Frisch politisiert ins Amt?

WLV-Präsidentschaft: Joachim Pehle im Interview

Joachim Pehle aus Erwitte-Schmerlecke hat erst in der vorvergangenen Woche seine Kandidatur für das Amt des WLV-Präsidenten angemeldet. Wir haben ihn nach seiner Motivation und seinen Zielen in der Verbandsarbeit befragt.

Wochenblatt: Herr Pehle, Ihre Kandidatur für das Amt des WLV-Präsidenten kam für viele überraschend. Haben Sie sich wirklich erst in der vergangenen Woche dazu entschlossen?

Pehle: Mit dem Gedanken befasst habe ich mich schon etwas länger, nämlich im Prinzip mit dem Beginn der Bauernproteste im vergangenen Jahr. Schon in Münster bei der Großkundgebung im April war erkennbar, dass wir mit unseren berechtigten Anliegen vor allem bei den Medien nicht richtig ankommen. Eigentlich werden wir seit Langem immer nur durch den ­Kakao gezogen. Damit bin ich unzufrieden. Dann habe ich an den Bauernprotesten in Hamburg, Bonn und Berlin teilgenommen, auch in Berlin war ich mit dem Schlepper. Dabei habe ich festgestellt, dass darüber überwiegend wohlwollend berichtet wurde. Das alles hat mich politisiert und diese Mobilisierung möchte ich gern erhalten. Den Schwung der Straße, den Zusammenhalt unter den Landwirten sollten wir weiter nutzen können, im Sinne aller Bauern. Wenn wir das schaffen, dann werden wir auch gehört. Das treibt mich um.

Wochenblatt: Öffentlich bekannt gemacht haben Sie Ihre Bewerbung bei einer Veranstaltung von „Land schafft Verbindung (LsV)“ und nicht etwa bei einer WLV-Versammlung. Das war kein Zufall, oder?

Pehle: Nun, endgültig entschlossen, zu kandidieren, habe ich mich am Montag der vergangenen Woche. Während einer Versammlung hörte ich den Ausspruch „Dem einzelnen Landwirt wird geglaubt, aber dem Bauernverband als Institution eher nicht.“ Die größtmögliche Kontinuität ist dann vielleicht nicht das, was wir gerade brauchen in der berufsständischen Vertretung. Dass ich die Glaubwürdigkeit des ordentlich arbeitenden praktischen Landwirts verkörpere, nehme ich schon für mich in Anspruch. Und die will ich auch in die Verbandsarbeit einbringen.

Meinen Entschluss wollte ich auch schnell öffentlich machen, und so bot sich der Mittwochabend im Kreis der vielen Berufskollegen bei „LsV“ an. Vorher habe ich aber schon den WLV-Kreisverbandsvorsitzenden informiert und mich mit ihm besprochen. Das war keine Meldung aus dem Hinterhalt oder an den ­offiziellen Strukturen vorbei.

Wochenblatt: Sie wollen also den Praktiker von der Basis verkörpern und nicht den Verbandsfunktionär ...?

Pehle: Funktionär bin ich bestimmt nicht, auch wenn ich Ortsverbandsvorsitzender bin. Ich glaube auch nicht, dass man erst Orts-, dann Kreis- und dann Bezirksvorsitzender werden muss, damit man sich um das Amt des Ersten Vorsitzenden – nichts anderes ist ja der Präsident – bewerben darf. Dann ist man übrigens auch noch ein paar Jahre älter. Und ich finde außerdem, dass man mit 46 Jahren nicht die Lebensendstellung erreicht haben muss. Es gibt auch noch etwas danach.

WLV und LsV: Neben- oder miteinander?

Wochenblatt: Wie sehen Sie denn die Rollen von WLV und „LsV“ in der Zukunft? Nebeneinander, miteinander oder wie sonst?

Pehle: Die, die nicht beim WLV organisiert sind, haben ja ganz schnell gewarnt, jetzt lasst euch bloß nicht von den Verbänden vereinnahmen. Andererseits sagen auch viele „LsV“-Aktivisten: Ohne...