Weltmarkt oder Wochenmarkt?

Auf dem Agrarforum der Kreissparkasse Steinfurt in Südlohn warb Staatssekretär Udo Paschedag für mehr Regionalität. Für den Gießener Agrarökonomen Prof. Dr. Peter Michael Schmitz bieten die Weltmärkte mit ihrer Dynamik attraktive Absatzwege.

Paschedag betonte in seinem Vortrag, dass es künftig mehr denn je darauf ankomme, nachhaltig zu wirtschaften. Der Trend zu großen Mastanlagen in der Tierhaltung könne dabei keine Alternative sein. Denn nur Branchen, die den Wertvorstellungen der Verbraucher entsprechen, haben nach Ansicht des Staatssekretärs eine Zukunft. Einer der Bausteine für die Agrarpolitik der rot-grünen Regierung heiße deshalb „Regionalität vom Stall bis zur Ladentheke“. Der Verbraucher suche Identität und honoriere Qualitätsstandards. Das eröffne den Landwirten neue Vermarktungswege und die Aussicht auf bessere Preise. Derzeit werde geprüft, ob es sinnvoll sei, ein Qualitäts-Siegel für nordrhein-westfälische Produkte zu entwickeln.

Umstellung auf „Bio“ fördern

Außerdem ist nach Aussage des Staatssekretärs ein Bio-Boom zu verzeichnen, der ebenfalls gute Absatz-Chancen für die Landwirtschaft eröffne. „Die Nachfrage nach Bio-Produkten wird zurzeit nicht gedeckt“, so Paschedag. Das Ministerium plane, zum Beispiel mithilfe flächenbezogener Förderprämien die Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft zu unterstützen. Gleichwohl wolle man die konventionelle Landwirtschaft nicht ausbremsen. Vielmehr gehe es darum, die Agrarförderung ein Stück weit neu auszurichten, versuchte der Staatssekretär den anwesenden Landwirten zu vermitteln.

Politik sollte sich raushalten

Prof. Dr. Peter Michael Schmitz zeigte sich indes wenig einverstanden mit der Idee, staatliche Anreize für die Umstellung auf „Bio“ zu setzen. „Welche Landbauformen und Vermarktungswege ein Landwirt wählt, sollte er selbst entscheiden. Da hat die Politik sich herauszuhalten“, kommentierte er das Ansinnen und warnte als Verfechter eines möglichst freien Marktes davor, Anreizsysteme zu scharf zu setzen. An fragilen Standorten könne die sogenannte „Low-input-Landwirtschaft“, zu deutsch: Landwirtschaft mit wenig Einsatz, sinnvoll sein. Angesichts von Bevölkerungswachstum und Flächenknappheit müsse insgesamt aber intensiv produziert werden – wobei das keinen Widerspruch zur Nachhaltigkeit darstelle.

Klimaschutz müsse mit Augenmaß betrieben werden, so der Agrarökonom. Es gehe weniger darum Deutschland, „auf Teufel komm raus“ zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu machen. Das sei teuer und behindere die Wettbewerbsfähigkeit. Vielmehr müsse man sich Gedanken über Anpassungsstrategien, zum Beispiel mithilfe der Pflanzenzüchtung, an die zu erwartenden klimatischen Änderungen machen. Es sei außerdem nicht erwiesen, dass regionale Vermarktung umweltfreundlicher sei als die Vermarktung auf dem Weltmarkt.

„Die Weltmärkte haben eine unglaubliche Dynamik und sind deshalb als Absatzweg attraktiv“, betonte er. Andere Vermarktungswege sollte man als Nische sehen. Aufgrund des politisch gewollten Abbaus von Marktschutzmechanismen würden Preisbewegungen auch auf regionalen Märkten spürbar. „Der Weltmarkt kommt zu uns, dagegen können wir uns nicht entscheiden“, so der Ökonom. Deshalb sei ein freier Zugang zu modernen Technologien für die hiesige Landwirtschaft notwendig. Das schließe auch die Gentechnik mit ein. Dörte Quinckhardt

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 46/2010.