Wochenblatt: Egal, ob für ein neues oder ein bestehendes Wohnhaus: Wer eine neue Heizung braucht, hat es nicht leicht. Es gibt die unterschiedlichsten Energiequellen und Techniken. Was raten Sie Verbrauchern?
Weber: Mein erster Rat: Fangen Sie mit der Entscheidungsfindung nicht zu spät an. Wer einen Neubau plant, hat die Wahl des Heizungssystems sicher frühzeitig im Blick. Bewohner eines Bestandsgebäudes verlieren ihre Heizung aber schnell aus dem Blick – zumindest solange die Bude warm ist. Geht eine alte Anlage dann kaputt, bleibt wenig Zeit. Es muss einfach schnell ein Ersatz her. Hausbesitzer wählen dann meist die Heiztechnik, die sie bereits kennen. Vielleicht wäre ein anderer Weg aber auf die Dauer kostengünstiger und umweltfreundlicher gewesen.
Besser ist es, sich rechtzeitig Gedanken zu machen. Und zwar spätestens, wenn die Heizungsanlage etwa 15 Jahre alt ist. Denn ab einem Alter von 20 Jahren ist bei Verbrennungstechnik oft eine Schallgrenze erreicht.
Wochenblatt: Worauf sollten Hausbesitzer bei ihren Überlegungen achten?
Weber: Wir leben in einer Zeit, in der sich vieles ändert. Um das Klima zu schützen, aber auch um unseren Geldbeutel langfristig zu schonen, müssen wir umdenken. Bezogen auf Heizung und Warmwasser heißt das: Den Energieverbrauch senken und wenn es eben geht, auf erneuerbare Energieträger umstellen. Vor dem Kauf einer neuen Heizung sollten Gebäudebesitzer aber zunächst alles Mögliche tun, um den Energiebedarf zu senken. Das Energie- und damit langfristig auch das Geldsparen fängt bei Gebäuden mit der richtigen Dämmung an.
Wochenblatt: Bestandsgebäude zu dämmen, ist aber nicht immer ganz einfach. Viele Hausbesitzer fürchten nicht nur die Kosten, sondern haben auch Angst vor Feuchtigkeit und Schimmel …
Weber: Das ist richtig. Bei unserer Arbeit treffen wir immer wieder Menschen, die nach einer energetischen Sanierung Probleme mit dem Raumklima oder Schimmelbefall haben. In manchen Fällen kommt es auch zu Schäden an der Bausubstanz. Das muss nicht sein.
Wer darauf achtet, dass die Dämmmaßnahmen sach- und fachgerecht ausgeführt werden und ausreichend und richtig zu lüften, kann häufig schon viele Probleme lösen bzw. gar nicht erst entstehen lassen.
Wochenblatt: Worauf gilt es, bei der Dämmung zu achten?
Weber: Bei vielen Gebäuden lässt sich der Energiebedarf durch eine Außendämmung, eine Dämmung des Daches sowie durch neue Fenster und Haustüren gefahrlos senken. Schwierig wird es bei alten Fachwerkhäusern oder denkmalgeschützten Gebäuden. Auch hier ist eine energetische Sanierung der Gebäude möglich. Aber nicht immer ist sie sinnvoll und bezahlbar.
Wochenblatt: Eine Außendämmung verändert die Ansicht des Gebäudes. Das ist nicht immer erwünscht und erlaubt.
Weber: In solchen Fällen kann eine Innendämmung eine sinnvolle Alternative sein. Allerdings muss bei einer Innendämmung vieles beachtet werden. Es kann zu groben Fehlern kommen. Verschiebt sich der Frostpunkt an die Innenwand, kann das langfristig tatsächlich zu fatalen Schäden an der Bausubstanz führen. Bei jeder energetischen Sanierung sollten Hausbesitzer deshalb Fachleute hinzuziehen. Bei Fachwerkhäusern oder denkmalgeschützten Gebäuden ist das umso wichtiger. Manchmal kann das der Architekt sein. Oft ist es aber besser, speziell ausgebildete Energieberater hinzuzuziehen. Wer einen Experten aus dem Denkmalbereich finden möchte, kann sich zum Beispiel auf der Internetseite der Kreditanstalt für Wiederaufbau, also der KfW informieren.
