Niedersachsen geht Überschüsse an

In Niedersachsen ist viel zu viel Stickstoff und Phosphat im Nährstoffkreislauf vorhanden. Die Obergrenzen für Stickstoff werden laut Wirtschaftsdüngebilanz in sieben Landkreisen bereits überschritten. Zur Eindämmung der Überschüsse kündigte die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Otte-­Kinast nun zwei neue Instrumente an.

In sieben niedersächsischen Landkreisen werden laut Wirtschaftsdüngebilanz aktuell die Obergrenzen für Stickstoff überschritten. Ab 2022 wird das bei dann strengeren Regeln auch für Phosphat der Fall sein. „Für uns ist das ein klarer Handlungsauftrag“, betonte die Hannoveraner Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-­Kinast bei der Vorstellung des Nährstoffberichtes 2016/17 in Hannover.

Niedersachsen als Vorreiter

Die neuen Berechnungen der Überschüsse aufgrund der novellierten Düngeverordnung zeigten, dass viel zu viel Stickstoff und Phosphat im Nährstoffkreislauf vorhanden seien. Laut Bericht gab es in der Periode vom 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2017 – gemessen am Pflanzenbedarf – landesweit einen Überschuss von rund 68. 000 t Stickstoff bzw. 26 kg/ha. Für ­Phosphor wurde ein notwendiges Einsparpotenzial von 30.000 t ermittelt. Zur Eindämmung der Nährstoffüberschüsse kündigte Otte-­Kinast zwei neue Instrumente an. Zum einen sollen sogenannte „Risikogebiete“ ausgewiesen werden, in denen die Grundwasserkörper und oberirdischen Gewässer besonders mit Phosphat und Nitrat belastet sind. In diesen Gebieten könnten ergänzende Landesmaßnahmen umgesetzt werden. Zum anderen sollen in ganz Niedersachsen bereits vorhandene Daten der landwirtschaftlichen Betriebe bei der Düngebehörde zusammenfließen. Dadurch könnten etwaige düngerechtliche Abweichungen frühzeitiger und gezielter als bisher festgestellt werden.

Otte-Kinast betonte, dass Niedersachsen bei der Reduzierung des Nährstoffeintrags eine Vorreiterrolle einnehmen wolle, wozu auch die Entwicklung von Aufbereitungsanlagen für Wirtschaftsdünger gehöre.

Handlungsbedarf sieht auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Schwetje. „Mit diesem Nährstoffbericht beginnt eine neue Zeitrechnung, denn die Nährstoffsituation verschärft sich weiter“, stellte der Präsident fest. Bei der Düngung dürfe deshalb nur der Bedarf der Pflanzen das Maß der Dinge sein. Schwetje räumte ein, dass es bei den organischen Nährstoffen ein Mengenproblem und ein Verteilungsproblem gebe.

Ausstieg der Tierhalter?

Das Problem des Nährstoffüberschusses in Niedersachsen lasse sich aber nicht allein über die Verbringung in nährstoffärmere Regionen lösen, auch wenn diese sinnvoll sei. „Es muss auch mehr Mineraldünger durch Wirtschafts­dünger ersetzt werden“, stellte der Kammerpräsident klar. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies bezeichnete die Ergebnisse des Nährstoffberichtes als „besorgniserregend“.

Der Präsident des Landvolkes Niedersachsen, Albert Schulte to Brinke, betonte, dass sich die Bauern den Vorgaben des neuen Düngerechts anpassten. Er befürchte allerdings, dass gerade kleinere oder ältere Tierhalter aus der Produktion aussteigen könnten, da sie die Investitionen in größere Lagerstätten für Gülle, Festmist oder Silage sowie moderne Ausbringungstechniken nicht stemmen könnten.

Damit würde sich die Landwirtschaft weiter in eine Richtung ­entwickeln, die gesellschaftlich kritisiert werde, nämlich hin zu größeren Einheiten.

Mehr Informationen zur neuen Düngeverordnung finden Sie hier:

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