Pferdefleisch: Immer mehr Funde in Fertiggerichten

Der ursprünglich auf Irland und Großbritannien beschränkte Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Fertiggerichten hat in der vergangenen Woche immer weitere Kreise gezogen. Bis Freitag war in mehreren weiteren EU-Ländern, darunter Deutschland, verdächtige Ware aufgetaucht. Zahlreiche Einzelhandelsketten nahmen Produkte aus den Regalen und starteten Rückrufaktionen.

Behörden und Unternehmen führten Tests durch, deren Zahl in die Tausende ging. Beobachter machten grundsätzlich zwei Achsen aus: Einmal geht es um Pferdefleisch in gefrorenen Hamburgern in Irland. Diese Funde reichen bereits bis Mitte Januar zurück und wurden von Dublin mit Lieferungen aus Polen in Verbindung gebracht. Die jüngeren Fälle kreisen hingegen um französische Verarbeiter, die im Auftrag europäischer Einzelhandelsketten und Markenunternehmen Tiefkühlgerichte wie Lasagne herstellen. In Produkten der Unternehmen Comigel und Spanghero wurde nicht deklariertes Pferdefleisch nachgewiesen.

Betriebserlaubnis entzogen


Französische Medien präsentierten Rechungskopien, denen zufolge Spanghero Anfang Januar mehr als 40 t rumänisches Pferdefleisch über einen zyprischen Zwischenhändler importierte. Das Unternehmen hatte dies zuvor bestritten. Die französischen Behörden entzogen Spanghero am vergangenen Donnerstag vorläufig die Betriebserlaubnis, während in Rumänien Politiker eine Mitschuld heimischer Unternehmen zurückwiesen.

In Deutschland ging die erste Meldung über verdächtige Ware in Nordrhein-Westfalen am Dienstag vergangener Woche ein. Das Bundeslandwirtschaftsministerium verständigte umgehend die EU-Behörden über das Schnellwarnsystem RASFF. Bis zum Freitag schlugen Behörden in weiteren Bundesländern Alarm, darunter Baden-Württemberg, Brandenburg und das Saarland. Bundeslandwirtschaftministerin Ilse Aigner forderte eine schnelle und lückenlose Aufklärung. Sie trifft heute mit ihren Kollegen aus allen Bundesländern zusammen, um über Konsequenzen aus dem Etikettenschwindel zu beraten.

Proben im Münsterland gezogen

Möglicherweise ist auch ein Unternehmen aus dem Münsterland verwickelt, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet. So wird derzeit untersucht, ob im Rinderhack des Unternehmens Vossko aus Ostbevern auch Pferdefleisch steckte. Vossko ist einer von mehreren Hackfleischlieferanten für die Firma Hilcona, in deren Fleischtortelloni in einer Packung in Osterreich bei Lidl Pferdefleisch entdeckt wurde. AgE