Was nützt dem Klimaschutz?

Extensivere Landwirtschaft und naturnahe Wälder – diese Forderungen helfen laut den Wissenschaftlichen Beiträten für Agrar- und Waldpolitik nicht weiter. Doch es gibt auch Kritikpunkte an der Landwirtschaft.

Die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik und für Waldpolitik setzen in der Klimaschutzdiskussion neue Akzente.

In ihrem gemeinsamen Gutachten zum Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft, das heute in Berlin übergeben wurde, erteilen die beiden Beratungsgremien einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsintensität in der Landwirtschaft ebenso eine Absage wie einer Aufgabe der forstlichen Nutzung von Wäldern.

Angesichts der günstigen klimatischen Produktionsbedingungen in Deutschland und weltweit knapper werdenden Flächen sollte Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft nicht zu einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsleistung im Inland führen, heißt es in dem insgesamt fast 500 Seiten starken Gutachten. Andernfalls, so die Beiräte, komme es zu einer Verlagerung der Produktion und von Treibhausgasemissionen ins Ausland.

19% Mehrwertsteuer auf Fleisch

Die Wissenschaftler messen in ihrer Analyse weder der Biokraftstoffproduktion noch einer Ausdehnung des Ökolandbaus oder einer Substitution von importierten Futtermitteln durch heimische Körnerleguminosen einen eindeutigen Beitrag zum Klimaschutz bei. Dies gilt auch für den Konsum von ökologisch und regional erzeugten Produkten, bei denen sie ebenfalls keinen generellen Beitrag zum Klimaschutz sehen.

Stattdessen sprechen sich die Beiräte dafür aus, den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren und schlagen vor, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf diese Erzeugnisse abzuschaffen. Empfohlen werden ferner unter anderem ein differenzierter Schutz landwirtschaftlich genutzter Moore, eine Verschärfung des Düngerechts, um die Stickstoffeffizienz zu verbessern, sowie eine Beschränkung der Bioenergieförderung auf sinnvolle Energielinien. Genannt wird in erster Linie Lignocellulose aus Kurzumtriebsplantagen.

Ausdrücklich bekennen sich die Beiräte zu einer nachhaltigen Nutzung produktiver Wälder und treten für eine Veränderung der Baumartenzusammensetzung mit einer Erhöhung des Nadelbaumanteils ein. Die Wissenschaftler plädieren dafür, möglichst langlebige Holzprodukte zu nutzen.

Verbände sehen Licht und Schatten

Der Deutsche Bauernverband (DBV) wertet das Gutachten in seiner ersten Reaktion als einen Beitrag zur dringend notwendigen Versachlichung der Klimaschutzdiskussion. Die Beiräte bestätigten die Strategie einer nachhaltigen Intensivierung in der Landwirtschaft. Nicht einverstanden ist der DBV mit der Kritik an Bioenergie auf Basis nachwachsender Rohstoffe.

Besorgt zeigte sich aber der Bauernverband über eine vorgeschlagene „Bevormundung der Verbraucher“ beim Konsum tierischer Produkte. Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) sehen Licht und Schatten in dem Gutachten. AgE