Corona-Ausbruch bei Tönnies

Quarantäne nicht eingehalten: Regionaler Lockdown droht

Die Corona-Fallzahlen bei Tönnies in Rheda steigen weiter an. Zudem haben offenbar nicht alle Mitarbeiter die seit Mittwoch verordnete Quarantäne eingehalten. Der Druck aus der Politik wächst.

Der Kreis Gütersloh hat mittlerweile über 3.500 Corona-Tests bei der Firma Tönnies durchgeführt. Allein heute wurden rund 1.500 Mitarbeiter auf dem Werksgelände der Firma getestet. Von den bisher durchgeführten Tests liegen dem Kreis Gütersloh bislang 803 positive Befunde vor. 463 Testergebnisse waren bislang negativ. Die restlichen Befunde stehen noch aus, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreishauses.

Quarantäne für alle - auch die Chefetage

Darüber hinaus hat der Kreis Gütersloh heute am späten Nachmittag sämtliche Tönnies-Beschäftigten am Standort Rheda unter Quarantäne gestellt – einschließlich Verwaltung, Management und Konzernspitze. Auch sämtliche Haushaltsangehörige der Beschäftigten müssen mit unter Quarantäne. „Wir werden alles unternehmen, um einen weitreichenden Lockdown im Kreis Gütersloh zu verhindern. Leider müssen wir feststellen, dass die für das Personal in den Produktionsbereichen am 16. Juni erlassenen Quarantänen nicht von allen eingehalten wurden“, erläuterte Landrat Sven-Georg Adenauer diesen Schritt. Die Überprüfung der Quarantäne soll jetzt in Zusammenarbeit mit der Polizei und mit weiteren auswärtigen Kräften deutlich verstärkt werden, kündigte er an.

Sehr eingeschränkte Arbeitsquarantäne

Der Schlachthof wurde bereits am Dienstag, 16. Juni, geschlossen. Heute folgte der Lebensmittelbetrieb. Auch der Werksverkauf steht seit heute Mittag für die Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung. Die Zerlegebetriebe und der Versand werden morgen Abend geschlossen. Der Kreis hatte dem Unternehmen in den Produktionsbereichen noch eine sogenannte Arbeitsquarantäne gestattet, um die zuletzt geschlachteten Tiere noch zu Lebensmitteln verarbeiten zu können.

Ab dem morgigen Samstag darf Tönnies nur noch in sehr wenigen Bereichen die Arbeitsquarantäne nutzen, zum Beispiel in der Personalverwaltung, in der Unternehmensführung und im Bereich Technik. Arbeitsquarantäne bedeutet, dass die Betroffenen sich nur zu Hause, in den zugelassen Betriebsbereichen und unter Beachtung von Hygieneauflagen auf dem direkten Weg zur Arbeit und zurück aufhalten dürfen.

Die Maßnahmen zu den weiteren Betriebsschließungen werden von Kreismitarbeitern, die dort unter anderem in der Fleischkontrolle tätig sind, begleitet und überwacht. Die Schließungen umfassen einen Zeitraum von 14 Tagen, teilt der Kreis mit.

Laschet schließt regionalen Lockdown nicht mehr aus

Wie es zu dem massiven Ausbruch bei Tönnies kommen konnte, ist noch immer unklar. NRW-Gesundheitsminister Laumann will die Ursachen wissenschaftlich untersuchen lassen. Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil plant derweil ein Gesetz, um die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie zu verbessern. Der politische Druck auf die Branche wächst also.

"Noch können wir das Infektionsgeschehen lokalisieren. Sollte sich dies ändern, kann auch ein flächendeckender Lockdown in der Region notwendig werden", äußerte sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Freitagabend vor Journalisten.

Die vorübergehende Schließung des Schlachtbetriebes in Rheda-Wiedenbrück wird nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums nicht zu Versorgungsengpässen führen.

Update: Von 1.106 getesteten Mitarbeitern sind 730 Corona-positiv. Wie geht es jetzt in Rheda weiter?

Bei Tönnies steigt die Zahl der Coronafälle rasant an. Aktuell liegen 983 Testergebnisse vor, davon sind 657 positiv. Der Schlachtbetrieb in Rheda wurde gestoppt und bleibt vermutlich ein bis zwei...