Vegetationsjahr 2018/19: Warm, trocken und sonnig

Der Klimawandel lässt grüßen. Auch das abgelaufene Anbaujahr 2018/19 war von zahlreichen Wetterkapriolen geprägt. Unter dem Strich war es wieder ­wärmer, trockener und sonniger als im langjährigen Schnitt.

Ein außergewöhnliches Jahr mit vielen Rekorden – so beschreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) das vergangene Vegetationsjahr 2018/19. Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch in Nordrhein-Westfalen hat sich das bereits extreme Jahr 2017/18 in großen Teilen wiederholt. Wie im Vorjahr war es wärmer, trockener und sonniger als in der Referenzperiode 1961 bis 1990. Der Trend wird in der Übersicht deutlich: Die vergangenen drei Jahre waren alle deutlich wärmer, trockener und sonnenscheinreicher.

Herbst: Sehr, sehr trocken

Im Herbst 2018 war es in Nordrhein-Westfalen trocken, sehr trocken. Mit 95 mm wurden nicht einmal 50% des durchschnittlichen Niederschlages erreicht. Auch gehörte NRW, wie bereits im Vorjahr, mit 10,8 °C zu den wärmsten Bundesländern. Die Sonne schien mit 425 Stunden deutlich häufiger als im Schnitt. Die Besitzer von Photovoltaikanlagen mag es gefreut haben, die Ackerbauern hingegen nicht. Schlechter Auflauf von Raps und Wintergetreide sowie eine mangelnde Wirkung der Bodenherbizide waren die Folge.

Auch in den anderen Regionen sah es nicht besser aus. Deutschlandweit freuten sich die Bürger über einen Rekordherbst mit viel Wärme und Sonnenschein und erneut zu wenig Niederschlag. Nur in den Jahren 1953, 1959 und 1908 war der Herbst noch trockener.

Die Folgen der Trockenheit waren auf den Feldern sichtbar. Den Böden fehlte das Wasser, die Bodenfeuchte war auf einem denkbar niedrigen Niveau. In einigen Regionen im Osten und Südwesten Deutschlands wurden alarmierend niedrige Werte von rund 30 % nutzbarer Feldkapazität (nFK) im September gemessen. Diese Situation sollte sich auch in den folgenden Monaten nicht verbessern. Die nFK wurde tendenziell noch negativer bis in den November hinein. Hier gab es nur eine kleine Ausnahme: Lediglich im äußersten Süden Bayerns war mit 100% nFK die Welt noch in Ordnung.

Winter: Warm und nass

Der Winter fiel in Deutschland bei einer positiven Niederschlagsbilanz und einem deutlichen Sonnenscheinüberschuss erheblich zu mild aus. Damit landete er unter den wärmsten Wintern seit Beginn regelmäßiger Messung im Jahr 1881.

Auch in NRW war es mit durchschnittlich 4 °C (1,7 °C im langjährigen Mittel) sehr warm und mit 265 mm vergleichsweise niederschlagsreich. Die Sonnenscheindauer betrug 195 Stunden.

Der warme und nasse Winter war für die Ackerbauern Gold wert. Auch Raps, der vielfach schlecht und zu spät in den Boden gekommen war und nicht die notwendige Vorwinterentwicklung erreichte, konnte in den warmen Wintermonaten nachholen. Denn bis zum Eintritt in die Vegetationsruhe im Herbst hatten viele Pflanzen noch keine acht bis zehn Blätter und einen Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 10 mm etabliert. Auch die anderen Kulturen profitierten von einer längeren Vegetationsruhe.

Frühjahr: Durchwachsen

Der Frühling 2019 unterscheidet sich gegenüber dem Vorjahr: 2018 war er winterlich kalt angefangen und sommerlich heiß geendet. In diesem Jahr blieben die Temperaturkontraste geringer. Im April begann eine Trockenheit, die sich in den meisten Gebieten bei genügend Niederschlag im kühlen Mai zum Glück aber nicht fortsetzte. Insgesamt verlief das Frühjahr etwas zu warm und sonnenscheinreich bei ausgeglichener Niederschlagsmenge, meldete der DWD. Deutschlandweit traf der Frühling mit rund 185 l/m2 Niederschlag ziemlich genau sein Soll, allerdings mit großen regionalen Unterschieden von über 700 l/m2 im Schwarzwald und 70 l/m2 in der Uckermark.

NRW war mit 470 Stunden das sonnenscheinärmste Bundesland. Die Niederschläge bewegten sich mit 195 mm (–4,9%) auf einem durchschnittlichen Niveau. Aufatmen war aber nicht angesagt. Die Niederschläge im Winter und Frühjahr haben bei Weitem nicht gereicht, die Defizite des vergan­genen Jahres auszugleichen. Zum Start der Vegetationsperiode waren die Böden viel trockener als im vieljährigen Durchschnitt. Zum Vergleich: Selbst im Dürrejahr 2018 lagen die Bodenfeuchtewerte im April deutlich über denen des Jahres 2019. Das zum Teil erhebliche Niederschlagsdefizit aus dem Jahr 2018 konnte nicht ausgeglichen werden. Der Bodenwasserspeicher wurde im Winter vielerorts nicht aufgefüllt. Schon damals warnte der DWD davor, dass sich die Dürre des Jahres 2018 „wiederholen oder sogar übertroffen“ werden könne, wenn es weiter trocken bliebe. Der DWD sollte Recht behalten, wie sich im weiteren Jahresverlauf herausstellte.

Sommer: Heiß und trocken

Auch in den Monaten Juni bis August gab es Rekorde: Nach 2003 und 2018 gilt der Sommer 2019 als drittheißester seit 1881. Extreme Hitzewellen vom 24. bis zum 26. Juli mit Temperaturen über 40 °C sind vielen noch in Erinnerung. Diese haben besonders dem Weizen geschadet.

Negativrekord auch bei den Niederschlägen: Der Sommer verfehlte mit 175 l/m2 in Deutschland sein Soll um 27 %. Zwar gab es in einigen Gebieten heftige Gewitter, die trockenen Böden konnten die Wassermassen aber oft nicht aufnehmen. Vielfach kam es zu starken Erosionsereignissen. So fiel am 20. und 21. Mai in wenigen Stunden in Ostwestfalen-Lippe rund um Lemgo, Bad Meinberg und Blomberg sowie rund um Brakel erheblicher Starkregen. Besonders auf den fließempfindlichen, schluffigen Standorten in Hanglage ist wertvoller Mutterboden in die anstehenden Gräben geflossen. Die Gemeinden mussten die Erde aus den Gräben wieder herausbaggern. Viele Zuckerrüben und Maisflächen waren zudem durch den Regen zugeschlagen. Getreide, Raps oder Leguminosen blieben weitgehend verschont, hier ist das Wasser nicht geflossen.

Kräftige Gewitter am 20. Mai in Teilen Ostwestfalens haben erhebliche Erosionsschäden verursacht. Hier wurden die Kartoffeldämme abgeschwemmt. (Bildquelle: Große Enking)

Rekorde auch in NRW: Mit nur 140 l/m2 (–41,7 %) verschärfte sich auch in unserer Region die Dürre ganz erheblich. Dies trifft auch für die Temperatur und die Sonnenscheinstunden zu, die deutlich überdurchschnittlich waren.

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