Schnabelkürzen: Ausstieg mit Bedacht

Schnabelkürzen bei Legehennen ist eines der Themen, dass sich der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) auf die Fahnen geschrieben hat. Lieber heute als morgen würde er diese Praxis verbieten. Die Geflügelwirtschaft hat grundsätzlich nichts dagegen, warnt aber vor einem übereilten Verbot, das Probleme wie Federpicken und Kannibalismus nach sich ziehen könnte.

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hat vor einem übereilten Verbot des Schnabelkürzens bei Legehennen gewarnt und entsprechende Forderungen von Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) als unlauter zurückgewiesen. „Die deutsche Eierwirtschaft ist ausdrücklich für einen Ausstieg aus der Schnabelbehandlung; bei einem verfrühten Verzicht ohne fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über auslösende Faktoren und eine mögliche Kontrolle der Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus wird aber lediglich ein Tierschutzproblem durch ein anderes ersetzt“, erklärte ZDG-Vizepräsident und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsches Ei (BDE), Dr. Bernd Diekmann, am gestrigen Montag in Berlin.

In diesem Zusammenhang kritisiert Diekmann auch das Vorgehen Meyers in dieser Frage: Der Minister habe in Verbindung mit dem geplanten Ausstieg aus der Schnabelbehandlung die Vorbildfunktion der österreichischen Legehennenhalter betont, dabei jedoch bewusst wesentliche Details unberücksichtigt gelassen. Zwar verzichte Österreich auf die Schnabelbehandlung auch in der Bodenhaltung, nehme dafür aber Ställe ganz ohne Tageslicht in Kauf, da die Lichtintensität als einer der entscheidenden Einflussfaktoren für das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus gelte, erläuterte der ZDG-Vize.

In Deutschland sei aber ein Mindestmaß an Licht gesetzlich vorgeschrieben, sodass deutsche Legehennenhalter bei einer vergleichbaren Verdunkelung mit Strafen und Sanktionen zu rechnen hätten. „Wider besseres Wissen hat Meyer in der öffentlichen Darstellung verschwiegen, dass Lichtintensität und Verdunkelung von zentraler Bedeutung sind“, monierte Diekmann. Eine solche Darstellung sei unlauter, unseriös und nähre den Verdacht, dass der Minister an tatsächlichen Lösungen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht interessiert sei.

Der richtige Weg aus Sicht der deutschen Eierwirtschaft ist nach Angaben des ZDG, mit Hilfe der Wissenschaft fundierte Grundlagen für den mittelfristigen Ausstieg aus der Schnabelbehandlung zu schaffen. Aus diesem Grund habe die Wirtschaft im Rahmen des Innovationsförderprogramms vom Bundeslandwirtschaftsministerium eine direkte finanzielle Unterstützung des Forschungsverbundes „Verzicht auf Schnabelkürzen bei Legehennen in Praxisbetrieben“ zugesagt, mit dem Managementmaßnahmen zur Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus erforscht werden sollten, so der ZDG. AgE