Schlachtunternehmen vor der Generalversammlung

Westfleisch mit 2019 „zufrieden“

Westfleisch hat seine Marktanteile gesteigert, das Eigenkapital aufgestockt und die Weiterentwicklung der Standorte vorangetrieben. Die für 2020 gesteckten Ziele werden voraussichtlich erreicht.

„Herausfordernd war das Jahr 2019, aber das wussten wir auch vorher schon. Insgesamt haben wir wirklich ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.“ So fasst Dirk Niederstucke in zwei Sätzen den Jahresrückblick für die Unternehmensgruppe Westfleisch zusammen. Im Gespräch mit der Wochenblatt-Redaktion wies der Landwirt und ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der Westfleisch SCE vor allem darauf hin, dass der Konzern trotz leicht sinkender Schlachtzahlen bei Schweinen seinen Marktanteil gesteigert hat und beim Großvieh die Schlachtzahlen entgegen dem Branchentrend sogar gestiegen sind. Die 4600 Genossen erhalten 4,2 % Dividende auf ihre Geschäftsguthaben, wenn die Mitgliederversammlung am kommenden Mittwoch dem Vorschlag zustimmt. Derselbe Ausschüttungssatz gilt für das Aktienkapital der Westfleisch Finanz AG. Rund 2,4 Mio. € werden als Sonderboni an die Lieferanten überwiesen, im Einzelnen 30 Cent je Schlachtschwein, 6 € je Stück Großvieh, 3 € je Schlachtkalb sowie je Sau, 2 € pro Nutzkalb und 20 Cent je Ferkel.

10,7 Mio. € Jahresüberschuss

Über zehn Jahre hinweg hat sich das Unternehmen gut entwickelt, betont Niederstucke, und auch wenn der Jahresüberschuss mit 10,7 Mio. € etwas unter dem Vorjahresergebnis lag, hat er dennoch ein beachtliches Niveau. Die Umsätze addierten sich 2019 auf fast 2,8 Mrd. €, etwa 9 % mehr als 2018. Das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital hat mit fast 231 Mio. € einen neuen Höchststand erreicht. Ein Grund dafür ist, dass im vergangenen Jahr neues Genussrechtskapital bei den Mitgliedern eingeworben wurde, mehr als 10 Mio. €, das je nach Laufzeit mit 2,5 bis 4,25 % p.a. verzinst wird. Die Eigenkapitalquote ist wegen der stark gewachsenen Bilanzsumme (666 Mio. € nach 612 Mio. € im Vorjahr) auf rund 35 % gesunken – beileibe kein schlechter Wert.

Im Jahresabschluss 2019 sind zwei wichtige „außerordentliche“ Größen enthalten: Zum einen der Erlös für das verkaufte Betriebsgrundstück in Paderborn, wo der abgebrannte Schlachthof nicht wiederaufgebaut wird, und zum anderen eine Einzelwertberichtigung in Höhe von 8,5 Mio. € für mögliche Ausfälle bei einem Fleischgeschäft mit chinesischen Abnehmern. Dabei war es zu Schwierigkeiten und Unsicherheiten gekommen, die über die Wertberichtigung verarbeitet werden sollen.

Guter Start 2020

Carsten Schruck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Finanzchef bei Westfleisch, zeigt sich im Gespräch auch mit dem bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2020 zufrieden: Bei Umsatz und Ergebnis liege das Unternehmen deutlich über Plan und über den Werten des Vorjahres. Basis dieser Einschätzung sind die Auswertungen von Januar bis einschließlich Mai, die demnach einen Teil der Belastungen durch die Corona-Pandemie schon abbilden. Die zeitweilige Schließung des Fleischcenters in Coesfeld war ein harter Einschnitt und hat das Unternehmen definitiv Geld gekostet. Dabei geht es um einen „nennenswerten siebenstelligen Betrag“, wie Schruck es formuliert. Der Manager ist sich trotzdem sicher: „Die Ziele 2020 werden wir erreichen.“

Wie sich das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte weiter gestaltet, hängt nicht zuletzt vom Handel mit China ab und auch vom Handelsstreit der Chinesen mit den USA. Darüber hinaus ist vor allem für das Geschäft mit Rind- und Kalbfleisch wichtig, dass die Gastronomie wieder in Schwung kommt. Auch dass viele Bundesbürger in diesem Jahr Urlaub zu Hause machen werden, könnte förderlich für diesen Teil des Geschäftes sein.

Das Standortkonzept Westfleisch 2025 läuft weiter. Auf dem Programm steht unter anderem der Umbau des Schlachtbetriebes in Hamm zum „Monobetrieb Schwein“, was eine Verlagerung der Rinder- bzw. Kälberschlachtungen an andere Standorte einschließt. Außerdem wird der Betrieb in Coesfeld weiter ausgebaut. Hier geht es vorrangig zunächst um die Errichtung eines neuen Hälftenkühlhauses, später dann um eine Kapazitätsausweitung.