Bericht zur Lage der Natur

Offener Brief: Landjugend widerspricht Schulze-Bericht

Gegenwind auch vom Bund der Deutschen Landjugend: Mit einem offenen Brief wendet sich der Jugendverband entschieden gegen plakative Vereinfachungen und fordert Vermittlung statt Kleinkrieg.

Der von Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgestellte „Bericht zur Lage der Natur“ hat hohe (Protest-)Wellen geschlagen. Nachdem "Land schafft Verbindung – Deutschland" in der vergangenen Woche zu bundesweiten Proteste aufgerufen hatte (wir berichteten), meldet sich nun der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) zu Wort: In einem offenen Brief widerspricht der Verband dem Bericht „entschieden“.

Statt den Bericht als Boden für Vermittlungsprozesse zwischen Artenschutz, nachhaltigem landwirtschaftlichen Handeln und gesellschaftlichen Herausforderungen zu gestalten, so die BDL-Kritik, verfalle er in plakative Vereinfachung.

Der Rückgang von Flora und Fauna habe viele Ursachen, auch die Landwirtschaft zähle unter anderen dazu. Eingriffe in die Natur eingreifen seien aber notwendig, um Ernährungssicherheit herzustellen, differenziert der BDL.

Landwirtschaft schützt Umwelt

Für die Leerstellen des Berichtes – die bereits von Landwirten umgesetzten Umweltschutzmaßnahmen – liefert der BDL konkrete Beispiele:

  • der Einsatz des Integrierten Pflanzenschutzes,
  • die Nutzung der Verwirrmethode im Weinbau als Ersatz für Pflanzenschutzmittel,
  • der Erhalt und das Anpflanzen von Landschaftselementen wie Baumreihen,
  • der Anbau von Leguminosen,
  • der Einsatz von Zwischenfrüchten und Untersaaten,
  • der Erhalt von Dauergrünland,
  • das Anlegen von Lerchenfenstern im Bestand,
  • die Umsetzung freiwilliger Projekte zusammen mit anderen Institutionen,
  • der Vertragsnaturschutz,
  • die vermehrte Umstellung der Betriebe auf Hybridlandwirtschaft (Kombination aus Verfahrenstechniken der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft),
  • gezielte Düngung durch regelmäßige Bodenuntersuchungen,
  • reduzierte Bodenbearbeitung (zum Erosions- und Emissionsschutz) etc.

„Begrünung“ der Landwirtschaft

Der BDL signalisiert ebenso die Bereitschaft zu weiterführenden ökologischen Leistungen und einer weiteren „Begrünung“ der Landwirtschaft. „Wir befinden wir uns in einem gesellschaftlichen Gestaltungsprozess, an dem wir mitwirken möchten.“ Dieser könne aber nicht angestoßen werden, wenn sich alle Parteien hinter ihren Positionen verstecken und im Stil eines kalten Kleinkriegs Positionen abringen. "Es bedarf es dafür Kompromisse auf allen Seiten."

Allerdings müssten dafür gewisse Grundlagen geschaffen werden:

  • Verlässlichkeit bei der Planung,
  • umfassende Maßnahmen, die Naturextreme wie z.B. Dürre berücksichtigen,
  • Unterstützung bei Anfangsinvestitionen (Maschinen),
  • eine ökonomische Betrachtung für landwirtschaftliche Betriebe (Entlohnung),
  • Einbezug von Landwirten bei Änderung der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen durch z.B. Ausweisung von Schutzgebieten und
  • praktische Umsetzbarkeit.

Öko und konventionell gemeinsam denken

Um eine größere Ernährungssicherheit zu sichern fordert der BDL, heimische Produktion und Landwirtschaft, egal ob konventionell oder ökologisch, mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Im Bericht werde allerdings nur Ökobetrieben eine Chance eingeräumt. „Landwirtschaft muss unabhängig von der Art der Bewirtschaftung nachhaltig und wirtschaftlich arbeiten können. Nur so gelingen Ernährungssicherung und Artenschutz“, heißt es im BDL-Brief.

Mehr zum Thema:

Mit 1650 Schleppern, Dialoggesuchen und Rücktrittsforderungen haben die Landwirte ihren Unmut auf Münsters Straßen getragen. Auch nach der Demo geht der Protest weiter: mit einer Mahnwache vor der...

Hat Umweltministerin Svenja Schulze Landwirtschaft und Landwirten die alleinige Schuld am Artenrückgang zugeschrieben? Ministerin und Umweltministerium wehren sich gegen die Vowürfe.