Wie sollen alle satt werden?



Einen öffentlichen Diskurs über moderne Landwirtschaftsmethoden mahnt der Vorsitzende des Bioökonomierats, Prof. Joachim von Braun, an. Es gehe darum, der Skepsis gegenüber einer landwirtschaft­lichen Intensivierung mit Information und Aufklärung zu begegnen. Die Debatte unter Einschluss der Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft müsse „wissenschaftlich fundiert, offen und ehrlich“ geführt, Chancen und Risiken müssten ausgewogen dargestellt werden. Pauschalforderungen seien nicht hilfreich.

Agrarhandel ist essentiell

Für von Braun steht außer Frage, „innovative Landwirtschaftsmethoden sind nachhaltig und dienen dem Erhalt der Natur“. Das müsse immer wieder im Detail erklärt werden.

Nicht gerechtfertigt ist seiner Auffassung nach eine grundsätzliche Kritik am Agrarhandel: „Der internationale Handel mit Agrarprodukten ist essenziell für die effiziente Verteilung und Nutzung knapper Lebensmittel und Rohstoffe.“ Mithilfe der internationalen Arbeitsteilung könne dort produziert werden, „wo es ökologisch und ökonomisch am sinnvollsten ist.“ Dies diene der Ernährungssicherung.

Der Großteil der armen Weltbevölkerung wohne in ländlichen Gebieten. Durch die Vermarktung von Agrarprodukten könnten diese Menschen ihren Lebensunterhalt besser bestreiten. Von Braun: „Ein regelbasierter freier Agrarhandel ist wichtig für alle.“

Intensiv oder extensiv wirtschaften?

Von Braun zufolge bestimmen in Deutschland zwei unterschiedliche Zielvorstellungen zur Landwirtschaft die Diskussion. Auf der einen Seite stünden die Befürworter einer marktausgerichteten Hochleistungslandwirtschaft, auf der anderen Seite die Vertreter einer traditionsausgerichteten, bäuerlichen, weniger intensiven Wirtschaftsweise. In einer ökologischen Gesamtbetrachtung könne eine intensive Wirtschaftsweise durchaus Vorteile haben, weil an anderen Standorten extensiv gewirtschaftet werden müsse, sagt der Agrarökonom.

Von Braun macht deutlich, dass die unerlässlichen Ertragssteigerungen weitestgehend auf vorhandenem Boden erreicht werden müssten. Dafür könne auf eine wachsende Zahl vielversprechender Züchtungsverfahren zurückgegriffen werden. Hinzu kämen Verfahren der Präzisionslandwirtschaft.

Die weltweit notwendige Steigerung der Erträge in Menge und Qualität muss dem Agrarökonom zufolge im Rahmen einer nachhaltigen Intensivierung erfolgen. Fortschritte könnten damit nur durch den Einsatz moderner Technologien erzielt werden, etwa neuer Bewässerungs- und Düngeverfahren oder nährstoffeffizienter Pflanzen und Präzisionslandwirtschaft. In der Konsequenz müsse sowohl von unternehmerischer als auch von staatlicher Seite mehr in die Agrarforschung investiert werden als bisher.

Kein Gentechnik-Förderer

Weitere Herausforderungen seien die Strukturpolitik und ein verbesserter Zugang zu Produktionsmitteln sowie Know-how für vermehrte Produktivität bei den rund 400 Mio. Kleinbauern der Welt. Die Kritik von Umweltverbänden, der Bioökonomierat wolle vorwiegend die grüne Gentechnik fördern, weist er als unberechtigt zurück. Sie basiere auf Missverständnissen. AgE