Tönnies ändert Bezahlsystem für Eber

In einem Schreiben an seine Lieferanten hat das Schlachtunternehmen Tönnies nach Angaben der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) angekündigt, ab dem 18. Februar unkastrierte männliche Mastschweine nach einem neuen Bezahlsystem abzurechnen.

Nach Einschätzung der ISN drohen durch die geänderte Maske bei einzelnen Ebern empfindliche Abzüge, denn es wird eine schlechtere Einstufung für Tiere mit einem Muskelfleischanteil (MFA) im Bauch von weniger als 57 % sowie eine geringere Bewertung für den Lachs geben. Schweine mit hohen Bauchfleischanteilen sollen mit der neuen Maske dagegen etwas besser als bisher abschneiden.

Tönnies hat laut ISN die Umstellung mit neuen Erkenntnissen zu den Handelswerten von unkastrierten Mastschweinen begründet. Anfang 2014 hatte das Unternehmen die Ebermaske bereits so angepasst, dass weniger fleischreiche Tiere schlechter bezahlt werden. Diesen Kurs setze Tönnies jetzt fort, berichtete die ISN. Ihr zufolge können einzelne Eber mit einem zu geringem Bauch-MFA sowie zu leichtem Schinken- und Lachsgewicht im Vergleich zur alten Maske durchaus 6 Euro bis 10 Euro je Tier weniger erlösen. Besonders ärgerlich sei zudem die erneut sehr kurzfristige Änderung der Abrechnungskonditionen, kritisierte die ISN.

Dies sei insbesondere für Ebermäster problematisch, da die Vermarktungsalternativen begrenzt seien. Die Ebermaske von Tönnies habe aus Erzeugersicht im Vergleich zu derjenigen von Vion oder der Westfleisch recht gut abgeschnitten, doch nun dürfte der Vorteil passé sein, so die ISN. Das passe zu der Äußerung des Schlachtunternehmens, beim Zuwachs der Eberschlachtungen nur noch auf der Kupplung zu stehen. Im vergangenen Jahr hatten bereits niederländische Schlachter ihre Ankaufspreise für Eber wegen unzureichender Nachfrage gesenkt.

Mehrere Handelsketten, zuletzt Aldi Nord, haben angekündigt, ab 2017 kein Fleisch mehr von kastrierten Schweinen verkaufen zu wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, ohne dabei ausschließlich auf Fleisch von weiblichen Tieren zurückzugreifen, müsste sich der Marktanteil der Eber nach Expertenmeinung noch in diesem Jahr verdoppeln. Bislang ist laut ISN eine höhere Nachfrage nach mehr Eberfleisch jedoch nicht zu erkennen. AgE