Woher stammt das Dioxin?

Unklar im Dioxin-Skandal ist immer noch, wie es zu der Vergiftung der Fette mit Dioxin gekommen ist. Das Unternehmen Harles & Jentzsch aus Uetersen hatte Mischfettsäure, die nur für technische Zwecke bestimmt war, aus einer Biodieselanlage der Firma Petrotec, Emden, in sein Futterfett gemischt. Die sieben Partien technischer Fettsäuren wurden laut Erkenntnissen des Bundeslandwirtschaftsministeriums von Petrotec zunächst an den niederländischen Händler Olivet und von dort an Harles & Jentzsch geliefert. Auf dem Betriebsgelände der Firma Harles & Jentzsch in Uetersen bzw. bei dem Partnerbetrieb im niedersächsischen Bösel wurden laut Mitteilung des niedersächsischen Agrarressorts Tanks mit „technischen Mischfettsäuren" identifiziert, aus denen die Futterfette stammten, ohne dass ein Nachweis der Futtertauglichkeit verfügbar war. Alle Tanks wurden vorsorglich gesperrt.

Dioxinentstehung bei Biodiesel unmöglich?

Bei der Biodieselherstellung ist die Dioxinentstehung praktisch unmöglich, denn während Dioxin erst bei Temperaturen von mindestens 300 °C entsteht, spielt sich die Biodieselproduktion in der Regel bei weniger als 65 °C ab. Auch wenn destilliert wird, wie es bei der Verwendung von Altfetten häufig der Fall ist, steigen die Temperaturen laut Einschätzung von Experten auf nicht mehr als 150 °C. Zudem muss bei der Dioxinentstehung immer Chlor mit im Spiel sein. Dies kommt bei der Biodieselproduktion allenfalls dann in Frage, wenn Salzsäure als Neutralisationsmittel für den Katalysator verwendet wird. In diesem theoretischen Fall befindet man sich dann aber schon in der Biodieselproduktion selbst. Zudem benutzt der Biodieselhersteller Petrotec, von dem die Fettsäure ursprünglich stammte, laut Firmenangaben keine Salzsäure im Produktionsprozess.

Petrotec-Sprecher Michael Fiedler-Panajotopoulos unterstrich ebenfalls, dass im Biodieselprozess wegen der zu geringen Temperaturen keine Dioxine entstehen könnten: „Wir müssen vermuten, dass das Dioxin in das Produkt gelangt ist, nachdem es unsere Anlage verlassen hat, beispielsweise durch kontaminierte Lkw, die zuvor fossile Rohstoffe beförderten oder aber bei Harles & Jentzsch. Eine dritte Möglichkeit ist, dass das Dioxin schon im Rohstoff war, den wir benutzten.“ Klarheit wird es diese Woche geben, denn dann erwartet Petrotec die Laborergebnisse aus den Rückstellproben.

Der Petrotec-Sprecher betonte, dass das Unternehmen als Altfettverwerter hauptsächlich pflanzliche Fette verwende. Die bei der Biodieselproduktion im Zuge der Veresterung entstehenden Fettsäuren gehen laut seinen Angaben bei Petrotec in den meisten Fällen an spezialisierte Händler. Dabei sei Dioxin bisher „nie ein Thema“ gewesen. Ausschließen konnte Fiedler das Vorkommen des gefährlichen Stoffes andererseits nicht vollkommen, da Dioxin in der Natur vorkomme. Petrotec hatte seine Ware korrekt deklariert. „Wir haben in sämtlichen Verträgen, Lieferscheinen und Rechnungen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass unsere Mischfettsäure aus Altspeisefett nicht für die Lebens- und Futtermittelindustrie, sondern ausschließlich zur technischen Verwendung bestimmt ist“, heißt es in einer Verlautbarung des Unternehmens.

Anfangsverdacht gegen Spedition

Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg ergaben einen Anfangsverdacht gegen die Geschäftsführer der Spedition in Bösel. Ihnen wird vorgeworfen, an den Verstößen gegen das Lebens- und Futtermittelgesetzbuch durch Lagerung und Verarbeitung dioxinhaltiger Futtermittelfälle beteiligt zu sein. Am vergangenen Mittwoch wurden bei der Firma Proben aus dem Tanklager entnommen und Papiere beschlagnahmt, die die Geschäftsbeziehungen zu Harles & Jentzsch betreffen. Auch bei Petrotec wurden Proben gezogen. Bezüglich dieser Firma bestehe jedoch kein Tatverdacht der Beteiligung an den Verstößen, erklärte die Staatsanwaltschaft Oldenburg. AgE