Umbruch in der Fleischbranche?

Jetzt geht es in der Fleischbranche offenbar Schlag auf Schlag. Nach den Insolvenzanträgen der Lutz-Gruppe in Landsberg und der Astro (August Strothlücke) in der vergangenen Woche trifft den Gütersloher Wurstproduzenten Marten.

Jetzt geht es offenbar Schlag auf Schlag. Nach den Insolvenzanträgen der Lutz-Gruppe in Landsberg und der Astro (August Strothlücke) in der vergangenen Woche trifft es nun den Gütersloher Wurstproduzenten Marten.

Der steht zum Verkauf. Er soll zukünftig zu der Böklunder „Zur Mühlen Gruppe“ gehören; die alsbald unter dem Dach der Tönnies Familienholding agiert. Die Genehmigung der Kartellbehörden steht noch aus.

Marten erwirtschaftete mit 300 Mitarbeitern rund 45 Mio. € Umsatz im Bereich der Roh-, Koch- und Brühwürste sowie Schinken für SB-Sortimente und Bedienware. Sollte Tönnies neben der Aufnahme von Lohnschlachtungen in Badbergen (geplant sind vorerst 1200 Rinder pro Woche) auch die dortige Firma Artland Convenience übernehmen (480 Mitarbeiter), wäre das ein deutlicher Zuwachs für die Tönnies Gruppe. Sie wird übersichtlich – die Fleischbranche.

Die Gründe: Der Fleischmarkt im weitesten Sinne wandelt sich in zunehmender Geschwindigkeit. Die oft mittelständischen Fleischverarbeiter müssen bei den aktuellen Schweinepreisen deutlich höhere Einstandspreise für die Rohwaren hinnehmen (sonst geht demnächst noch mehr in den Export), ohne dass der LEH höhere Wurst- und Fleischwarenpreise akzeptiert. Wie schwierig das ist, zeigen die Schweinebäuche. Die gehen seit mehr als anderthalb Jahren zu super Preisen nach Südkorea und in das sonstige Asien, ohne dass hiesige Bauchverarbeiter höhere Preise im Inlandsgeschäft durchdrücken konnten. Erst in dieser Woche hörte man von ersten Anhebungen der Verkaufspreise, wobei einige Discounter immer noch „mauern“ – oder eben der Kunde an der Ladentheke.

Für viele Wurstsorten gilt das Gleiche. Neben höheren Einstandspreisen kämpfen auch viele Verarbeiter mit geringeren Mengenumsätzen. Der Verzehr von Schweinefleisch ist im Januar/Februar um etwa 10 % gegenüber dem Vorjahr gefallen, erst der März lief besser. Das Plus von ebenfalls etwa 10 % beim Rindfleisch im ersten Quartal gleicht das natürlich nicht aus. Und Sortimentsumstellungen zwischen Schweine-, Geflügel- und Rindfleischprodukten kosten auch erst einmal Geld, müssen beworben und in einem hart umkämpften Markt umgesetzt werden.

Für die Veredler bedeutet das: Nicht nur die Zahl der Schlachtunternehmen wird weniger, auch die nachgelagerte Verarbeitung konzentriert sich. Die Abhängigkeit von „den Großen“ der Branche wächst. Dr. Frank Greshake, LK NRW