Wisente: Sind die Schälschäden überschaubar?

Seit zwei Jahren streift eine 17-köpfige Wisentherde durch den Süden Westfalens. Die Tiere sorgen mit ihrem Verhalten für viele Fragen, aber auch für Ärger unter Waldeigentümern. Eine Pressekonferenz in Bad Berleburg sollte die Lage entspannen.

Wie groß sind die von den Wisenten verursachten Schälschäden an Buchen tatsächlich? Und müssen die privaten Waldbauern im Raum Schmallenberg das in Deutschland einzigartige und vom Land NRW geförderte Artenschutzprojekt am Ende nicht doch noch akzeptieren? Vor der nächsten Gerichtsverhandlung am 16. Oktober in Arnsberg hatte der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein zu einer Pressekonferenz eingeladen. „Wir tun alles, um die Schäden zu vermindern. Doch viele Fragen können wir heute noch nicht beantworten“, so die Botschaft des Vereinsvorsitzenden Bernd Fuhrmann, des Bürgermeisters der Stadt Bad Berleburg.

Was bisher geschah

Seit Mitte 2013 streift eine heute 17-köpfige Wisentherde durch die Wälder von Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (13.000 ha Wald) sowie der Waldbauern im Raum Schmallenberg. Warum sich die Wisente im Sommer bevorzugt auf dem Höhenrücken des Rothaargebirges aufhalten und warum sie fast nur im Sommer die Rinde von Buchen wie eine Banane abschälen – diese Fragen kann der Trägerverein bislang nicht beantworten. „Die Wisente knabbern fast nur an den Buchen. Und wir wissen nicht warum“, sagte Vorstandsmitglied Johannes Röhl, Leiter der Sayn-Wittgensteinschen Forstabteilung. Auch weiß niemand, warum die Wisente die Buchen unterschiedlich stark schälen.

Unter Federführung des Landes wurde ein Schadenfonds eingerichtet. Neben dem Land NRW zahlen unter anderem der Wisent-Verein, der Kreis Siegen-Wittgenstein, die Sayn-Wittgensteinsche Rentkammer und der Touristikverein „Markt und Tourismus“ Bad Berleburg in den Fonds ein. Jedes Jahr stehen bis zu 50.000 € zur Verfügung.

Bislang hat der Fonds Schälschäden von insgesamt 40.000 € ausgeglichen. 2014 waren es 17.000 €, bis Ende August 2015 sind gut 13.000 € an die Waldbauern geflossen. Bislang haben hauptsächlich 20 private Waldbesitzer aus dem Hochsauerlandkreis (Schmallenberg-Oberkirchen) Anträge beim Trägerverein gestellt und den Ausgleich erhalten.

Eine Erfolgsstory für Region?

Bürgermeister Fuhrmann und seine Mitstreiter sind davon überzeugt: Das Wisent-Projekt ist eine Erfolgsstory für die strukturschwache Region. Es lockt Touristen nach Südwestfalen, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

Alle im Vorfeld diskutierten Probleme habe man ausräumen können, so Fuhrmann, ausgenommen die Schälschäden in den Wäldern der Bauern. „Die Wisente stellen keine Gefahr für den Straßenverkehr, Waldarbeiter oder Wanderer da. Sie halten Abstand zu den Menschen. Auch in Zukunft wollen wir offen und ehrlich mit allen Problemen umgehen und die Bürger überzeugen. Vielleicht können wir uns auf sachlicher Ebene doch noch mit den Waldbauern verständigen.“ Armin Asbrand

Ein ausführlicher Bericht erscheint im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 41/2015, vom 8. Oktober 2015.