WLV-Offensive: Der "Aufreger" ist entschärft

Der WLV-Landesverbandsausschuss hat einen internen Streitpunkt beseitigt: Das Grundsatzpapier zur Offensive Nachhaltigkeit wurde modifiziert. Besonders ein geänderter Satz sorgt für größere Zustimmung bei den Mitgliedern.

Jetzt ist die Kuh vermutlich vom Eis. Mit einer geänderten Formulierung hat der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) die Zustimmung für seine Offensive Nachhaltigkeit bei seinen Mitgliedern deutlich erhöht.

Sechs Monate Diskussion

Der WLV-Landesverbandsausschuss hat am Mittwoch der vergangenen Woche Änderungen und Ergänzungen des Grundsatzpapiers zur Offensive beschlossen und bei den Handlungsfeldern ebenfalls nachgelegt. Die Delegierten genehmigten die neuen Vorschläge ohne Gegenstimmen.

Vorausgegangen war dem eine monatelange Diskussion innerhalb und außerhalb des WLV. Sehr viele Praktiker fanden den Ansatz der Offensive richtig und unterstützenswert. Aber in welcher Form sie öffentlich bekannt gemacht wurde und wie bestimmte Aussagen formuliert waren, stieß verbreitet auf harsche Kritik.

Der berüchtigte "Schädigen-Satz"

Dabei entzündete sich der Zorn vieler Landwirte an einem einzigen Satz. Diesen „Schädigen-Satz“ interpretierten sie als ein pauschales Schuldeingeständnis, mit dem der WLV seine Mitglieder und alle Landwirte des Frevels an Umwelt und Nutztieren bezichtigte. Eine solche Selbstanklage wollten zahlreiche Bauern und ihre Familien nicht mittragen. Manche fühlten sich geradezu in ihrer Berufsehre beleidigt.

Bei den mehr als 400 Winterversammlungen des WLV ging es mitunter heiß her. Das Konzept der Offensive, welches Bauern und Gesellschaft wieder näher zueinander bringen soll, drohte zu scheitern. Daran änderte auch nichts, dass die sogenannte Fokusgruppe, die den Satz zu verantworten hatte, keineswegs pauschale und überzogene Selbstkritik verbreiten wollte. Ihr war es lediglich darum gegangen, Veränderungsbereitschaft zu dokumentieren.

Der neue Satz im Wortlaut

Der überarbeitete Satz lautet nun so: „Wir müssen uns dort verändern, wo unsere Art und Weise der landwirtschaftlichen Erzeugung dazu beiträgt, dass Boden, Wasser, Luft, Pflanzen und Tiere sowie Elemente der Kulturlandschaft geschädigt werden.“ Anders ausgedrückt: Landwirtschaft schädigt die Umwelt nicht generell oder gar absichtlich, aber es kann passieren. Und wo das so ist, müssen und wollen die Landwirte ihr Handeln verändern.

Offensive weiterentwickeln

WLV-Präsident Johannes Röring und sein Stellvertreter Henner Braach, der die Fokusgruppe geleitet hat, zeigten sich nach der Veranstaltung zufrieden und zuversichtlich. Die Offensive soll als Dauerprojekt zur Nachhaltigkeit kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die Arbeit an den Leitprojekten der verschiedenen Handlungsfelder beginnt jetzt, nachdem die Irritationen innerhalb des Verbandes beseitigt sind. Die Offensive nimmt Fahrt auf. ri

Lesen Sie ein ausführliches Interview zu diesem Thema im aktuellen Wochenblatt auf Seite 17-18.