Am Schweinemarkt herrscht euphorische Hochstimmung, obwohl die Nachfrage in Europa saisonüblich schwach ist. Auch der Chinaexport stockt aufgrund logistischer Probleme, Lagerbestände werden aufgebaut. Aber das kleine Angebot an Schlachtschweinen reicht einfach nicht aus. Weitere Preissteigerungen sind möglich. Doch die Luft wird spürbar dünner.
Damit steigt das Risiko für Mäster, finanzielle Verluste einzufahren. Ferkel sind momentan mehr als knapp, Mäster müssen derzeit rund 110 €/Ferkel frei Stall investieren, inklusive aller Zuschläge und der Mehrwertsteuer. Kann man mit so teuren Tieren noch Geld verdienen?
Die augenblickliche Marktlage weist Parallelen zum niederländischen Schweinepestzug 1997 auf. Im Mai kosteten Ferkel damals 160 DM, Schlachtschweine über 4 DM/kg. Ein Jahr später waren die Kurse wieder auf Normallevel.
Halb Asien muss importieren
Die Ursachen der jetzigen Hausse sind völlig anders gelagert. Chinas Schweinefleischimporte bewegen sich wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf Rekordniveau. Allein im letzten Jahr hat China aufgrund des Produktionsausfalls rund 3 Mio. t Schweinefleisch, Nebenprodukte und Innereien importiert.
Doch nicht nur China ist von der ASP betroffen, sondern weitere 12 bis 15 asiatische Länder. Auch die importieren große Mengen Schweinefleisch, vor allen Dingen aus den USA und Europa. Zusätzlich ist Japan auf steigende Importe angewiesen. Dort flackert die Klassische Schweinepest immer wieder auf. Diese Lücke wird derzeit vor allem durch Dänemark abgedeckt. Entsprechend sind die Preisprognosen dänischer Marktbeobachter für 2020 sehr positiv.
Ferkel mehr als knapp
Dies erklärt die hohe Preisdifferenz zwischen der dänischen und der deutschen Ferkelnotierung. Die dänische Exportnotierung für 30-kg-Ferkel steht derzeit bei über 90 € – über 10 € höher als die deutsche Nord-West-Notierung, mit 80,50 € für 25-kg-Ferkel.
Nach Jahren steigender Ferkelimporte könnte der Ferkelhandel mit Dänemark jetzt einbrechen. Denn Dänemark will in diesem Jahr möglichst jedes Ferkel im eigenen Land mästen, um sich gegenüber der ASP abzuschotten. Importeure aus Polen, Deutschland und anderen Ländern werden daher in Dänemark mit erheblichen Preisaufschlägen zur Kasse gebeten.
Deutsche Mäster fragen sich daher, ob sie auf jede Preisforderung eingehen sollen. Bei aktuellen Ferkel- und Futterkosten sind deutlich über 2 € erforderlich, um die Vollkosten zu decken. Sind solche Preise im Frühsommer 2020 realistisch? Zudem müssen Mäster einkalkulieren, dass die Kosten für Ferkel weiter steigen, eventuell auch für Futter.
Das augenblickliche Preishoch am deutschen Schweinemarkt ist Folge des knappen Lebendangebots. Die beiden letzten Schlachtwochen zeigen die Misere. Es wurden weniger als 900.000 Schweine pro Woche in Deutschland geschlachtet. Im letzten Winter waren es phasenweise noch 1 Mio. Schweine wöchentlich. EU-weit sind marktreife Tiere knapp und stark umworben.
Was macht die ASP?
In Osteuropa grassiert weiterhin die ASP. So ist Ende Februar in Rumänien eine große Schweinezuchtanlage der dänischen DanBred-Gruppe mit 42.000 Tieren gekeult worden.Auch Deutschland muss jederzeit mit einem ASP-Ausbruch in der Wildschweinpopulation rechnen. Das hohe Notierungsniveau würde sofort deutlich abgewertet.
Preise an der Theke steigen
Das derzeitige Schweinepreisniveau kann auf Dauer nur unter zwei Bedingungen stabil bleiben:
- Im Lebensmitteleinzelhandel müssen wesentlich höhere Verbraucherpreise umgesetzt werden.
- Gleichzeitig brauchen wir den Drittlandexport auf dem bisherigen Niveau.
Steigende Preise an der Fleischtheke sind ein langwieriger und schwieriger Prozess. Vermutlich werden Lebend- und Fleischmarkt über längere Zeit auseinanderdriften und den Margendruck in der Branche erhöhen.Vor allem in der Fleisch verarbeitenden Industrie wächst der Druck.Viele Betriebe geraten derzeit in eine existenzgefährdende Situation. Die Insolvenzen in der Fleischwirtschaft werden steigen und zu weiteren Konzentrationsprozessen führen.
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