"Platt, gefährlich, kontraproduktiv"

Mit überaus scharfer Kritik hat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus auf die Bauernregeln-Kampagne seiner "Parteifreundin" Dr. Barbara Hendricks reagiert. Und Backhaus ist nicht der einzige.

Mit überaus scharfer Kritik hat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus auf die Bauernregeln-Kampagne seiner "Parteifreundin" Dr. Barbara Hendricks reagiert. Er halte die Kampagne des Bundesumweltministeriums für „platt, gefährlich und kontraproduktiv“, erklärte der SPD-Politiker in Schwerin.

Eine Kampagne, die den Berufsstand bundesweit öffentlich herabwürdige, belastet nach den Worten von Backhaus nicht nur das Vertrauen zu den Verbrauchern. Sie gefährde auch die gute Zusammenarbeit, die sich Landwirte und Umweltschützer vielerorts aufgebaut hätten. Zudem entspreche sie nicht der Realität, „wie ich sie in meiner täglichen Arbeit erlebe“.

Backhaus hält dem Berliner Umweltressort vor, die Bauern unter Generalverdacht zu stellen. Dabei übersehe das Ministerium „die vielen Leistungen, die unsere Landwirte bereits für den Umwelt- und Tierschutz erbringen“. Natürlich sei nichts so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte, räumt Backhaus ein. Schuldzuweisungen und Polemik könnten aber nicht die Basis für einen konstruktiven Dialog sein. Besser werde man nur gemeinsam. „Das sollte auch Frau Hendricks klar sein“, betonte der Landesminister.

Priesmeier: "Ohne Instinkt im Umgang mit hochmodernem Berufsstand"

Auch der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Wilhelm Priesmeier, kritisierte Hendricks. Die Kampagne ihres Ministeriums sei „ausgesprochen unglücklich“. Zwar bestehe inhaltlich kein Dissens zur Position der Ministerin, so Priesmeier. Die Frage sei jedoch, „wie man mit den Bauern umgeht“.

Der SPD-Politiker warf dem Bundesumweltressort vor, es setze „das veraltete Stilmittel der Bauernregeln“ ohne jeden Instinkt im Umgang mit einem hochprofessionellen und hochmodernen Berufsstand ein. Zurecht gebe es empörte Reaktionen aus den Reihen der Landwirte, die ihre Arbeit herabgesetzt sähen.

Hendricks ist nicht für Unterhaltung zuständig

Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) sprach von einer „Diffamierungskampagne“ des Bundesumweltministeriums gegen die Landwirtschaft. Diese sei jedoch „etwas komplexer, als dass sie sich in einigen zweizeiligen Reimen auch nur ansatzweise angemessen beschreiben lässt“, stellte der CDU-Politiker fest. Mit pauschalen Unterstellungen würden gängige Vorurteile bedient „und so eine ganze Branche in den Schmutz gezogen“.

Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing (FDP) nannte es ein Novum in der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, „dass eine Bundesministerin Steuergelder in die Hand nimmt, um gezielt einen Berufsstand zu verunglimpfen“. Für entlarvend hält Wissing die Aussage von Hendricks, die Plakatkampagne sei „spaßig“ gemeint: „Einer Umweltministerin stünde es besser zu Gesicht, sich um die Umwelt als um die Unterhaltung im Land zu kümmern.“ AgE