Eder fließt wieder in altem Bett

Renaturierung der Eder-Aue

Durch die Renaturierung der Eder bei Borgentreich-Großeneder sollen Natur und Landwirtschaft profitieren und der Hochwasserschutz verbessert werden.

Zum Abschluss der Renaturierungsmaßnahmen war am vergangenen Donnerstag hoher Besuch in die Borgentreicher Ortschaft Großen­eder gekommen: NRW-­Landwirt­schafts­minis­terin Ursula Heinen-Esser ließ es sich nicht nehmen, den Beteiligten zur Umgestaltung des Gewässerverlaufs mit Wiederherstellung der Eder-Aue zu gratulieren. Schließlich haben die Verantwortlichen der Stadt Borgentreich und der Bezirksregierung in Detmold mit starker finanzieller Unterstützung aus Düsseldorf in Großeneder im wahrsten Sinne des Wortes viel bewegt: 45  700 m3 Erde wurden für die 2,2 km lange Eder-Renaturierung ausgehoben. Mit 8000 m3 wurde der bisherige Bachverlauf aufgefüllt. Der Rest auf Ackerflächen in der Umgebung verteilt.

Sekundäraue angelegt

Nach der Renaturierung schlängelt sich die Eder durch eine 30 m breite und 2,50 bis 1 m tiefe Sekundär­aue (inklusive 5 m Saumstreifen auf beiden Seiten). Das Wasser des Baches fließt jetzt wieder durch das sogenannte Taltiefst – also dort entlang, wo die Eder verlief, bevor sie vor einigen Jahrzehnten in einen engen Graben umgeleitet wurde.

Die mit Totholz strukturierte und zum Teil bereits mit Büschen und Jungbäumen bepflanzte Sekundär­aue soll künftig als Biotop Pflanzen und Tieren Rückzugsraum bieten. Ein benachbarter Fußweg ermöglicht Spaziergänge durch die lebendige Landschaft am Ortsrand, verwies Torsten Rottkamp von der Stadt Borgentreich auf ­einen zusätzlichen Nutzen.

Freuten sich über die gelungene Eder-Renaturierung mit tiefer gelegter Sekundäraue: (von links) Borgentreichs Bürger­meister Rainer Rauch, Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser und Höxters Landtagsabgeordneter Matthias Goeken. (Bildquelle: Waldeyer)

Teil der Flurbereinigung

Die Gewässer-Renaturierung ist in das „Bodenordnungsverfahren Großen­eder-­Börde“ mit Flurbereinigung und Wirtschaftswege-Umgestaltung eingebunden. Nur so war das Vorhaben in dieser Größen­ordnung überhaupt umsetzbar, erklärte Borgentreichs Bürgermeister Rainer Rauch. Denn die Eder verläuft fortan dort, wo bislang Zucker­rüben oder Weizen wuchsen. Diese Flächen stehen der Landwirtschaft jetzt nicht mehr zur Verfügung.

Dennoch freuten sich bei der Abschlussveranstaltung auf dem Hof Hördemann auch die Landwirte über das Ergebnis der Gewässer-­Um­gestaltung. Schließlich hat man gemeinsam viel für den Natur- und Artenschutz getan und gleichzeitig das Überschwemmungsrisiko für die umliegenden Flächen deutlich reduziert. So hat sich bereits bei einem Starkregen-Ereignis im Januar gezeigt, wie das neue Eder-Bett große Wassermengen aufnehmen kann. Die Bauern hoffen jedenfalls darauf, dass ihre gewässernahen Flächen, die bislang häufig überschwemmt waren, künftig in der Regel verschont bleiben.

Eine Generationenaufgabe

Deshalb und wegen der landschafts­ökologischen Aufwertung habe sich der Aufwand von rund 1 Mio. € gelohnt. Zumal die veranschlagten Kosten sogar deutlich unterschritten wurden, freute sich Bürgermeister Rauch. „Von der Umgestaltung der Eder können noch unsere Kinder und Enkel profitieren“, stimmte Großen­eders Ortsvorsteherin Maria Hördemann zu: Landschafts- und Gewässerschutz seien ­eine Generationenaufgabe. Und in Borgentreich habe man diese gemeinsam vorbildlich gelöst.

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