Nutztierstrategie auch in NRW

Am Versuchszentrum Haus Düsse werden für 2 Mio. € zwei Außenklima-Tierwohlställe gebaut. Das ist Teil der Nutztierstrategie des Landes NRW.

Nicht nur der Bund arbeitet in der sogenannten Borchert-Kommission an einer nationalen Nutztierstrategie. Auch NRW-Landwirtschaftsministerin Heinen-Esser hat auf der Grünen Woche eine Nutztierstrategie vorgestellt, zunächst beschränkt auf die Schweinehaltung. Die wesentlichen Eckpunkte sind:

  • Stall der Zukunft: Für das Landwirtschaftsministerium ist das eindeutig der Außenklima-Stall. Aber kaum einer kennt sich mit den Details aus. Wie muss so ein Stall aussehen? Wie hoch sind die Baukosten? Was ändert sich bei der täglichen Arbeit? Welche Leistungen sind möglich? Hier macht die NRW-Landesregierung „Nägel mit Köpfen“ und investiert 2 Mio. €. Damit werden am Versuchszentrum Haus Düsse gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NRW zwei „Ställe der Zukunft“ gebaut. Diese sollen die Stufen 2 und 3 des staatlichen Tierwohllabels erfüllen. Sie sollen sowohl höchste Tierwohl- und Umweltstandards erfüllen, als auch auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden.
  • Innovationscluster Stallbau: Gemeinsam mit der Stallbaubranche sollen besonders innovative Entwicklungen identifiziert werden wie etwa die Kot-Harn-Trennung, die die Ammoniakbildung deutlich reduziert.
  • Tiergesundheit: Eine Datenbank soll jederzeit ein aktuelles Bild der Tiergesundheit von Nutztieren in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung zu stellen. Diese basiert auf den Befunddaten von Schlachthöfen, Eigenkontrollen, Bewertungen privater Zertifizierer sowie amtlichen Kontrollergebnissen .Ziel ist, den Antibiotikaeinsatz zu vermindern.
  • Ringelschwanz: Die Haltungsbedingungen sollen so verbessert werden, dass eine Haltung von Schweinen mit unkupierten Schwänzen flächen­deckend möglich wird.
  • Umwelt- und Baurecht: Bau- und BimSch-Genehmigungen sind bei Außenklimaställen schwierig, da keine Daten zu Ammoniak-, Geruchs- und Staubbelastung existieren. NRW setzt sich dafür ein, Emissionsfaktoren für tierwohlgerechte Haltungs­verfahren zügig zu erarbeiten. Bis dahin sollen Experten des Landesumweltamts die Behörden bei Zulassungsverfahren unterstützen.

Um die Finanzierungslücke zwischen Verbraucherwünschen und –zahlungsbereitschaft zu schließen, sind nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums 350 bis 450 Mio. € jährlich notwendig. Den Anfang will NRW mit einer „Anschub-Finanzierung“ aus öffentlichen Mitteln machen. Langfristig wird ein Förderprogramm sowie ein Gesellschaftsvertrag mit einem belast­baren, gesellschaftlich abgestimmten Finanzierungsrahmen benötigt.

WLV-Präsident Johannes Röring lobt die Initiative von Landwirtschaftsministerin Heinen-Esser: „Nur so können die gestiegenen Anforderungen an das Tierwohl, Aspekte des Umweltschutzes und des Baurechts in Einklang gebracht werden mit einer angemessenen Wertschöpfung für die Bauernfamilien.“ Auch Präsidentschaftskandidatin Susanne Schulze Bockeloh äußerte sich positiv: „Die Vorschläge für eine NRW-Nutztierhaltungsstrategie sind eine gute Grundlage, um unseren Tierhaltern langfristig gute Zukunftsperspektiven zu bieten Wichtig ist, dass beabsichtigte Veränderungen zunächst mit wissenschaftlicher Begleitung in der Praxis erprobt werden.“

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