In jedem Haushalt heißt es bis spätestens 2032: analoge Stromzähler raus – digitale rein. Die neuen Messgeräte sollen eine intelligente Verknüpfung zwischen Stromangebot und -nachfrage ermöglichen. Mit ihrer Hilfe ist beabsichtigt, mehr erneuerbare Energien in den Strommix zu integrieren. Der Einbau der neuen Zähler ist für den Kunden generell gebührenfrei. Dennoch können erhebliche Kosten für den Umbau des alten Zählerschrankes entstehen.
Teils erhebliche Kosten
Jeder Stromkunde zahlt für seine Messeinrichtung eine jährliche Gebühr. Für einen herkömmlichen, analogen Zähler beträgt sie in NRW 8 bis 14 € (brutto). Der moderne, digitale Zähler schlägt in Zukunft mit maximal 20 € zu Buche. Alle Stromverbraucher werden ein solch digitales Messgerät bekommen. Ausnahmen sind im Gesetz nicht vorgesehen. In einigen Fällen macht der Einbau eines digitalen Stromzählers einen neuen Zählerschrank erforderlich. Nach Angaben der Verbraucherzentralen trifft das etwa ein Viertel aller Haushalte, besonders häufig in Gebäuden aus der Zeit vor 1965. Die Umbaukosten in Höhe von mehreren Tausend Euro muss der Anschlussnehmer selbst tragen.Trotz der teils hohen Kosten können sich Verbraucher in Deutschland, im Unterschied zu anderen europäischen Ländern, nicht gegen einen beschlossenen Einbau wehren. Die digitalen Stromzähler bieten auch Vorteile. Neben der Anzeige des aktuellen Stromverbrauchs speichern sie für zwei Jahre separat die Verbrauchswerte tages-, wochen-, monats- und jahresweise. Stromfresser können folglich leichter identifiziert und eliminiert werden.
Ab 6000 kWh wird’s smart
Der einfache digitale Zähler ist die Variante für den Durchschnittshaushalt. Abnehmer mit mehr als 6 000 kWh Strom jährlichem Verbrauch und Stromerzeuger, deren Anlage über eine installierte Leistung von mehr als 7 kW verfügen, erhalten ein „intelligentes Messsystem". Sie benötigen zusätzlich zum digitalen Stromzähler eine Kommunikationseinheit (Smart-Meter-Gateway). Diese Schnittstelle kann die Verbrauchswerte direkt an den Netzstellenbetreiber bzw. den Stromversorger senden. Das System, das sogenannte „Smart Meter", verursacht bei den Kunden teils deutlich höhere Kosten (Details finden Sie in der Ausgabe 20/2020).
Smart Meter – Smart Home
Die neue Generation smarter Strommesssysteme lohnt für Kunden mit einem sogenannten „Smart Home". Die „intelligenten Häuser" verfügen über intern digital miteinander vernetzte Haustechnik, Haushaltsgeräte und Dienstleistungen. Mittels einer zentralen Steuerungseinheit können so beispielsweise einzelne Geräte von unterwegs per Smartphone bedient werden. Das Smart Home wird noch schlauer, wenn die elektrischen Geräte nicht nur untereinander verbunden sind, sondern auch auf Informationen des Strommarktes reagieren können. Das heißt: Wenn die Versorger die tageszeitabhängig variierenden Strompreise an die Haustechnik kommunizieren, können stromintensive Geräte in Zeiten niedriger Preise aktiviert werden. Ein digitaler Stromzähler allein reicht dafür nicht aus. Es muss ein kommunizierendes Smart Meter eingebaut sein.
Konzessionsabgabe sparen
Die Maschinenringe Deutschland sehen einen weiteren Vorteil in der Nutzung der intelligenten Messsysteme auf landwirtschaftlichen Betrieben. Sie stützen ihre Einschätzung auf ein Ende 2018 gestartetes Pilotprojekt der Betriebshilfsdienste Coesfeld und Warendorf. Sie haben mit 20 Landwirten Stromverbrauch, Lastspitzen sowie Einsparmöglichkeiten analysiert und optimiert. Besonderes Potenzial sehen die Verantwortlichen bei der Konzessionsabgabe. Eine staatliche Abgabe, die vom Netzbetreiber an die Kommunen abgeführt wird und sich je nach Einwohnerzahl für Tarifkunden auf 1,32 bis 2,39 Cent/kWh beläuft. Sondervertragskunden hingegen zahlen mit 0,11 Cent/kWh deutlich weniger. Um diesen besonderen Status zu erhalten, müssen Stromkunden in mindestens zwei Monaten je einmal Leistungsspitzen über 30 kW haben undim Jahr mehr als 30 000 kWh Strom verbrauchen. Der Nachweis dieser Spitzen war bislang nur großen Stromkunden (häufig >100 000 kWh/Jahr) vorbehalten, die über die registrierende Leistungsmessung, kurz RLM, erfasst werden. Mithilfe der intelligenten Messtechnik können in Zukunft auch Betriebe mit geringerem Stromverbrauch die notwendige Dokumentation erbringen und sparen. Das Projekt zeigte bei fünf der 20 Pilotbetriebe eine jährliche Ersparnis von 328 bis 1048 €.
Fernablese und Daten
Für die Fernablese der Verbrauchswerte ist ein smartes Messsystem notwendig. Während die digitalen Stromzähler weiterhin vor Ort abzulesen sind, geht das bei kommunizierenden Geräten aus der Ferne. Der Energieversorger ist verpflichtet, den Kunden eine monatliche Verbrauchsinformation kostenfrei bereitzustellen. Dazu sendet das Smart Meter bei Kunden mit einem jährlichen Verbrauch von mehr als 10 000 kWh und bei Stromeinspeisern jeden Tag ein Protokoll, aufgeschlüsselt in 15-Minuten-Intervalle, an den Energieversorger und den Netzbetreiber. Für die Übertragung der Daten werden derzeit verschiedene Kommunikationswege diskutiert: das Telefonnetz, die Mobilfunknetze oder das Stromnetz. Eine abschließende Entscheidung steht in dieser Frage noch aus. Fest stehen hingegen zwei Dinge: Um die Daten an den Stromversorger zu melden, ist kein WLAN im Haus erforderlich. Weiterhin gibt es auch in Zukunft nicht die Möglichkeit, bei unbezahlten Rechnungen den Strom aus der Ferne abzuschalten.
Lesen Sie hier, wie Sie Ihre Stromkosten senken können: