Tierarzneimittel sind keine Gefahr

Eine Gefahr, dass Tierarzneimittelwirkstoffe, die über die Ausbringung von Gülle auf die Felder gelangt sind, in das Grundwasser gelangen, besteht nach einer neuen Studie des Umweltbundesamtes (UBA) nicht.

Auch unter besonders ungünstigen Standortbedingungen gelangten die Medikamente nur selten ins oberflächennahe Grundwasser, berichtet das UBA. Dennoch empfahl UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann, dass aus Vorsorgegründen der Grenzwert für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe von 0,1 µg/l im Grundwasser auch auf Tierarzneimittel übertragen werde. Bei Überschreitungen hätten die Länder so eine Rechtsgrundlage für adäquate Maßnahmen, um das Grundwasser zu schützen.

Für die Studie wurden laut Umweltbundesamt in den Jahren 2012 und 2013 an 48 Messstellen in vier Bundesländern jeweils mindestens zweimal Grundwasserproben auf 23 Wirkstoffe untersucht. Bei 39 Messstellen seien keinerlei Wirkstoffe entdeckt worden.

Bei sieben Messstellen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen habe man allerdings Sulfonamide gefunden. Die Werte waren dem UBA zufolge mit höchstens 11 ng/l allerdings sehr gering, denn der Grenz­wert für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe im Grundwasser liege mit 0,1 µg/l oder 100 ng/l zehnmal höher. Lediglich bei zwei Messstellen sei der Wirkstoff Sulfamethoxazol in Konzentrationen von mehr als 100 ng/l gefunden worden; dieser habe also über dem Grenzwert für Pflanzenschutzmittel oder Biozide im Grundwasser gelegen.

Holzmann wies darauf hin, dass das UBA in der Studie bewusst ein „Worst-case-Szenario“ angenommen und Messstellen ausgewählt habe, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Grundwasserkontamination durch Antibiotika besonders hoch sei. „Beruhigend ist, dass wir nur selten fündig wurden und die Belastung keineswegs flächendeckend stattfindet“, so der UBA-Vizepräsident. Allerdings sei ein Eintrag möglich und könne dann auch deutlich ausgeprägt sein.

Nitrat ist ein Problem

Das Hauptproblem für das Grundwasser in Deutschland ist laut Holzmann die zu hohe Belastung mit Nitrat. Dieses komme etwa mit zu viel stickstoffhaltigem Dünger auf die Felder oder stamme aus der Gülle der Mastställe und den Gärrückständen der Biogasanlagen. Was die Pflanzen nicht brauchten, werde in die organische Substanz des Bodens eingebaut oder ende als Nitrat im Grundwasser.

Rund die Hälfte aller Grundwassermessstellen in Deutschland zeigten derzeit erhöhte Nitratkonzentrationen von mehr als 10 mg/l, berichtete der UBA-Vizepräsident. Rund 15 % des Grundwassers halte gar die für Grundwasser geltende Qualitätsnorm von 50 mg/l nicht ein. Aus dem Grundwasser gewonnenes Trinkwasser sei jedoch fast allerorten unbelastet; nur 0,08 % der Trinkwasseruntersuchungen lägen in Deutschland über dem Grenzwert von 50 mg/l. „Es kann problemlos getrunken werden“, betonte Holzmann. AgE