Wisente: Waldbauern siegen vor Gericht

Im Streit um die freilebenden Wisente im Rothaargebirge hat nun das Landgericht Arnsberg geurteilt: Der Wisent-Verein muss "geeignete Maßnahmen" ergreifen, um die Tiere von den Waldflächen der bäuerlichen Kläger fernzuhalten.

Der Trägerverein "Wisent-Welt-Wittgenstein" musste vor Gericht erneut eine Niederlage einstecken. Laut Urteil des Landgerichtes Arnsberg vom Freitag muss der Wisent-Verein „geeignete Maßnahmen“ ergreifen, damit die freilaufenden Wisente nicht mehr die Waldstücke der drei Kläger betreten und Schäden an den Buchen anrichten.

Geklagt hatten drei Waldbauern aus dem Raum Schmallenberg im Hochsauerlandkreis. Bei der mündlichen Verhandlung am 12. Mai hatten sie den Vorschlag des Richters Jörg Maus abgelehnt, ihre Verfahren ruhen zu lassen, bis das Oberlandesgericht (OLG) Hamm im Herbst über die zwei Berufungsverfahren in ähnlicher Sache entschieden hat.

OLG-Urteil im September

Bereits im vergangenen Jahr war es zu einer rechtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Trägerverein und zwei Sauerländer Waldbauern mit inhaltlich gleichlautenden Klagen gekommen. Am 16. Oktober 2015 war das Landgericht Arnsberg zum selben Urteil gekommen. Der Wisent-Verein hatte Berufung eingelegt. Als nächsthöhere Instanz hat das OLG in Hamm eine Entscheidung für September 2016 angekündigt. Auf diesen Sachverhalt wies auch Dr. Michael Emmrich, Pressesprecher des Wisent-Vereins, in einer Information an die Medien hin. Er kündigte an, dass der Verein auch gegen die jüngsten Urteile Berufung beim OLG einlegen wird.

Um die Frage, ob Schadenersatz für Schäden zu leisten ist, die die Tiere angerichtet haben sollen, geht es am 15. Juni bei einem Verkündigungstermin der Berufungskammer des Landgerichts Arnsberg, wie die „Westfalenpost“ meldet.

Vorfälle nicht verharmlosen

Landrat redet Klartext
"Es ist ja in der Vergangenheit viel gesagt worden, was nicht passiert. Man hat gesagt, das Fütterungsverhalten wäre so, dass keine Bäume beschädigt werden. Dann hat man von virtuellen Zäunen gesprochen. Dann hat man gesagt: Das Fluchtverhalten sei bei den Tieren so, dass die gar nicht auf die Menschen zugehen würden. Alle diese Aussagen haben nicht zugetroffen. Wenn mal wirklich was ganz Schlimmes passiert, dann will es niemand gewesen sein."

Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, gegenüber dem WDR-Studio Siegen

Unterdessen nimmt in der Region nach dem Vorfall, bei dem eine Wanderin am Rot­haarsteig von einer Wisentkuh verletzt wurde, und nach weiteren bekannt gewordenen Zwischenfällen mit den Tieren die Diskussion um Gefährlichkeit der freilaufenden Wisente ein.

Erstmals hat sich auch der Landrat des Hochsauerlandkreises, Dr. Karl Schneider, öffentlich in die Debatte eingeschaltet. Laut „Westfalenpost“ warnte er davor, „diese Zwischenfälle zu verharmlosen“. Zudem warnte er die Projektträger davor, die Wisente als „herrenlos“ und damit als Wildtiere einzustufen. „Wenn sich jemand solche Tiere anschafft, dann ist er dafür verantwortlich“, wird Schneider in der Zeitung zitiert.

Treffen der "Koordinierungsgruppe"

Voraussichtlich in der kommenden Woche wird ein Treffen der für das Wisent-Projekt bestehenden Koordinierungsgruppe stattfinden. Neben dem Wisent-Verein gehören ihr unter anderem Vertreter der drei Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Hochsauerland, sowie aus Landwirtschaft, Forst, Jagd und Naturschutz an. Laut Vertrag, der für die Freisetzungsphase der Wisente vereinbart wurde, hat diese Koordinierungsgruppe das Recht, das Projekt während der Freisetzungsphase jederzeit abzubrechen, „wenn aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit eine Weiterführung aus rechtlichen oder praktischen Gründen nicht mehr zu vertreten ist“.

Unterdessen sprach sich der Vorsitzende des Wisent-Vereins, Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann, für eine sachliche Analyse mit allen Partnern aus der Koordinierungsgruppe und der Region aus. bp