Corona-Pandemie

Was bedeutet Corona für Milchviehhalter?

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt täglich. Die Versorgung von Tieren mit Futter, aber auch durch den Tierarzt muss gesichert sein. Landwirte sollten noch mehr als sonst auf Hygiene achten und einen Notfallplan für ihren Betrieb erarbeiten.

Alle Menschen sind angehalten, Kontakte möglichst gering zu halten. Das bedeutet auf dem Betrieb: Keinen Handschlag mehr mit dem Mitarbeiter, Tierarzt oder Futtermittellieferanten. Abstand schützt alle und bedeutet moralische Fürsorge. Betriebsleiter haben die Aufgabe, ihre Mitarbeiter über die wichtigsten Hygienemaßnahmen aufzuklären:

  1. Hände häufig und für mindestens 20 bis 30 Sekunden mit heißem Wasser und Seife waschen.
  2. Nicht ins Gesicht fassen.
  3. Großen Abstand zu anderen Menschen halten, mindestens 1,5 m.
  4. Keine Begrüßung mit Handschlag oder Umarmung.
  5. Vermeiden von größeren Menschenansammlungen.
  6. Regelmäßige Desinfektion von häufig berührten Oberflächen wie Türgriffen.

Bei Betrieben mit vielen Mitarbeitern, zum Beispiel vielen Melkern, gehört zur Vorsorge, immer die gleichen Personen zusammen arbeiten zu lassen und Ablösungen so zu organisieren, dass es keine Berührungspunkte zwischen Mitarbeitern verschiedener Arbeitsgruppen gibt. Getrennte Arbeitszeiten und -bereiche betreffen auch das gemeinsame Mittagessen: Auch dafür sollten Schichten gebildet werden. Im Fall einer Quarantäne fallen dann zumindest nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig aus. Den Besuch von Praktikanten oder fremden Personen sollte der Betriebsleiter auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

Der Betriebsleiter sollte sich überlegen, welche Abläufe auf seinem Betrieb von höchster Priorität sind und welche im Notfall verzichtbar. Außerdem hat er die Möglichkeit, seinen Mitarbeitern Urlaubssperren zu verhängen und die Arbeitsstunden von Teilzeitkräften zu erhöhen.

Beratungs- oder Verkaufsgespräche sind, wenn möglich am Telefon und nicht bei direktem Kontakt zu führen oder ansonsten zu verschieben.

Wenn der Tierarzt kommt

Gerade die Versorgung der Tiere durch den Tierarzt muss weiter gewährleistet werden. Der Landwirt muss dem Tierarzt hygienisch einwandfreie Möglichkeiten zum Händewaschen bieten (Seife, Einmaltücher). Um Berührungspunkte zu vermeiden, kann er das kranke Tier vor der Ankunft des Tierarztes fixieren und während der Behandlung größtmöglichen Abstand halten. Alle Mitarbeiter oder Familienmitglieder, die nicht unmittelbar beteiligt sind, sollten sich nicht in der Nähe aufhalten. Außerdem empfiehlt es sich, Untersuchungen, die nicht unbedingt notwendig sind, zu verschieben. In der aktuellen Zeit sollte der Tierarzt keine betriebseigene Kleidung tragen, sondern Einmalanzüge und -handschuhe.

Was beachten Tierärzte?

Tierärztin Anna Lena Lindau aus Neunkirchen-Seelscheid erklärt uns, wie ihre Praxis für Rinder in Corona-Zeiten läuft. "Die Betreuung der Kühe läuft weitgehend normal, Rinder können nun mal nicht aus dem Homeoffice betreut werden", so Lindau. Dennoch hat sie einige Vorkehrungen getroffen, um sich und andere bestmöglich vor einer Infektion zu schützen:

  • Keine Begrüßung per Handschlag.
  • Größmöglichen Abstand zu Personen während der Behandlung des Tieres.
  • Möglichst wenig Personen sollten während ihrem Besuch anwesend sein (keine Kinder,...).
  • Konsequent ein Overall pro Betrieb und Einmalhandschuhe während des Aufenthaltes auf dem Betrieb. Die Handschuhe anschließend sofort entsorgen.
  • Nach jedem Betriebsbesuch gründliche Reinigung und Desinfektion von Stiefeln und Händen.
  • Abgabe von Medikamenten ohne persönlichen Kontakt, Medikament und Beleg werden hinterlegt.
  • Routinebesuche, die nicht unbedingt sofort erledigt werden müssen, verschieben.

Versorgung der Tiere mit Futtermitteln sichergestellt

Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Futtermittelwirtschaft alles daran setzt, die Versorgung der Tiere mit hochwertigen Futtermitteln sicherzustellen. „In den rund 300 Mischfutterwerken in Deutschland arbeiten die Mitarbeiter rund um die Uhr und unterstützen die Landwirte in der Versorgung ihrer Tiere zur Erzeugung von Lebensmitteln, wie Molkereiprodukte, Eier und Fleisch", macht Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung in einem Statement deutlich.

Für die Herstellung von Futter sei die Beschaffung von Rohstoffen unverzichtbar. Rund 80 % der Futterrohstoffe kommen aus Deutschland und sind somit regional verfügbar. Die Aufrechterhaltung der Logistik und freie Handelswege ist zwingend erforderlich. „Für uns als Branche, die Teil der Lebensmittelkette ist, ist derzeit vor allem die Anerkennung als unverzichtbarer Bereich und damit eine entsprechende organisatorische Unterstützung erforderlich, um die Lieferketten mit Beschaffung, Herstellung und Auslieferung der Ware für die Tierernährung und schließlich für die Tiere aufrecht erhalten zu können,“ so Baaken.

Tiervermarktung

Das Corona-Virus erreicht auch den Handel. Die folgenden Zuchttierauktionen sind für die kommenden Wochen bereits abgesagt:

  • Rinder-Union West (RUW): Absage aller Veranstaltungen bis Ende April.
  • Fleischrinder-Herdbuch Bonn (FHB): Absage der Veranstaltungen in den nächsten zwei Wochen.
  • Masterrind: Absage aller Veranstaltungen bis zum 26. April.

Die Zuchtverbände versuchen die Vermarktung ab Hof aber weitestgehend aufrecht zu erhalten.

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