Wisente: Plötzlich „herrenlos“?

Nach der einstweiligen Verfügung durch das Amtsgericht Schmallenberg hat der Wisent-Verein den Status der Tiere prüfen lassen. Ergebnis: Die Wisente sind herrenlos. Am Donnerstag dieser Woche findet ein neuer Gerichtstermin statt.

Die Ereignisse um die im Rot­haargebirge freigesetzte Wisentherde überschlagen sich: Ende August hat das Amtsgericht Schmallenberg gegen den Wisent-Trägerverein eine einstweilige Verfügung erlassen. Darin wurde der Verein verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen die zwölf freilebenden Wisente am Betreten der privaten Grundstücke von Waldbauer Hermann Vogt aus Schmallenberg zu hindern. Er hatte regelmäßig Schälschäden an den Bäumen.

Frei lebende Wildtiere

Der Wisent-Verein hat Widerspruch eingelegt und „aufgrund der Zuspitzung der rechtlichen Auseinandersetzung“ den Status der im April freigesetzten Herde von Rechtsanwälten rechtlich prüfen und bewerten lassen. Und diese kommen laut einer Pressemitteilung des Wisent-Vereins zu dem Ergebnis: „Die Wisente sind herrenlos.“ Der Verein könne daher „nur sehr eingeschränkt auf die Wisente Einfluss nehmen, da es sich um frei lebende Wildtiere handelt“, heißt es in der Meldung weiter.

Die rechtliche Überprüfung habe ergeben, dass es sich bei den Wisenten um Wild- und nicht um Haustiere handele. Genau dies sei das Ziel des Artenschutzprojektes gewesen. „Dem steht auch der öffentlich-rechtliche Vertrag nicht entgegen“, argumentiert der Wisent-Verein weiter. „Wenn im Vertrag davon die Rede sei, dass die Tiere in der Freisetzungsphase noch nicht herrenlos sein sollten, dass sei dies eine gewollte Rechtskonstruktion, um eine Schadenshaftung durch den Verein überhaupt erst möglich zu machen. Dabei handele es sich allerdings um eine freiwillige Leistung.“

Wieder vor Gericht

Am Donnerstag dieser Woche (11. September) treffen sich der Waldbauer und der Wisent-Verein erneut vor dem Amtsgericht Schmallenberg. Im Rahmen der Beweisaufnahme hat das Gericht zu klären, ob die Wisente tatsächlich mittlerweile herrenloses Wild sind. bp

Einen ausführlichen Bericht zu den Vorgängen rund um den "Wisentwald" und einen Kommentar veröffentlicht das Wochenblatt in seiner aktuellen Ausgabe vom 11. September 2014.