Tönnies und Westfleisch

Schlachthöfe schaffen Werkverträge ab

Unabhängig voneinander haben die Schlachtunternehmen Tönnies und Westfleisch heute ihre Abkehr von Werkverträgen verkündet. Darüber hinaus wollen beide die digitale Arbeitszeiterfassung umsetzen.

Mit großen Worten hatte es Schlacht-Chef Clemens Tönnies bereits am vergangenen Samstag angekündigt: "Wir machen so nicht weiter". Jetzt hat das Unternehmen mit Zentrale in Rheda eine Art Selbstverpflichtung veröffentlicht. Folgende Regeln sollen ab dem 1. Januar 2021 gelten:

1. Abschaffung von Werkverträgen in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung - Direkteinstellung dieser Mitarbeiter in die Tönnies Unternehmensgruppe

2. Zügige Schaffung von ausreichend und angemessenem Wohnraum für die Beschäftigten der Unternehmensgruppe an den Standorten

3. Flächendeckende digitale Zeiterfassung an allen deutschen Standorten der Unternehmensgruppe

4. Integrationsprogramme zur Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz an unseren Standorten

5. Aus- und Fortbildungsprogramme mit Schwerpunkt für übernommener Mitarbeiter

Ziel der Beschlüsse ist es, für gesellschaftliche Akzeptanz für die Fleischproduktion zu werben.

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Stunden vorher hatte bereits das Schlachtunternehmen Westfleisch aus Münster ganz ähnliche Pläne veröffentlicht. Im Einzelnen:

1. Werkverträge: Westfleisch stellt bis Jahresende alle Mitarbeiter selbst ein

2. Flächendeckende Einführung der digitalen Zeiterfassung

3. Konzernweite Mitbestimmung leben, Dialog mit Gewerkschaft intensivieren

4. Angemessene Wohnsituation sicherstellen, Standards für Unterkünfte

5. Integrationsbeauftragte für jeden Standort

6. Überarbeitetes Hygienekonzept für Pandemiezeiten inkl. wöchentlicher Testung aller produktionsnah Beschäftigten, Entzerren der Produktionsprozesse, intensivere Schulung und Kontrolle der Einhaltung der Hygieneregeln

7. Regionale Landwirtschaft stärken – Tierwohl-Programme noch stärker voranbringen

8. Stärkere Integration in die Gemeinschaft vor Ort, sich stärker in das soziale und gesellschaftliche Leben vor Ort einbringen

9. Beziehungen zu den Handelspartnern festigen; Fokus auf den deutschen Markt

10. Klare Nachhaltigkeitsstrategie

„Wir wollen uns noch mehr um die Mitarbeiter kümmern, mehr Tierwohl schaffen, eine höhere Sicherheit für die Landwirte und eine bessere Einbindung der lokalen Interessen vor Ort“, erläutert Carsten Schruck, Finanzvorstand der Westfleisch SCE, die Hintergründe des 10-Punkte-Programms. Das Programm sei das Ergebnis aus vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen und gebe dem Unternehmen nun die Leitplanken für zukünftiges Handeln vor.

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Beide Unternehmen waren zuvor mit massiven Corona-Ausbrüchen an ihren Standorten in Coesfeld (Westfleisch) und Rheda-Wiedenbrück (Tönnies) in die Schlagzeilen geraten.