Wochenblatt: Wer eigentlich „nur“ auf der Suche nach einer neuen Heizung war, wird sich an dieser Stelle vielleicht erschrecken. Eine energetische Sanierung ist sehr teuer …
Weber: Natürlich. Auch aus finanziellen Gründen ist nicht immer alles möglich. Manchmal können aber auch Einzelmaßnahmen wie zum Beispiel der Fenstertausch schon eine gute Energieeinsparung erreichen. Zudem können Bauherren zum Beispiel über die KfW Fördermittel erhalten.
Was aber ganz wichtig ist: Je besser ein Gebäude gedämmt ist, umso weniger hoch ist der laufende Energiebedarf. Die Heizung kann kleiner ausfallen und die laufenden Energiekosten sinken. Denn auch wenn Gas und Öl heute noch günstig sind. Über kurz oder lang wird sich das ändern.
Auf der anderen Seite kann eine energetische Sanierung aber auch die Voraussetzung sein, die es gerade erst ermöglicht, ein Haus zum Beispiel mit einer Wärmepumpe heizen zu können.
Wochenblatt: Angenommen, die alte Gas- oder Ölheizung ist gut 20 Jahre alt, funktioniert aber noch einwandfrei. Ist es denn nun wirklich sinnvoll, sie auszutauschen? Solange sie problemlos läuft, ist doch alles gut. Und der Austausch kostet Geld, Zeit und Mühe …
Weber: Das ist natürlich so. Aber der Betrieb einer so alten Heizungsanlage, egal mit welchem Energieträger sie betrieben wird, kostet auch Geld. Und zwar mehr als nötig. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind die alten Anlagen häufig überdimensioniert. Das führt zu hohen Verlusten. Ein Kessel mit zu hoher Leistung muss immer wieder starten und stoppen. Ähnlich wie bei einem Auto im Stadtverkehr erhöht das den Energieverbrauch. Allein über den Kesseltausch alt gegen neu und gleichzeitig zu groß gegen passend kann in vielen Fällen eine Energieersparnis von 20 bis 30 % erreicht werden. Wer vorher 4000 l Öl gebraucht hat, verheizt allein durch die neue Technik 800 bis 1200 l weniger im Jahr.
Wochenblatt: Und eine Umstellung auf einen erneuerbaren Energieträger …
Weber: Das ist es auf jeden Fall immer wert, zu prüfen. Wer ein neues Haus baut, kommt in der Regel um den Einsatz erneuerbarer Energie gar nicht herum. Wie auch die konventionellen Energieträger Öl, Erd- oder Flüssiggas müssen die erneuerbaren zum Gebäude und zu den örtlichen Gegebenheiten passen. Eine Holzhackschnitzelheizung braucht ein großes Hackschnitzellager. Deshalb ist sie etwas für den Außenbereich. Holzpellets lassen sich auch in reinen Wohnsiedlungen einsetzen. Dennoch müssen auch sie trocken gelagert werden können. Solarthermie kann in der Regel nur einen relativ geringen Beitrag zu Wärme und Warmwasser leisten. Stark im Kommen sind Wärmepumpen. Allerdings lohnen diese nur, wenn das Gebäude auch mit niedrigen Vorlauftemperaturen ausreichend geheizt werden kann. Eine gute Dämmung und ausreichend große Heizkörper bzw. Fußboden- oder Wandheizung sind hierfür erforderlich.
Wochenblatt: Sind alle Bedingungen geprüft und hat der Hausbesitzer „seine“ Heizung gefunden, gibt es allerdings noch ein Problem: Heizungen auf Basis regenerativer Energie sind in der Anschaffung doch teurer als Gas- oder Ölheizung, oder?
Weber: Das ist häufig so. Allerdings sparen diese Heizungen ja auch während des Betriebs. Bei einer Wärmepumpe zum Beispiel müssen nur 25 bis rund 30 % der Energie als Strom zugekauft werden. Der Rest ist umsonst. Ich bin mir sicher, dass die Preise für Erdöl oder -gas in Zukunft stark steigen werden. Spätestens dann wird die Heizung auf Basis erneuerbarer Energie auch wirtschaftlich zum Gewinner. Eine moderne Heizung und die energetische Sanierung steigern aber heute schon den Wert einer Immobilie.
Weitere Informationen zur Energieberatung finden Sie auf den Seiten der kfw sowie Verbraucherzentrale.
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