Paderborn: 300 ha für die Natur

Im Kreis Paderborn ist die Flurbereinigung „Gunnewiesen“ beendet. Landwirte, Behörden und Kommunen haben dabei eng zusammengearbeitet.

Zunächst wehrten sich die Paderborner Bauern heftig, doch als feststand, dass sie gegen geplante Naturschutzausweisungen in den Niederungsgebieten wenig ausrichten konnten, initiierten sie Mitte der 1980er-Jahre das Paderborner Modell. Es basierte auf Vertrauen und Freiwilligkeit sowie der Erkenntnis, dass für den Naturschutz benötigte Flächen über vereinfachte Flurbereinigungsverfahren in öffentliches Eigentum überführt werden sollten. Einige der Verfahren sind mittlerweile abgeschlossen, andere stehen kurz vor dem Abschluss.

Kaufen und Tauschen

Offiziell beendet wurde am 18. November 2011 das Bodenordnungsverfahren „Gunnewiesen“. Sein Ziel war es, Flächen des zwischen Delbrück und Salzkotten gelegenen Naturschutzgebietes durch Kauf und Tausch in Landeseigentum zu überführen. Doch schon kurz nach Einleitung wurde die Flurbereinigungsbehörde gebeten, über die Flurbereinigung ebenfalls Flächen für die nahe gelegenen Naturschutzgebiete Hederaue, Thüler Moor, Rabbruch und Barbruch zu beschaffen. „Alles wurde dann im Einvernehmen mit den Grundeigentümern umgesetzt“, heißt es in einer Pressemeldung der Bezirksregierung Detmold.

Weil das Verfahren auf so breite Akzeptanz stieß, schlossen sich bald auch weitere Träger, etwa der Kreis Paderborn, der Wasserverband Obere Lippe und die Städte Paderborn und Salzkotten, dem Flurbereinigungsverfahren Gunnewiesen an, um dringend benötigte Flächen für ihre Entwicklungen zu erhalten.

So wuchs das anfängliche Flurbereinigungsgebiet von 83 ha auf 658 ha. Insgesamt konnte die Flurbereinigung in dem beschleunigten Verfahren 325 ha für verschiedene Vorhaben bereitstellen. Rund 260 ha bekamen die Träger von Natur- und Landschaftsschutz, 35 ha der Gewässerschutz und weitere 30 ha wurden für Infrastrukturvorhaben verwendet.

Zwei Betriebe gen Osten

Die Bezirksregierung (Flurbereingungsbehörde) konnte den Großteil der benötigten Kauf- und Tauschflächen aber nur dadurch bereitstellen, weil zwei landwirtschaftliche Betriebe aus der Region in die neuen Bundesländer umgesiedelt waren und ihre Flächen veräußerten.

Als ehemaliger Geschäftsführer des WLV-Kreisverbandes Paderborn fungierte Hubertus Brunn als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft in der Flurbereinigung. Für seine lange und erfolgreiche Tätigkeit für die Bauern dankte
Regierungsvizepräsident Bernd Wesemeyer dem heute 77-Jährigen. Brunn: „Im Verfahren Gunnewiesen und in den anderen Flurbereinigungen konnten wir fast immer alle Landwirte zufriedenstellen. Denn es gab und gibt stets Grundeigentümer, die bereit sind, Flächen zu veräußern. Am wichtigsten sind die Freiwilligkeit und das gegenseitige Vertrauen.“ As