Geflügelhaltung

PCB-belastetes Geflügelfutter entdeckt

Weil sie PCB-belastetes Futtermittel erhalten haben können, wurden in mehreren Bundesländern 34 Geflügelmastbetriebe gesperrt, bislang drei in NRW. Das Futter stammt aus einem Futtermischwerk der Agravis-Gruppe in Minden.

In mehreren Bundesländern haben die Lebensmittelüberwachungsbehörden vorübergehend 34 Geflügelmastbetriebe gesperrt, weil sie möglicherweise PCB-belastete Futtermittelchargen erhalten haben. Betroffen sind vor allem Höfe in Niedersachsen, außerdem bislang drei Höfe in NRW, zwei in Sachsen-Anhalt sowie je einer in Brandenburg und Thüringen. Das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) prüft derzeit weitere Betriebe. Gegenüber dem Wochenblatt teilte eine Sprecherin mit, dass sich die Zahl der vorübergehenden Sperrungen in NRW im Laufe des Tages noch verändern könne.

Nach Auskunft des LANUV sind Polychlorierte Biphenyle (PCB) giftige Substanzen, die nur sehr schwer abbaubar sind. In den gefundenen Proben seien die zulässigen Höchstmengen überschritten worden. Das LANUV legt aber Wert auf die Feststellung, dass eine akute Gesundheitsgefahr von den festgestellten Konzentrationen nicht ausgehe.

Herkunft: Futtermittelwerk in Minden

Laut LANUV wurde bei Routinekontrollen in einem Schlachtbetrieb im Paderborner Land belastetes Mastgeflügel gefunden. Als Quelle wurde ein Futtermittelmischwerk in Minden ermittelt. In zwei Verladezentren sei es dort zu Lackabsplitterungen gekommen, die zu der Kontamination geführt hätten.

Einige der dort verwendeten Futtermittelboxen hätten einen PCB-haltigen Lackanstrich aufgewiesen, der seit mehr als 30 Jahren nicht mehr verwendet werden dürfe, hieß es von Seiten des LANUV. Dementsprechend alt sei vermutlich auch der Anstrich, von dem nun einzelne Reste sich gelöst und ins Futtermittel gelangt seien.

Agravis: "Wir bedauern den Vorfall"

Das Mindener Futtermittelmischwerk gehört zur Agravis-Genossenschaftsgruppe mit Sitz in Münster. Agravis "bedauert den Vorfall", heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung. Das Unternehmen habe "in enger Abstimmung mit den Behörden alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen". Das betroffene Futter sei gesperrt, bereits ausgelieferte Ware werde ausgetauscht. "Um einen solchen Vorfall in Zukunft zu vermeiden", seien die betroffenen Fertigwarenzellen aus der Produktion genommen und eine gutachterliche Untersuchung veranlasst worden. Eine "schnellstmögliche Sanierung" werde vorbereitet.

Wie das Landwirtschaftsministerium in Hannover mitteilt, sind insgesamt 290 t möglicherweise belastete Lieferungen an neun Betriebe in Niedersachsen gegangen, die erst darüber informiert wurden, als die betroffenen Chargen bereits vollständig verfüttert waren. Die betroffenen Futtermittelchargen weisen nach Angaben des Agrarressorts teilweise das Zehnfache des Höchstgehalts an nicht-dioxinähnlichen Polychlorierten Biphenylen (ndl-PCB) auf. Außerdem seien aus einem Betrieb zur Junghennenaufzucht Tiere an 18 niedersächsische Legehennenbetriebe gegangen, die nun ebenfalls der amtlichen Sperre unterliegen, bis die Unbedenklichkeit der Konsumeier geklärt ist.

Lieferwege werden überprüft

Erste Untersuchungsergebnisse in Niedersachsen ergaben laut dem dortigen Landwirtschaftsministerium Höchstgehaltsüberschreitungen bei Puten in einem Landkreis in Nienburg. Für weitere vier von neun Betrieben sei hingegen Entwarnung gegeben worden.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) teilt darüberhinaus mit, dass zur Zeit die Lieferwege überprüft werden, um bereits ausgeliefertes Futter zurückzuholen. Sichergestellte Futtermittel würden "vollständig der Vernichtung zugeführt".