Nach den Demos

WLV-Präsident Röring: „Ich danke allen, die dabei waren“

Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) Johannes Röring spricht im Interview über die "Land schafft Verbindung"-Demo und die Konsequenzen für den WLV.

Wochenblatt: Wie beurteilen Sie die Demos vom vergangenen Dienstag?

Johannes Röring: Die Demonstrationen vom 22. Oktober waren ein voller Erfolg! Es war ein unmissverständliches Zeichen vieler Bauernfamilien an Parteien, Regierungen, Medien und einige Nichtregierungsorganisationen, dass es so nicht weitergeht. Besonders freut mich, dass so viele junge Männer und Frauen dabei waren. Das zeigt, dass es in unserem Berufsstand viel mehr Tatendrang gibt, als manche Kritiker behaupten. Das macht Mut für die Zukunft! Ich danke herzlich allen, die für Demonstrationen die Arbeit haben Arbeit sein lassen und sich auf den Weg gemacht haben.

Wie erklären Sie sich die riesige Mobilisation?

In den Bauernfamilien hat sich ein immer größerer Unmut angestaut. Die Kritik hat jegliches Maß verloren. Der Bauer ist zum Prügelknaben einer pseudoumweltbewussten Wohlstandsgesellschaft geworden, wie es die „FAZ“ formuliert hat. Unsere Anstrengungen für mehr Tierwohl, Artenvielfalt oder Klimaschutz werden kleingeredet. Wenngleich wir wissen, dass wir beispielsweise beim Grundwasserschutz noch nachlegen müssen. Das Agrarpaket und die niederländischen Bauerndemos haben das Fass zum Überlaufen gebracht.

Warum hat „Land schafft Verbindung“ Tausende Menschen motiviert, die Landwirtschaftsverbände eine Woche zuvor aber nicht?

Die Kundgebung der Landesbauernverbände vom 14. Oktober war von vorneherein kleiner angelegt und entsprach dem „klassischen Format“. Im April haben wir mit der Kundgebung in Münster zur Düngeverordnung gezeigt, dass auch dieses traditionelle „Bauernverbandsformat“ 7000 Bauern mobilisieren kann. Ministerin Heinen-Esser hatte dort die konkrete Zusage gegeben, das Thema Binnendifferenzierung anzupacken. Das passiert jetzt. Ein Vergleich der Veranstaltungen vom 14. und 22. Oktober hinkt daher etwas. Trotzdem muss ich dem Organisationsteam von „Land schafft Verbindung“ ein großes Kompliment aussprechen, so eine Veranstaltung fast ganz ohne den Rückhalt etablierter Verbände in so kurzer Zeit aus dem Boden zu stampfen.

Sind die Botschaften angekommen?

Dass sich etwas ändern muss, ist in der Politik angekommen. Wir müssen jetzt gemeinsam dafür streiten, dass es nicht bei unverbindlichen Solidaritätsadressen bleibt, sondern dass wir bei den komplexen Fragestellungen auch echte Fortschritte und Lösungen erzielen. Ich setze dabei weiter auf das Engagement der Landwirte, nur gemeinsam sind wir stark!

Welche Schlüsse zieht der WLV?

Wir beraten, wie wir den erfreulichen neuen Schwung unserer Mitglieder zum Nutzen unserer Bauernfamilien einsetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit weiterentwickeln. Und ich hoffe, dass viele Bauernfamilien jetzt auch unsere eigenstän­dige Imagewerbung „Landwirt schafft Leben“ unterstützen.

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