Tag der Bullenmast in Lingen

Sicherer Umgang mit den Bullen

Bullen müssen umgetrieben und verladen werden. Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Wie der Umgang sicher funktioniert, erklärte Manfred Eggers am Tag der Bullenmast in Lingen.

"Wenn ein Bulle angreift, will er Opfer, keine Gefangenen." Das stellte Manfred Eggers, Rindertrainer bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft in Hannover, direkt zu Beginn seines Vortrages am Donnerstag beim Tag der Bullenmast in Lingen fest. Im Jahr 2018 gab es in Deutschland etwa 6300 gemeldete Unfälle mit Rindvieh, fünf tödlich verlaufende. Die meisten Unfälle passierten in Bayern, dann folgt auch schon Niedersachsen.

Wichtige Regeln zum Umgang mit Bullen

"Bei Mastbullen hat keine Sozialisierung stattgefunden. Sie sind viel weniger an den Menschen gewöhnt als Milchkühe", erklärte Eggers den 250 Zuhörern. Er riet den Mästern, mit den Bullen nicht in direkten Kontakt zu treten. Für den eigenen Schutz gibt es wichtige Regeln:

  • "Rinder wollen dorthin gehen, wo sie hergekommen sind." Das sollten Landwirte immer bedenken.
  • Treibegang: Beim Neubau eines Stalls, sollte ein Treibegang integriert werden. Es gibt aber auch Möglichkeiten, einen Treibegang mit Gittern im Stall nachzurüsten. Sie werden nur bei Bedarf aufgestellt und nehmen ansonsten keinen Platz in der Bucht weg. In vielen Ställen werden die Bullen über den Futtertisch getrieben. "Kein Bulle geht freiwillig über eine Stufe und dann auch noch über den beschichteten Futtertisch", so Eggers.
  • Verladerampe: Der Treibegang kann mit einer Verladerampe verbunden werden. Dann müssen die Tiere beim Verladen nicht auf eine steile Rampe. Manche Betriebe haben einen Treibegang, der über den Hof führt um die Rinder vom Stall zur Verladerampe zu bekommen. Dann ist laut Fachmann der Einbau von Trenntoren zu empfehlen, damit die Bullen sich nicht rückwärts laufen können.
  • Personenschlupf: Die eigene Sicherheit ist wichtig. Im Treibegang können kleine Personenschlupfe integriert werden. "35 cm ist die passende Größe. Da passt notfalls jeder durch."
  • Mobile Viehtreiber: Der Viehtreiber kann in die Bucht gefahren werden und die Tiere heraustreiben, ohne dass menschlicher Kontakt mit den Bullen notwendig sei. Der mobile Viehtreiber lässt sich an den Frontlader hängen und ist über den Schnellwechselrahmen und die Hydrauliksteckverbindung in maximal fünf Minuten einsatzbereit.

Globaler Rindfleischmarkt mit positiver Tendenz

"China nimmt viel Druck aus dem globalen Rindfleischmarkt. In den vergangenen drei Jahren importierte China deutlich mehr Rindfleisch als vorher", erklärte Mathias Klahsen, Fachreferent Markt von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Für die Produktion von Rindfleisch im Jahr 2020 prognostizierte er für die EU einen Rückgang von ungefähr 1 %. Der übliche Marktmechanismus ist, dass die Preise bei einem geringerem Angebot steigen. Allerdings gab es in diesem Jahr einen Produktionsrückgang von 5,2 % und trotzdem schlechtere Preise.

"Um im Jahr 2050 die Weltbevölkerung zu ernähren, müsste die landwirtschaftliche Produktion um 50 % gesteigert werden." Gleichzeitig verlagern sich Produktionsstandorte in Richtung Norden und "Russland könnte der Bauernhof Asiens werden", vermutete der Marktfachmann.

Rindfleischmarkt in Deutschland

Der Rindfleischsektor profitiere in Deutschland von stabilen Verbrauchergewohnheiten, Nachfrage und Interesse seien positiv. "Rindfleisch ist im Trend, vor allem Burger", erläuterte Klahsen. Hackfleisch sei besonders nachgefragt, allerdings wird es überwiegend aus Kuhfleisch, nicht aus Fleisch vom Jungbullen hergestellt. Biorindfleisch wurde im Jahr 2018 zwar mehr nachgefragt (+7,2 %), aber insgesamt liegt der Marktanteil von Biofleisch gerade mal bei 2 %, beim Rindfleisch bei 5 %.

Die Produktion in diesem Jahr liege bisher 2 % unter dem Vorjahresniveau, allerdings sind auch die Preise für R3- und O3-Bullen deutlich unter dem Vorjahr. Das könnte an dem "fünften Viertel" beim Rind liegen. Der Wert von Fleckviehfell zum Beispiel sei von 200 € auf 50 € gesunken.

Das meiste Rindfleisch wird laut Klahsen anders als viele denken aus den Niederlanden (86.000 t), Frankreich (39.000 t) und Polen (34.000 t) nach Deutschland importiert und dann folgt erst Argentinien mit 25.000 t.

Anna Lena Menkhaus stellte ihren Betrieb mit Fresseraufzucht beim Tag der Bullenmast vor. Lesen Sie in der nächsten Wochenblatt-Ausgabe die Reportage.


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