Nicht immer einer Meinung

WLV-Präsidentschaft: Schulze Bockeloh und Beringmeier im Interview

Susanne Schulze Bockeloh und Hubertus Beringmeier haben wir gemeinsam dazu befragt, welche Vorstellungen der Verbandsarbeit sie umtreiben. Beide bewerben sich um die Nachfolge von WLV-Präsident Johannes Röring.

Wochenblatt: Die Interessen der Bäuerinnen und Bauern zu vertreten, wird kein leichter Job sein. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, die nach dem 17. Februar auf Sie warten könnten?

Schulze Bockeloh: Zunächst gibt es ganz enorme verbandliche He­rausforderungen. Die sind vor allem der Gründung von „Land schafft Verbindung“ geschuldet. Als Stimme der Bauern zu gelten, ist ja der Anspruch des Bauernverbandes, und diesen wieder deutlich zu leben, wird eine große Herausforderung sein. Bei den zum Teil sehr unterschiedlichen Inte­ressen der Mitglieder ist es ganz wichtig, die Einigkeit zu erhalten oder wieder hinzubekommen.

Fachlich ist es das Thema der Tierhaltung, ganz besonders in Westfalen- Lippe, wo zwei Drittel des Bauerneinkommens daher stammen. Diesen Bereich zukunftssicher zu gestalten und die Akzeptanz der Gesellschaft dafür zu bekommen, das ist wohl die größte Aufgabe.

Beringmeier: Das ist im Grunde richtig. Wir müssen aufpassen, dass unsere Interessenvertretung nicht in kleine Gruppen zerfällt. „LsV“ war und ist gut für uns, und wir öffnen den Berufskollegen dort Tür und Tor. Da sind ganz viele junge Menschen aktiv, die wir einladen sollten, im Verband mitzuarbeiten. Das ist für uns eine große Chance. Wir sind doch alle Landwirte.

Meine stärkste Herausforderung sehe ich darin, gemeinsam – Haupt- und Ehrenamt – mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften für unsere Bauern zu kämpfen. Das ist im politischen Umfeld schon jetzt schwer und wird in Zukunft nicht leichter. Deshalb müssen wir alle unsere Kräfte bündeln, um an den vielen, wichtigen Baustellen Erfolge zu erzielen.

Inhaltlich geht es vor allem um die rechtssichere Tierhaltung. Da werden wir Bauern, bildlich gesprochen, ja regelmäßig durch den Fleischwolf gedreht. Wir brauchen Veränderungen, aber am Ende muss das Ziel auch sein, dass Tierhaltung wirtschaftlich ist. Sonst ist das alles aus Unternehmersicht sinnlos.

Wochenblatt: Haben Sie als Schweinemäster Ihre Stalltüren schon ordentlich verriegelt, damit keine ungebetenen Besucher kommen?

Beringmeier: Ja, wir hatten schon einmal Besuch im Stall und unsere Ställe sind jetzt gut gesichert. Mir ist schon bewusst, dass es Stalleinbrecher geben könnte. Mit dem Risiko muss ich als Vertreter des Berufsstandes leben. Aber sich als aktiver Landwirt aus dem Ehrenamt zurückzuziehen, um nicht zum Opfer dieser Leute zu werden, wäre falsch. Meine Überzeugung ist, dass Tierhaltung vorzeigbar sein muss. Im Übrigen stelle ich pro Jahr 35.000 Bilder aus unserem Stall ins Netz. Wir müs-sen uns nicht verstecken, im ­Gegenteil.

WLV-Präsidentschaft und Bundestagsmandat?

Wochenblatt: Johannes Röring hat sich viel Kritik anhören müssen und ist vielleicht sogar darüber gestolpert, dass er als WLV-Präsident auch ein politisches Amt bekleidet hat. Ist so eine Kombination zulässig, günstig oder eher zu vermeiden?

Schulze Bockeloh: Ich glaube, die Zeiten haben sich geändert. Zunächst dachte ich auch, das sei eine gute Kombination. Wenn der Bauernpräsident die Interessen der Landwirte direkt im Parlament vertreten kann, dann wäre das optimal. Mittlerweile weiß ich aber, dass schon aus zeitlichen Gründen diese beiden Mandate praktisch nicht kombinierbar sind. Das sind zwei Vollzeit-Aufgaben. Ein Bundes- oder Landtagsmandat verträgt sich nicht mit dem Spitzenamt im WLV. Die Vernetzung auch in politischen Kreisen und Gremien ist aber trotzdem unerlässlich. Ohne diese Kontakte geht es nicht.

Beringmeier: Für mich käme so etwas nicht infrage. Ich würde mich auf das Präsidentenamt konzentrieren und außerdem auch noch gerne praktischer Landwirt bleiben. Außerdem müssen wir mit allen Parteien reden. Ein herausragendes Amt in einer Partei ist meines Erachtens nicht von Vorteil, außerdem zeitlich nicht leistbar.

WLV: Modernisierung nötig?

Wochenblatt: Wenn Sie gewählt würden, wo würden Sie innerverbandlich zuerst ansetzen? Braucht der WLV eine Modernisierung, Umstrukturierung oder etwas Ähnliches?

Beringmeier: Als Erstes würde ich die Kreisverbandsvorsitzenden auf unseren Hof einladen, damit sie sehen, was Beringmeiers so machen. Dann sollten wir vereinbaren, wo wir etwas verändern wollen. In jedem Verband oder Verein gibt es etwas zu modernisieren. Das Dringendste muss erst einmal abgearbeitet werden. Übrigens bekommen wir auch einen neuen Hauptgeschäftsführer im WLV; auch das hat ja Konsequenzen.

Wir haben ganz abgesehen davon großen Gesprächsbedarf im vor- und nachgelagerten Bereich. Wichtig ist auch, dass die Informationswege schneller werden müssen, vom Deutschen Bauernverband über die Landesbauernverbände bis hin zum einzelnen Ortsverband.

Wochenblatt: Wie sieht denn Ihr Masterplan für den 18. Februar aus, Frau Schulze Bockeloh?

Schulze Bockeloh: Am besten fängt es am 17. schon an! Ich glaube, wir müssen das Momentum der Veränderung auch nutzen, sonst wären wir dumm. Neuer Präsident oder neue Präsidentin, neuer Hauptgeschäftsführer, da muss sich etwas tun. Im WLV-Vorstand wird sehr lebhaft und lange diskutiert, aber wie ist der Rückschluss zu den Fachausschüssen? Wie entscheidungsfreudig sind wir? Wir müssen moderner werden bei den sogenannten sozialen Medien. Mindestens eine Person in der Geschäftsstelle müsste sich ausschließlich mit diesen Medien beschäftigen. Die allgemeine Kommunikation zum Thema Landwirtschaft muss ausgebaut werden.

Außerdem ganz wichtig: Der Landjugend mehr Raum geben, eine Plattform bieten, auch einmal mutig neue Gedanken auszusprechen und zur Diskussion zu stellen. Was mir auch wichtig ist: die Zusammenarbeit mit dem Hauptamt. Wir haben da tolle Leute, und der Schulterschluss der ehrenamtlichen mit der hauptamtlichen ­Spitze muss eindeutig sein. Man darf intern ruhig einmal streiten, aber nach außen ist ein einheitliches Auftreten wichtig.

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