Neuer Landatlas mit einem weißem Fleck

Was heißt "ländlicher Raum?" Wie sieht es dort aus? Ein neuer digitaler Atlas des Thünen-Institutes sorgt für Durchblick zum Landleben in Deutschland. Ein Thema aber bleibt ausgespart.

Wo gibt es auf dem Land die meisten Kita-Plätze? Wie hoch ist die statistische Lebenserwartung im Sauerland? Wie teuer ist Bauland in Lippe – oder im Umland Münchens? Das Thünen-Institut in Braunschweig sorgt mit einem neuen digitalen Atlas für Durchblick beim Landleben in Deutschland. Ein Thema aber bleibt ausgespart.

Was genau heißt „Land“ und „ländlicher Raum“ in Deutschland? Wirklichkeitsnahe Antworten liefert ein neuer digitaler Atlas des regierungsnahen Thünen-Instituts in Braunschweig. Er ist über das Internet für jeden Interessierten abrufbar und stellt abgesicherte statistische Daten zur sozialen, wirtschaftlichen und naturräumlichen Situation bereit.

„Das Interesse von Politik, Medien und Wissenschaft an der tatsächlichen, vielgestaltigen Situation in ländlichen Räumen ist merklich gestiegen", sagt Dr. Annett Steinführer vom Thünen-Institut für Ländliche Räume, die an der Entwicklung des digitalen Kartenwerks maßgeblich beteiligt war. „Bislang fehlte aber ein Medium, das dieses Interesse anschaulich befriedigen kann und auf übersichtliche Weise mit Daten untersetzt.“

Themenfelder und Fragen

Diese Lücke füllt der neue interaktive Landatlas. Wie ist die Versorgung der ländlichen Räume mit Kita-Plätzen oder Hausärzten? Wo wandern die meisten Menschen ab? Wie hoch ist die statistische Lebenserwartung im Sauerland, in der Grafschaft Bentheim oder in Mecklenburg? Wie hoch sind die Baulandpreise rund um München oder an der holländischen Grenze? In welchen Regionen ist der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss besonders hoch? Wo ist die Versorgung mit Ärzten, Apotheken und Lebensmittelläden am dichtesten – und wo nicht?

Fragen dieser Art beantwortet der Landatlas auf einen Blick. Er teilt sich auf in die Kategorien:

  • Raumstruktur
  • Bevölkerung
  • Soziales
  • Wohnen
  • Versorgung
  • Erreichbarkeit
  • Wirtschaft und Arbeit
  • Öffentliche Finanzen
  • Landnutzung

Jedes dieser Oberthemen ist noch einmal ausdifferenziert, so dass am Ende statistisches Material nach etwa 60 Kriterien sortiert und bis auf Kreisebene abgerufen werden kann.

Die Kartendarstellung gründet auf einer neuen Abgrenzung ländlicher Räume. Das Thünen-Institut versteht unter diesem Begriff nicht nur Dörfer, sondern auch Klein- und Mittelstädte. Nach dieser Definition sind 91 % der Fläche Deutschlands „ländlicher Raum“, in dem 57 % der Bevölkerung leben.

Der Landatlas stützt sich vorweigend auf Daten der amtlichen Statistik sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Einige der kartographischen Darstellungen enthielt bereits der „Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume“, der im November vom Bundeskabinett verabschiedet worden ist.

Weißer Fleck: die digitale Versorgung

Der Landatlas weist allerdings eine empfindliche Lücke auf – und darauf sei hier kommentierend hingewiesen: Die Versorgungsdichte und -qualität beim Zugang zum Internet, die digitale Infrastruktur also ist nicht erfasst. Sie aber ist längst eine der Grundbedingungen, von der die zukünftige Entwicklung der ländlichen Räume, vor allem seiner Wirtschaftsstruktur, unmittelbar abhängt. Fehlt dieses Thema im Landatlas, dann besteht die Gefahr, dass Entscheider in Politik, Behörden, Wirtschaft und Medien darüber hinwegsehen – als ob der ländliche Raum ohne Internetanschluss auskäme…

Und nebenbei gesagt: Der Zugang zu digitale Breitbandleitungen entscheidet auch darüber, ob der datenintensive Landatlas des Thünen-Instituts auch jenseits der "Metropolen" flüssig genutzt werden kann. Gisbert Strotdrees

Der digitale Landatlas ist hier zu finden: www.landatlas.de .