"Produziert doch einfach weniger"

Agrarkritiker werfen den Tierhaltern gerne vor, über Bedarf zu produzieren. Ein Besucher bekam auf die Frage, ob eine Reduzierung die Lösung ist, eine eindeutige Antwort von Westfleisch-Verkaufsleiter Heribert Qualbrink.

Agrarkritiker werfen den Tierhaltern gerne vor, über Bedarf zu produzieren. Bei Schweinefleisch etwa liegt der Selbstversorgungsgrad derzeit bei 122 %. Auf den Agrarunternehmertagen in Münster stellte am Dienstag nun ein Besucher die konkrete Frage, ob eine Reduzierung möglich ist.

Ein klares NEIN kam dazu von Heribert Qualbrink, Einkaufsleiter der Westfleisch SCE mbH. "Es ist eine Illusion zu glauben, weniger Schweine würden einen höheren Preis bewirken, das funktioniert nicht. Wenn wir weniger Schweine auf den Weltmarkt liefern, freuen sich die Mäster in Polen oder Spanien“, sagte er.

20 % des Schweins gehen laut Qualbrink in die Frischfleischtheke. „Da kann ein Label drauf.“ Weitere 20 bis 25 % gehen in die Verarbeitung. Der ganze Rest jedoch würde exportiert. „China ist dabei nur eines von vielen Zielländern, auch das europäische Ausland ist Abnehmer“, verdeutlichte der Manager und legte nach:

„Auch der Biokäufer isst keine Pfoten, Ohren, nicht mal Bauchlappen oder Gulasch. Daher geht das nicht. Fixkosten kann man nicht mit weniger Produktion decken."

"Gentechnikfrei spielt international keine Rolle"

Und Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ergänzt: „Wir werden uns nicht vom Weltmarkt abkoppeln können. Und auch vom Mengendruck etwa beim Schweinefleisch können wir uns nicht lösen“, sagte er.

Skeptisch ist der Fachmann in diesem Zusammenhang was die gentechnikfreie Fütterung, die Zertifizierungen und Siegel in Deutschland angeht. Diese nehmen immer weiter zu, ebenso die Auflagen und Prüfungen, nur werde das alles auf dem Weltmarkt nicht honoriert. „Unsere deutschen Bullen etwa müssen auch auf den Weltmarkt und da spielt Gentechnikfreiheit überhaupt keine Rolle“, mahnte er.

Er kritisiert Politik und Handel, durch nationale Auflagen und neue Label deutsches Fleisch auf dem Weltmarkt zu benachteiligen. Als Beispiel nannte er Spanien, wo neue Ställe ohne Tierwohlvorgaben knallhart nach Kosteneffizienz gebaut würden.

Quelle: top agrar