Stalleinbruch: Was tun?

Auch wenn es schwer fallen mag: Einschüchtern lassen will sich Rainer Meyer aus Bad Oeynhausen nicht. In seinen Schweinestall wurde kürzlich eingebrochen. Auch Drohbriefe kommen. Trotzdem hat der Landwirt sofort offensiv reagiert.

Der Schreck war am Morgen des 25. August groß, als Stephan Schmidt bemerkte, dass in den Schweinestall seines Arbeitgebers gewaltsam eingebrochen worden war. Und auch heute, fast vier Wochen nach der Tat, kreisen die Gedanken des 24-jährigen Agrarbetriebswirtes noch oft um das Thema, wenn er sich zum Stallrundgang aufmacht. "Ein mulmiges Gefühl bleibt. Man ist verunsichert und ohne Taschenlampe gehen wir abends nicht mehr über den Hof“, beschreibt Schmidt seine Gedanken. Veröffentlichte Aufnahmen gibt es bisher noch nicht.

Gezielte Einschüchterung von engagierten Landwirten?

„Möglicherweise war genau das das Ziel des Stalleinbruchs“, mutmaßt Kreislandwirt Rainer Meyer. Ihm gehört der betroffene Maststall in Bad Oeynhausen-Dehme. Vor fünf Jahren hat er diesen an seinen Berufskollegen Christoph Kerlen verpachtet. Damals war Stephan Schmidt Auszubildender bei Kerlen. Mittlerweile hat der junge Mann seinen Fachschulabschluss gemacht und ist für die Biogas­anlage und im Maststall tätig.

Ehren­amtlich engagiert sich Schmidt im Landesvorstand der Land­ju­gend und als stellvertretender Vorsitzender im WLV-Kreis­verband Minden-Lübbecke. Sein offensives Eintreten für die Landwirtschaft scheint ihn jetzt zur Ziel­scheibe militanter Tierschützer gemacht zu haben, vermuten Meyer und seine Berufskollegen aus der Region.

Schon der dritte Drohbrief – Anspielung auf Schulze Föcking

Jedenfalls hat Schmidt vor dem Stall­einbruch auf Meyers Hof zwei anonyme Drohbriefe erhalten. Darin wird er als Tierquäler und Umweltverschmutzer beschimpft. Außerdem wird in den Briefen mit der Veröffentlichung diskreditierender Aufnahmen aus dem Stall gedroht.

Zitat aus dem Drohbrief
Bilder aus den Ställen der Ministerin waren nur der Anfang. Warte ab, bis wir auch bei dir mit Kameras waren und Missstände aufdecken. Fotos in der Presse kommen immer gut.“

Die Briefe wurden ohne Umschlag in Schmidts Postkasten geworfen. Das deutet auf eine gewisse Ortskenntnis. Zwei Wochen nach dem zweiten Schreiben folgte dann der entdeckte Stalleinbruch.

Selbst die Presse einschalten

Nachdem der Einbruch entdeckt wurde, waren sich Meyer, Kerlen und Schmidt einig, die Sache öffentlich zu machen. Umgehend wurde die Polizei informiert und Strafanzeige gegen unbekannt gestellt (bislang ohne Ergebnis).

Des Weiteren kontaktierte der Landwirt nach Rücksprache mit der WLV-Rechtsabteilung direkt die örtliche Presse. Schließlich hatten die Schreiber des Drohbriefes mit Veröffentlichungen gedroht. „Um dem zuvorzukommen, sind wir in die Offensive gegangen und haben die Vertreter der heimischen Tageszeitungen zum Ortstermin gebeten. So konnten wir ihnen zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben und hier eine ganz normale Schweinehaltung betrieben wird“, so Meyer.

Was wollen die Täter erreichen?

Bisher sind keine Bilder aus dem Stall aufgetaucht. Die Landwirte wissen auch nicht, ob überhaupt Auf­nahmen entstanden sind und für wen bzw. welchen Zweck diese gedacht sind oder waren. Deshalb bleibt der Stalleinbruch ein Stück weit rätselhaft: Wollen die Täter durch solche Aktionen gezielt das Ehrenamt und insbesondere junge, positiv zur Landwirtschaft eingestellte Personen einschüchtern? Ist das Ganze als politisches Druckmittel gedacht wie im Fall der NRW-­Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking? Rainer Meyer und Stephan Schmidt wissen es nicht.

Und dann: ein 3. Drohbrief vor Redaktionsschluss

Der Gang in die Öffentlichkeit ist nicht angenehm, aber weg­ducken hilft in solchen Fällen nicht weiter und vergrößert die Unsicherheit, so die Betroffenen. „Moralisch ist das Verhalten der Einbrecher zutiefst verwerflich“, findet der Landwirt: „Hier wird im Verborgenen gearbeitet. Durch die Stall­einbrüche werden Ängste geschürt und Druck aufgebaut, statt die offene Diskussion zu suchen.“

Die Geschichte scheint indessen noch nicht ausgestanden: Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe (38/17) hat Stephan Schmidt am frühen Montagmorgen einen dritten Drohbrief hinter dem Scheiben­wischer seines Autos gefunden. Darin wird er erneut als Tierquäler beschimpft und mit Konsequenzen gedroht. (Heinz Georg Waldeyer)

Den vollständigen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Ausgabe 38/2017 auf Seite 19.