Schieben, kauen, wühlen

Spielzeug für Schweine

Ein abwechslungsreiches, kostengünstiges, robustes Spielzeug für den Maststall – Carina Bietenbeck aus Borken hat in ihrer Projektarbeit für die Fachschule eine Alternative für Selbermacher ausgetüftelt.

Mit „normalem“ Spielzeug wird Schweinen schnell langweilig. Nach dem ersten Aha-Effekt liegt oder hängt es meist unbeachtet in der Bucht. Damit wollte Carina Bietenbeck aus Borken sich nicht abfinden. Die Landwirtstochter hatte sich für ihre Projektarbeit in der Fachschule vorgenommen, besseres Schweinespielzeug zu entwickeln. He­rausgekommen ist ein „Dauerbrenner“, der im heimischen Maststall von den Schweinen bestens frequentiert wird.

Wühlen und kauen wie in der Natur

Vorlage war die Natur, wo Schweine sich viele Stunden mit der Futtersuche beschäftigen. Hauptattraktion ist dabei das Wühlen und Kauen. Wichtig war der Schülerin zudem, dass das Spielzeug die Schweine durch Geräusche anlockt.

Holz war Bietenbecks Favorit, da Schweine darauf kauen können. Fichte, da es ein weiches Holz mit Eigengeruch ist. Durch ein Kunststoffrohr wollte sie den Stallgeruch abschirmen, um es interessanter für die Schweine zu halten. Es sollte nicht auf dem Boden liegen, um nicht zu verschmutzen. Stattdessen sollte das Ganze pendeln und so möglichst viele Schweine motivieren.

So wird's gemacht

Dazu hängte die Bauerntochter ein KG-Rohr an einer Kette über der Bucht auf. An der Fichtenlatte befestigte sie ebenfalls eine Kette. Diese ist durch einen Karabinerhaken mit der Aufhängung des Rohrs verbunden. Dadurch hat die Holzlatte so viel Spiel, dass die Schweine sie im Rohr auf und ab bewegen können.

Um den Aufforderungscharakter zu erhöhen, hängt in der Nachbarbucht das gleiche Spielzeug. Beide sind über eine Wippe gekoppelt. Sind die Schweine auf der einen Seite aktiv, lockt die Bewegung von Rohr, Holz oder Kette auch die Kollegen der anderen Bucht zum Spielplatz.

Das Resultat ist erstaunlich. Das Rohr bietet viel mehr als nur den Schutz des Holzes. Die Schweine sind fasziniert davon, mit dem Rüssel Holzlatte oder KG-Rohr hochzuwerfen. „Das bewegliche Holz löst bei den Tieren den Wühltrieb aus“, urteilt Boris Bergmann. Er hat als Fachlehrer Carinas Projektarbeit betreut. Der Einsatz seiner Schülerin hat ihn beeindruckt.

Spielzeug auf dem Prüfstand

Um die Attraktivität des Spielzeugs nicht nur subjektiv zu beurteilen, hat Carina Bietenbeck eine Woche lang die Schweine in der Versuchsbucht gefilmt. Anschließend hat sie die Videos ausgewertet. Wie viele Tiere beschäftigen sich mit dem Versuchsmodell? Wie lange sind sie aktiv? Wann sind sie besonders spielfreudig? Locken Geräusche oder Bewegung Kumpels an?

Als Vergleichsmaßstab diente eine Vollkunststoffkugel, die ebenfalls an einer Kette aufgehängt war. „Die Auswertung war ein Riesenaufwand“, erinnert sich die Fachschülerin. Viele Stunden saß sie im abgedunkelten Büro, um Videos zu sichten und als Statistik auswertbar zu machen. Ihre Erkenntnisse:

  • Die Mastläufer fanden das selbst gebaute Spielzeug hochinteressant.
  • Sie spielen damit nicht nur am ersten Tag, sondern auch in der Folgezeit sehr intensiv.
  • Mit dem selbst gebauten Spielzeug beschäftigten sich die Schweine dreimal so lange wie mit der Beißkugel.
  • Wenn Schweine zum Fressen, Saufen oder Laufen aufgestanden sind, haben sie sich vorm Hinlegen zumindest kurz, oft aber auch länger mit dem Spielzeug beschäftigt.