Stern-TV: Heimliche Videos aus Sauenbetrieb

Zwei Youtuber sind mehrfach in einen Sauenbetrieb in Drensteinfurt eingebrochen und haben Filmaufnahmen gemacht. Nachdem diese bei Stern-TV ausgestrahlt wurden, hatte das Deutsche Tierschutzbüro zu einer Demo vor dem Sauenbetrieb aufgerufen.

Heimlich gedrehte Aufnahmen aus einem Sauenbetrieb in Drensteinfurt – eine Woche nach der Erstankündigung hat der Sender RTL die Bilder dann am vergangenen Mittwoch im Fernsehmagazin Stern TV ausgestrahlt. Auch das Deutsche Tierschutzbüro präsentiert Teile des Material auf seiner Internetseite unter dem Kampagnentitel „Youtube undercover“. Beteiligt sind zwei vegane Youtuber. Diese waren mehrfach nachts durch eine nicht abgeschlossene Tür in den Sauenstall eingebrochen. Mehrere heimlich angebrachte Kameras zeichneten in vier Ställen im Oktober und November über 2000 Stunden Stallalltag auf. Die ausgestrahlten Aufnahmen zeigen tote und verletzte Schweine sowie die nicht tierschutzgerechte Tötung von Ferkeln. Außerdem bemängeln die Aktivisten Hygienemängel und zu enge Kastenstände. Dies Videomaterial ist inzwischen der Staatsanwaltschaft und dem Veterinäramt Warendorf übergeben worden.

Anzeige gestellt

Das Deutsche Tierschutzbüro hat Anzeige beim Veterinäramt sowie Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster gestellt. Zudem werden Nutzer der Web-Seite aufgefordert, online Strafanzeige zu stellen. Das hat zwar keine strafverschärfende Wirkung, soll aber den Druck auf die Staatsanwaltschaft erhöhen. Das Tierschutzbüro macht es den Lesern einfach: Sie müssen lediglich Name, Vorname und Email-Adresse eintippen. Den Text der Strafanzeige hat das Tierschutzbüro hinterlegt und wirbt: „Du (wirst) nicht als Zeuge*in geladen ... und es gibt auch keine Nachteile für Dich.“ Bis Anfang der Woche haben über 1300 Personen davon Gebrauch gemacht.

Doch nicht nur zur Strafanzeige, sondern vor allem zum Spenden werden die Besucher der Seite aufgefordert. Bei Anklicken des Buttons „Rette diese Tiere jetzt!“ ploppt ein Spendenaufruf auf mit konkreten Zielen. So kann der Spender wahlweise für 150 € weitere Undercover-Recherchen unterstützen, mit 80 € helfen, juristisch noch mehr für Tiere zu erreichen oder mit 40 € weitere Tiere retten.

Demo spärlich besucht

Am Tag nach der TV-Ausstrahlung hatte das Deutsche Tierschutzbüro zu einer Demo vor dem Sauenbetrieb eingeladen. Nur eine Handvoll Aktivisten folgten dem Aufruf – fast alle mit den blauen Jacken des Tierschutzbüros, fast alle mit PKW-Kennzeichen aus dem Umkreis von St. Augustin, dem Sitz des Tierschutzbüros.

Direkt nach Eingang der Anzeige hat das Kreisveterinäramt Warendorf den Betrieb mit drei Kontrollteams auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz kontrolliert und sofortige Verbesserungen angeordnet. Mehrere Maßnahmen werden gerade umgesetzt oder sind schon umgesetzt worden. Dazu gehören:

  • Mehr Beschäftigungsmaterial und Nistmaterial für die Sauen,
  • Verbesserung der Beleuchtung,
  • Anschaffung einer C02-Box, um nicht überlebensfähige Ferkel schonender zu töten,
  • Defekte an der Einrichtung, die zu Verletzungsgefahr führen konnten, wurden behoben.

Größere bauliche Maßnahmen wie die Vergrößerung der Kastenstände sind angeordnet, können aber nicht in wenigen Wochen umgesetzt werden. Zudem wird die Thematik der Kastenstandhaltung von Sauen öffentlich diskutiert. Eine erneute Beratung des Verordnungsentwurfs in den Bundesgremien ist für Januar 2020 geplant.

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