Viel Diskussion, wenig Veränderung

Der große "Knall" ist ausgeblieben. Bei der außerordentlichen Vertreterversammlung der größten deutschen Molkereigenossenschaft Deutsches Milchkontor (DMK) sind keine weitreichenden Beschlüsse gefasst worden, die den Kurs oder die Organisation des Unternehmens ändern. Auch personell zeichnen sich kein Veränderungen ab.

Der Markt ist schwach

Den ganzen Dienstag über diskutierten mehr als 350 Delegierte in Osterholz-Scharmbeck über die Marktlage, die schlechten Milchpreise und die Gremien der Genossenschaft sowie ihrer operativ tätigen Tochtergesellschaft DMK GmbH. Die große Mehrheit scheint aber trotz der unterdurchschnittlichen Leistung des Unternehmens keinen grundsätzlichen Änderungsbedarf zu sehen.

Otto Lattwesen (65), Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft, erklärte nach der nicht-öffentlichen Versammlung, die Zusammenkunft sei wichtig gewesen, auch wenn niemand wirklich zufrieden nach Hause gehen könne. Der Markt für Milch und Milchprodukte sehe morgen eben nicht anders aus als heute. Immerhin hätten viele bedeutsame Themen diskutiert und Sachverhalte erklärt werden können. Lattwesen selbst und die Verwaltung insgesamt sowie die Geschäftsführung fühlen sich nach der Versammlung in ihrem Kurs offensichtlich bestätigt.

Bonuszahlung kommt

Mindestens zwei Anträge aus den Reihen der Vertreter sind von der Mehrheit abgelehnt worden. Zum einen ging es darum, bei der nächsten ordentlichen Vertreterversammlung im Juni die Satzung dahingehend zu ändern, dass die Kündigungsfrist von zwei Jahren auf ein Jahr verkürzt wird. Zum anderen stand das Bonussystem innerhalb des Milkmaster-Programms zur Diskussion. Der Antrag, den Bonus auszusetzen, der theoretisch bis zu 1,0 Cent/kg ausmachen kann, wurde mit 285 gegen 68 Stimmen abgelehnt. Die Gegner des Bonus hatten unter anderem bemängelt, dass kein echter Mehrerlös erwirtschaftet, sondern das Geld lediglich innerhalb der Mitgliedsbetriebe umverteilt wird.

Lattwesen erklärte weiter, dass ausführlich über die Marktlage und die Entwicklung des Unternehmens berichtet worden sei wie auch über ein Kostensenkungsprogramm, mithilfe dessen im laufenden Jahr rund 50 bis 60 Mio.€ zusätzlich aktiviert werden sollen. Darüber hinaus befasse sich ein Ausschuss für Mitgliederbeziehungen mit wichtigen Themen weitreichender Bedeutung.

1,6 Cent unter Durchschnitt

DMK hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben eine Milchpreis von 27,6 Cent/kg ausgezahlt, das waren 1,6 Cent/kg weniger als im Bundesdurchschnitt. Dabei hat das Unternehmen bereits seine Leistungsfähigkeit mehr beansprucht als in den Vorjahren, indem der Jahresüberschuss bewusst von mehr als 40 Mio. € auf etwas unter 15 Mio. € zurückgefahren wurde. Diese Summe entspricht, umgerechnet auf die Milchverarbeitung, einem Effekt von knapp 0,5 Cent/kg.

Wegen der unbefriedigenden Auszahlung stehen bei DMK rund 600 Milcherzeuger mit knapp 10 % der Milchmenge (rund 600 Mio. kg) in Kündigung. Die meisten Kündigungen werden Ende 2017 wirksam. ri

Weitere Informationen zum DMK und der Vertreterversammlung finden Sie in Wochenblatt-Ausgabe 9 vom 3. März.