Wandel im Ackerbau

NRWs Landwirte krempeln Anbau um

Die Rapsfläche in NRW schrumpft auf einen historischen Tiefststand. Auch Sommergetreide ist stark rückläufig. Dafür steigt der Kartoffelanbau.

Die Landwirte in Nordrhein-Westfalen haben den Anbau auf ihren Ackerflächen spürbar verändert: Zwar bleibt Weizen mit einem Viertel der Ackerfläche die beliebteste Getreideart und auch der Maisanbau ist stabil. Doch im Vergleich zum letzten Jahr sinkt die Rapsfläche um 30%, der Anbau von Sommergetreide bricht sogar um 40% ein. Die Anbaufläche von Kartoffeln haben die NRW-Landwirte dagegen um 24% ausgedehnt. Das zeigen vorläufige Ergebnisse vom Statistischen Landesamt.

Getreide bleibt stabil

Die Ackerfläche in NRW beträgt 1,07 Mio. ha. Auf knapp der Hälfte davon wächst Getreide (ohne Mais). Mit 255.700 ha, das ist mehr als die Hälfte der gesamten Getreidefläche, ist Weizen die mit Abstand beliebteste Getreideart.

Danach folgt Gerste. Sie wächst auf 155  000 ha, davon 146.700 ha als Winterung. Der milde Winter verschaffte ihr gute Startbedingungen und die frühe Abreife sicherte auch bei der Trockenheit zufriedenstellende Erträge.

Triticale nimmt weiter ab. Von den 57.500 ha befanden sich 91% in Westfalen-Lippe. Roggen legte dagegen um 6400 ha zu, er ist auf leichteren Standorten zu finden. Die Gesundungsfrucht Hafer entwickelt sich mit 7000 ha zu einem Nischenprodukt.

Im Gegensatz zum nassen Herbst 2017 ließ sich das Wintergetreide letztes Jahr fristgerecht bestellen. Da es kaum Auswinterungen gab, mussten die Landwirte in diesem Frühjahr nicht auf Sommergetreide ausweichen. Die 17.800 ha Sommergetreide liegen noch unter dem langjährigen Schnitt. Beispielsweise haben die Landwirte mit 8300 ha nur halb so viel Sommergerste angebaut wie 2018.

Körnermais als Silomais

Die Anbaufläche von Mais beträgt 291.500 ha, das sind 0,9% weniger als letztes Jahr. 86  200 ha sind zur Nutzung als Körnermais einschließlich Corn-Cob-Mix vorgesehen, zudem stehen 205.300 ha Silomais (einschließlich Lieschkolbenschrot) auf den Feldern.

Ob das tatsächlich so kommt, entscheiden viele Landwirte oft erst im Vegetationsverlauf. Angesichts der teils extremen Trockenschäden bis hin zu Totalausfällen dürfte sich die Körnernutzung auf deutlich weniger Fläche als geplant beschränken. Vermutlich häckseln einige Landwirte vertrockneten Körnermais, um Engpässe in der Futter- und Substratversorgung zu kompensieren. Deshalb dürfte auch der Anbau von Feldgras, Getreide und Leguminosen zur Ganzpflanzennutzung um 21,4% auf 51.000 ha gestiegen sein.

Kartoffeln rauf, Raps runter

Trotz der niedrigen Erträge 2018 haben die Kartoffelanbauer ihre Fläche auf 41.000 ha spürbar ausgedehnt. Vermutlich wollen sie ­eine Kostendegression erreichen. Die Rübenfläche rangiert mit etwas mehr als 62.000 ha auf Vorjahresniveau. Den Fruchtfolgeanteilen von Kartoffeln und Rüben sind Grenzen gesetzt. Bei zu hohen Anteilen leiden Humusbilanz sowie Bodenfruchtbarkeit und sinken die Erträge.

Raps hat zuletzt bei den Erträgen und Preisen oft enttäuscht. Hinzu kamen im letzten Jahr die ungünstigen Aussaatbedingungen aufgrund der Trockenheit sowie der Wegfall wichtiger Wirkstoffe im Pflanzenschutz. Die Konsequenz: Die Anbaufläche ist um 30% gesunken und beträgt landesweit nur noch 40.000 ha. Das ist ein historischer Tiefststand. Dennoch sprechen pflanzenbauliche Gründe für die Ölfrucht, wie zum Beispiel der hohe Vorfruchtwert für Weizen sowie die gute Durchwurzelung des Bodens.

Hülsenfrüchte legen dagegen ordentlich um 4900 ha bzw. 40% auf 17.200 ha zu. Hierbei dominieren die Erbsen (ohne Frischerbsen) mit 4100 ha sowie die Ackerbohnen mit 10.100 ha. Der Aufwärtstrend dürfte größtenteils am Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ liegen, in Kombination mit möglicher Anrechnung als Ökologische Vorrangfläche.

Stilllegungen mit Prämienanspruch machen mit landesweiten 25.800 ha (+79%) den größten Anteil an den Brachflächen aus. Es sind vorwiegend Parzellen mit ungünstigem Zuschnitt, die als Ökologische Vorrangfläche in die Betriebsplanung passen.

Gemüse, Spargel und Erdbeeren haben einen Anteil von etwas mehr als 90% der Gartengewächse. Ihr Anbauumfang erhöhte sich um 15,6% im Vergleich zum Vorjahr.

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