Bei der Hyperspektralanalyse wird die Pigmentierung der Federn durch eine Bestrahlung der intakten Eier ermittelt. Das funktioniert aber nur bei Braunlegern ab dem 13. Bruttag.
Im Dezember 2019 wurde in einer französischen Brüterei eine erste Testmaschine in Betrieb genommen. Hergestellt hat sie das Unternehmen Agri Advanced Technologies (AAT) aus Visbek, das zur EW Group gehört. Die ersten Eier waren im Mai am Markt erhältlich. In wenigen Wochen soll dieser Prototyp nun durch eine serienreife Maschine ersetzt werden. Dies teilte Jörg Hurlin, Geschäftsführer von AAT, auf Anfrage des Wochenblattes mit. Auch in Deutschland wird dieses Verfahren der Geschlechtsbestimmung bald angewendet werden. Aus einer zum Unternehmen Gudendorf-Ankum gehörenden Brüterei sollen ab dem dritten Quartal Küken, die dieses Verfahren durchlaufen haben, ausgeliefert werden können.
Kein Kükentöten mehr ab 2022
Rückblick: Im Januar hatte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner nach einem Treffen mit ihrem französischen Amtskollegen verkündet, bis Ende 2021 komplett auf das Kükentöten verzichten zu wollen. Frankreich, so betonte Didier Guillaume, habe das gleiche Ziel.
Das Ziel ist ambitioniert. Etwa 45 Mio. männliche Küken der Legehennenlinien werden in Deutschland pro Jahr direkt nach dem Schlupf getötet. Im größeren Stil funktioniert bisher jedoch lediglich die Geschlechtsbestimmung mittels Hormonanalyse am 9. Tag. Das vom Unternehmen Seleggt, zur Rewe Group gehörend, angewendete System ist nur in einer Brüterei in Barneveld/Niederlande etabliert. Die Anzahl der respeggt-Legehennen soll von aktuell 1 Mio. Tiere auf bis zu 4 Mio. Ende 2020 ansteigen, teilte die Rewe Group im April mit. Außerdem könnten in Deutschland nach derzeitigen Prognosen bis zu 5 Mio. Bruderhähne/Jahr aufgezogen werden.
Methode nur für Braunleger
Bei der nun bei Braunlegern angewendeten Methode können mehr als 20 000 Eier pro Stunde die Geschlechtsbestimmung durchlaufen, sagte Hurlin. Die Genauigkeit der Methode soll über 95 % betragen. Doch wird das Verfahren in einer Zeitphase angewendet, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in einer Grauzone liegt, was das Schmerzempfinden beim Embryo angeht. Auch weil die Methode nur bei Braunlegern funktioniert (Hähne haben weiße Federn), gilt sie in Deutschland lediglich als Brückentechnologie bis andere Verfahren praxisreif sind. Während in Deutschland etwa 45 % aller Legehennen Braunleger sind, beträgt der Anteil in Frankreich über 90 %.
Die von AAT ebenfalls vorangetriebene Geschlechtsbestimmung mittels Raman-Spektroskopie am geöffneten Ei weist derzeit noch zu hohe Fehlerquoten auf, teilte Hurlin mit. Vorteil dieser Methode: Sie wird am 4. Bruttag durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt kann ein Embryo Studien zufolge noch keinen Schmerz empfinden.
Beim Biotech-Unternehmen Planton in Kiel wird aktuell an einem PCR-Verfahren geforscht. Dieses soll eine Genauigkeit von 99 % haben und am 5. Bruttag durchgeführt werden. Praxisreif ist es noch nicht. An der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe wird an einem weiteren Verfahren geforscht. Die Fluoreszenzspektroskopie am 3. bis 6. Bruttag erfordert ein 2 mm großes Loch in der Kalkschale.
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