Walhorn wartet auf Signale

Die Eupener Genossenschaftsmolkerei in Walhorn will gemeinsam mit dem Kooperationspartner Lactalis investieren und so ihren Standort sichern / Milchpreis nochmals gesteigert / Bezirksversammlung in Brüggen

Auf den ersten Blick gibt es keinen Grund zur Klage: Die Genossenschaft steht finanziell gesund da und der ausgezahlte Milchpreis kann sich im Vergleich zu denen der Nachbarmolkereien auch sehen lassen. Trotzdem machen sich etliche Mitglieder der Eupener Genossenschaftsmolkerei (EGM) Sorgen um die Zukunft ihres Unternehmens. Deutlich wurde das bei der EGM-Bezirksversammlung in Brüggen (Kreis Viersen) am Donnerstag der vergangenen Woche. Grund für das „Unwohlsein“ ist ein Investitionsstau am Sitz des Molkereibetriebes im belgischen Walhorn.

Partner seit 1990

Die Walhorner Molkerei agiert schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr komplett eigenständig. 1990 ging die Genossenschaft eine Kooperation mit dem französischen Großunternehmen Besnier ein, das heute den Namen Lactalis trägt. Wie EGM-Geschäftsführer Joseph Locht in Brüggen erläuterte, ging es den Walhornern damals darum, Professionalität nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Vermarktung der Milchprodukte zu sichern.

Gemeinsam mit den Franzosen gründete die EGM das Tochterunternehmen „Walhorn AG“, welches fortan die Milchverarbeitung im Molkereibetrieb übernahm, während die Genossenschaft als eine der Muttergesellschaften im Hintergrund blieb. Die EGM hält 49 % der AG-Anteile, Lactalis 51 %.

Heute agiert die Walhorn AG im Alltagsgeschäft ganz ähnlich wie eine Niederlassung oder ein Zweigwerk des privaten Molkereikonzerns Lactalis, der mit einer Gesamtverarbeitung von mehr als 14 Mrd. kg weltweit als Nummer eins der Milchbranche gilt. Auch Investitionsentscheidungen fallen in Abstimmung mit dem „großen Bruder“. Und genau hier scheint es zu haken. Jedenfalls verfügt die Walhorn AG über reichlich liquide Mittel, die technischen Anlagen sind aber zu einem guten Teil abgeschrieben oder gar veraltet. Eine grundlegende Modernisierung des Betriebes wäre sinnvoll.

Langfristige Perspektive gefordert

Die Landwirte werden langsam unruhig, weil offenbar immer noch nicht feststeht, wann und in welche Technik investiert werden soll. Welche Befürchtung dahintersteht, ist klar: Ohne Investition blutet der Standort Walhorn langfristig aus. Der Betrieb könnte möglicherweise geschlossen werden. Was würde dann mit der Milch passieren, die heute in Walhorn verarbeitet wird?

Das Jahresergebnis der Walhorn AG belief sich auf knapp 400 000 €, wobei allerdings schon gut 5 Mio. € für Prämien (Nachzahlungen) zurückgestellt worden sind. Die Investitionen lagen mit 1,65 Mio. € auf einem ähnlich bescheidenen Niveau wie die Abschreibungen mit (1,41 Mio. €). Bei einer Bilanzsumme von 68,5 Mio. € machte das Eigenkapital mit mehr als 33 Mio. € einen Anteil von 49 % aus.

Die konsolidierte Bilanz der Genossenschaft (einschließlich 49 % der AG), ergibt sich ein noch positiveres Bild: 26,3 Mio. € Eigenkapital entsprechen 53 % der Bilanzsumme. ri