstoff und Phosphat im Nährstoffkreislauf ist“. Gerade die viehstarken Regionen in Weser- Ems müssten ihren Beitrag leisten, um die Situation für den Wasserschutz zu verbessern.

Auch der Präsident vom Landvolk Niedersachsen, Albert Schulte to Brinke, sieht die Landwirte in den Regionen gefordert, „die wieder durch den ungeklärten Umgang mit Bilanzüberschüssen beim Wirtschaftsdünger auffallen“. Diese müssten sich „deutlich offensiver“ ihrer Verantwortung für sauberes Grundwasser und eine intakte Umwelt bewusst werden und eine ordnungsgemäße Verwertung der Nährstoffe sicherstellen.

Die Landwirte in den viehstarken Regionen in Weser- Ems müssen sich deutlich offensiver ihrer Verantwortung für sauberes Grundwasser und eine intakte Umwelt bewusst werden und eine ordnungsgemäße Verwertung der Nährstoffe sicherstellen." Albert Schulte to Brinke

Der Landvolkpräsident warnte zugleich vor der Verallgemeinerung, dass grundsätzlich zu viel Gülle und Gärreste ausgebracht würden. Der aktuelle Nährstoffbericht offenbare keine fehlenden Erkenntnisse, sondern Umsetzungsdefizite, betonte Schulte to Brinke.

Weniger Schweine

Wie aus dem Bericht hervorgeht, ist im Auswertungszeitraum Juli 2017 bis Juni 2018 der Dung- und Gärrestanfall im Vergleich zur vorherigen Erhebung 2016/17 um 1,5 % gesunken. Laut Nährstoffbericht überschritten sieben niedersächsische Landkreise die Obergrenze für Stickstoff, sechs für Phosphat. Die Grenze von 170 kg Stickstoff pro Hektar wurde in den Landkreisen Grafschaft Bentheim, Emsland, Cloppenburg, Ammerland, Oldenburg, Vechta und Rotenburg/Wümme überschritten, in Cloppenburg und Vechta sogar deutlich.

Im Vergleich zum vorherigen Bericht sind die Schweinebestände im Land um rund 73  000 Tiere zurückgegangen; das entspricht einem Anteil von 1 %. Knapp da­runter lag der Rückgang bei den Rindern. Demgegenüber wurde bei den Geflügelbeständen eine Zunahme um 394  000 Tiere oder 1 % verzeichnet. Eine abnehmende Tendenz zeigte sich bei Wirtschaftsdüngern und Gärresten. Die gemeldete Menge an Schweinegülle lag um rund 0,6 Mio. t, die der Gärreste um rund 1,6 Mio. t unter denen von 2016/17. Rückläufig waren die Ausfuhren von Wirtschaftsdüngern und Gärresten aus der Region Weser-Ems.

Genau hinschauen

Für Ministerin Otte-Kinast kommt es jetzt darauf an, „ganz genau hinzuschauen und Problemfälle zu lokalisieren, um dort gezielt anzusetzen“. Im Zuge der Ausweisung der nitrat- und phosphatsensiblen Gebiete habe man die Teilwasserkörper bewertet, wo konsequenter Handlungsbedarf bestehe. Zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsressort sei bereits eine erste Binnendifferenzierung für eine Kulisse von rund 38 % der Landesfläche entwickelt worden.

Wir müssem ganz genau hinzuschauen und Problemfälle lokalisieren, um dort gezielt anzusetzen." Barbara Otte-Kinast

Große Erwartungen verbindet Otte-Ki­nast mit der vorgesehenen Datenbank „Elektronische Nährstoffmeldungen Niedersachsen“ (ENNI), in der die Düngebedarfs­ermittlungen und Nährstoffvergleiche flächendeckend erfasst werden sollen. „Mit diesem niedersächsischen Weg wird eine flächendeckende Transparenz der Nährstoffströme in unserem Bundesland möglich werden, die gezielte Vor-Ort-Kontrollen und gegebenenfalls Sanktionen erlaubt“, betonte die Ressortchefin.

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