Milchmarkt

Sorgenkind Milchpreis

Im Mai lag der Auszahlungspreis für Milch nur bei etwas mehr als 30 Cent. Das reicht nicht bei stetig wachsenden Anforderungen an die Landwirte.

Drei Themen bereiten Rinderhaltern große Sorgen: Das Grundfutter ist nach den vergangenen Dürresommern knapp und teuer. Mancher Milchviehhalter füttert bereits den ersten Schnitt Grassilage aus diesem Jahr. Zweitens lag der Milchpreis im Mai nur bei etwas mehr als 32 Cent. Corona führt zu massiven Verwerfungen auf dem Markt. Und drittens stehen viele Landwirte vor hohen Investitionen in Fahrsiloanlagen oder Güllelagerraum. „Umso mehr ärgert es uns, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die Preise drückt. Aber im gleichen Zuge immer höhere Anforderungen an die Milchviehhalter stellt“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Hubertus Beringmeier, auf der heutigen Pressekonferenz auf dem Betrieb Hueske in Südlohn.

40 Cent/kg Milch sind nötig

„Der Milchpreis müsste bei 40 Cent/kg Milch liegen, wir sind aber bei etwa 33 Cent/kg. Für Juni rechnen wir mit sinkenden Preisen“, so der WLV-Präsident. Corona hat auf dem Markt vieles durcheinander gebracht (wir berichteten): „Die Nachfrage nach Milchprodukten im LEH war gut, aber im Export- und Gastronomiebereich kam es zu erheblichen Einbrüchen“, so Beringmeier.

Wilhelm Brüggemeier, WLV-Vizepräsident, fügt hinzu: „Insgesamt wurde die Milch aber gut verarbeitet und trotzdem hat der LEH großen Druck auf die Milchpreise ausgeübt. Das war nicht notwendig.“

Weiter sieht der Vertreter der Milchbauern ein Problem in den hohen Auflagen für Siloanlagen und Güllelagerraum: „An die Anlagen für die Landwirtschaft werden die gleichen Anforderungen gestellt wie an die chemische Industrie.“ Darin sieht er einen Nachteil im Wettbewerb mit den anderen europäischen Ländern.

Planungssicherheit wichtig

Landwirtin Bettina Hueske betreibt gemeinsam mit ihren Eltern einen Betrieb mit 130 Milchkühen in Südlohn, Kreis Borken. 2015 hat die Familie einen neuen Stall mit viel Komfort für die Kühe und eine neue Fahrsiloanlage gebaut. „Ich möchte gerne weitere Investitionen in Richtung Tierwohl tätigen, aber mir sind die Hände gebunden“, erklärt die 28-jährige Bettina Hueske ihre Situation. Gerade junge Hofnachfolger benötigen Planungssicherheit.

Die Milchviehhalterin betreibt mit viel Herzblut Öffentlichkeitsarbeit und hat jedes Jahr viele Besuchergruppen auf ihrem Betrieb. Außerdem berichtet sie aus ihren Alltag als Landwirtin auf Instagram und Facebook. Hueske hofft, dass Corona den Menschen die Bedeutung von heimischen Lebensmittel wieder näher bringt.

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