Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, brauchen Landwirte gute Fütterungsstrategien, gerade wenn der Mais knapp wird, weiß Dr. Martin Pries von der Landwirtschaftskammer NRW. Er setzte sich beim Bullenmastforum auf Haus Düsse mit der Frage auseinander, wie kolbenarmer Mais energetisch zu bewerten ist und welche Alternativen Landwirte haben, um Fütterungslücken auszugleichen.
Dünne Maissilage aufwerten
Eine normale Maissilage der Ernte 2017 hat einen Stärkegehalt von 300 bis 350 g/kg Trockenmasse (TM) und einen durchschnittlichen Gehalt an verdaulicher Energie (ME) von 11,2 MJ/kg TM. Im Vergleich liefert Maissilage aus dem Trockenjahr 2018 je nach Standort zwischen 9 und 12 MJ ME. Kolbenarme Silage liefert wenig Energie. „Wenn Sie damit Ihre Bullen genauso füttern wie imvergangenen Jahr, behalten Sie die Tiere länger im Stall“, warnte Pries die Zuhörer und riet ihnen, ihre Maissilage untersuchen zu lassen.
Der Referent rechnete den Bullenmästern vor, wie viel Körnermais sie zukaufen müssen, um den gleichen Futterwert einer Maissilage von 2017 zu erhalten: „10 kg gute Maissilage entsprechen 7 kg kolbenarmer Silage plus 1,25 kg Körnermais plus 2 l Wasser“. Mäster können Defizite mit dem Zusatz von Körnermais oder Rindermastfutter ausgleichen. Zusätzlich zum Körnermais können der Ration Raps- oder Sojaextraktionsschrot zugefügt werden.
Pries warnte die Landwirte außerdem, dass das Fahrsilo augenscheinlich voll wirkt, aber im Schnitt ein Drittel weniger Futter in der Miete liegt als in anderen Jahren. Viele Landwirte könnten schon im April vor leeren Fahrsilos stehen. Als Faustzahl für den Bedarf an Grobfuttersilagen rechnet Pries mit 10 m3 Grobfutter je Mastbulle und Jahr.
Ganzpflanzensilage gut einsetzbar
Grassilage ist in der Bullenmast gut einsetzbar, sofern welche zu bekommen ist, so Pries. Er betonte aber auch, dass gute Ganzpflanzensilage (GPS) aus Getreide in der Rinderfütterung zu nutzen ist. So ist GPS aus Gerste fast genauso verdaulich wie Maissilage.
Der Fachmann riet den Landwirten in der Ernte zu einer Erhöhung der Stoppelhöhe, da so die Verdaulichkeit der GPS höher ist und sie einen höheren Energiegehalt hat. Nach ursprünglichen Annahmen wurde der Einsatz von Getreide- GPS in der Bullenmast nicht empfohlen, aber nach neuen Erkenntnissen ist vor allem Gersten-GPS für den Einsatz geeignet und kann zum Schließen von Futterlücken genutzt werden. Dabei liegt der optimale Erntezeitpunkt bei Gerste im Übergang von der Milchreife zur Teigreife, erläuterte Pries.
Mineralfutter ohne P-Zusatz
Gerade wegen der Düngeverordnung werden Landwirte immer mehr mit Phosphor (P)-reduzierter Fütterung konfrontiert. Vor diesem Hintergrund erklärte Dr. Peter Heimberg den Landwirten, dass kurzfristig niedrige P-Gehalte im Blutserum beim Rind erscheinen können, zum Beispiel bei geringer Futteraufnahme. Der P-Gehalt sollte deshalb nur bei gesunden und gut fressenden Tieren geprüft werden. Tierhalter sollen sich bei niedrigen Werten nicht sofort verunsichern lassen, da es laut Heimberg P-Mangel in vielen Regionen der Welt gibt, aber in Deutschland nur ganz selten. Im Normalfall kann in der Bullenmast auf Phosphor im Mineralfutter verzichtet werden.
Neben den Futterkomponenten gehörten das Fütterungsmanagement und die Fütterungstechnik zum Erfolg. Alfons Baumeister, Landwirtschaftskammer NRW, betonte, dass für ein gutes Mischergebnis eine bestimmte Reihenfolge beim Befüllen des Futtermischwagens eingehalten werden muss: Zuerst sollen Strukturkomponenten eingefüllt werden, dann Klein- und Feinkomponenten und am Schluss Grobfutter wie Maissilage. Dabei sollen höchstens Mengenabweichungen von 5 % auftreten.
Um in der Bullenmast eine gute Futteraufnahme zu erreichen, soll der TM-Gehalt unter 40 % liegen, ansonsten muss der Ration Wasser zugesetzt werden, erklärt Baumeister. Er betonte außerdem, dass Tröge nie ganz leer sein sollen, da sonst Futteraufnahme verschenkt wird.
Scharfer Wettbewerb
Deutsche Landwirte wirtschaften in einem weltweiten Markt mit unterschiedlichen Strukturen, erklärte Gunnar Rohwäder, Manager Landwirtschaft beim Schlachtunternehmen Tönnies.
Verglichen mit den Riesennationen und Toprindfleischerzeugern wie Brasilien, USA oder China ist die deutsche oder europäische Landwirtschaft „nur eine kleine Nummer“, zumindest was den Rindfleischmarkt betrifft, erläuterte Rohwäder. Aus Deutschland stammte im Jahr 2017 nur 1,2 % der weltweiten Rindfleischproduktion, im Vergleich hatten die USA einen Anteil von 12 % am Markt.
Trotzdem sieht es für die deutschen Bullenmäster nicht schlecht aus: „Rindfleisch hat in der Gesellschaft einen positiven Stellenwert. Rindfleisch ist ein Lifestyleprodukt“, fasste Rohwäder zusammen. Für die Verbraucher steht Tierwohl oft im Fokus.
Im gleichen Zuge machte er deutlich: „Tierwohl entscheidet sich an der Ladentheke. Verbraucher sparen zuallererst bei Lebensmitteln.“ Die Landwirtschaft muss den Verbraucherwunsch am Markt bedienen, aber der Verbraucher muss sich auch bereit erklären, Qualität zu zahlen. Der Tönnies-Referent machte den Landwirten gleichwohl Mut: „Moderne Unternehmer, die mit der Zeit gehen, haben alle Chancen!“