„Land schafft Verbindung“ in Osnabrück

Perspektiven statt Geld

Die sogenannte Bauernmilliarde hilft den Landwirten nicht weiter, wenn die ländlichen Räume nicht gestärkt und die und die Betriebe nicht dauerhaft politische Unterstützung erfahren.

Die Sprüche auf den Plakaten waren eindeutig: Bauernmilliarden – nein danke! Anständige Agrarpolitik – ja bitte! Wahrscheinlich lässt sich die Stimmung vieler Landwirte tatsächlich in diesen wenigen Worten zusammenfassen. Am Donnerstagabend waren rund 500 Besucher in die Osnabrücker Halle Gartlage gekommen, die allermeisten von ihnen Landwirte und ihre Familienangehörigen, um über die Zukunft der Landwirtschaft zu diskutieren.

Die Osnabrücker Gruppe von „Land schafft Verbindung“ (LsV) hatte dazu Gäste aus Politik und Wirtschaft auf das Podium eingeladen. Wenig überraschend: Die Wunschvorstellung einer gemeinsamen Marschrichtung für eine zukunftsorientierte Politik im Sinne von Bauern, Verbrauchern und ländlichen Räumen bleibt ein Traum.

Keine gemeinsame Haltung

Rainer Spiering, SPD-Bundestagsabgeordneter, sieht das Heil der Veredlungswirtschaft vor allem in der Digitalisierung der Landwirtschaft, ohne dies aber zu konkretisieren. Anna Kebschull (Grüne), die Osnabrücker Landrätin, möchte nach Möglichkeit so viele landwirtschaftliche Betriebe erhalten wie möglich und sieht das Ende des Wachstums gekommen. Dr. Gero Hocker wiederum, FDP-Bundestagsabgeordneter, plädiert für eine unternehmerisch ausgerichtete Landwirtschaft, die auch ohne Wachstum nicht auskommt. Almosen des Staates für die Bauern seien unsinnig und auch nicht erwünscht.

Die „Bauernmilliarde“ sieht auch der Osnabrücker Bundestagsabgeordnete Dr. André Berghegger (CDU) nicht ganz unkritisch. Es dürfe nicht darum gehen, Zeit zu erkaufen; stattdessen müsse der Wandel unterstützt werden.

Alles schon zu spät?

Christian Dreyer (Amazonenwerke) machte in der Landwirtschaft eine durchwachsene Stimmungslage aus und wies darauf hin, dass der vor- und nachgelagerte Bereich selbstredend von der Landwirtschaft abhängig sei. Fritz Pucher (Deutsche Vilomix Tierernährung) sieht dabei die Zukunft der Tierhaltung eher pessimistisch. Das Thema Düngeverordnung sei „erledigt“, auf die Veredler kämen keine guten Zeiten zu. So wie die Textilindustrie aus Nordwestdeutschland weitgehend „vertrieben“ worden sei, könne es im schlimmsten Fall auch mit der Landwirtschaft gehen. Dann werde eben alles aus dem Ausland importiert.

Ungebrochen ist jedenfalls der Wille vieler LsV-Begeisterter, weiter in der Öffentlichkeit aktiv zu sein und für die Anliegen der Landwirtschaft zu werben. Das war in Osnabrück deutlich zu spüren. Wichtig ist, so betonte es Stephan Künne als praktischer Landwirt, dass die Politik den Landwirten Zeit gibt, sich auf veränderte Anforderungen einzustellen. Zukunft bedeutet auch Weiterentwicklung.