Die Landwirtschaft befindet sich momentan in schwierigen Zeiten. Klimapaket, wegbrechende Wirkstoffe im Pflanzenschutz und sehr schlechte Rübenpreise waren die Themen am Montag dieser Woche auf dem Ackerbautag in der voll besetzten Aula der Landwirtschaftskammer in Düren.
Klimaschutz ernst nehmen
Bisher scheint es, dass der die Landwirtschaft betreffende Teil des Klimaschutzpaketes in der öffentlichen Diskussion noch nicht angekommen ist. „Es enthält aber eine Menge Sprengstoff auch für die Landwirte“, sagte Martin Hannen vom Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf. Denn die notwendige Einsparung von 12 Mio. t CO2-Äquivalent bis 2030 ist nicht einfach zu erreichen. Auch wenn das Maßnahmenpaket des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (weniger Stickstoffüberschüsse, mehr Gülle in die Biogasanlage, 20 % Ökolandbau) vollständig umgesetzt wird, werde es schwierig, die Ziele zu erreichen.
Der Umstieg auf Biolandwirtschaft etwa sei nicht die Lösung, da die Treibhausgase pro Hektar zwar geringer seien, je Produkteinheit in der Regel aber höher. Daher das Fazit des Experten: National wird eine Minderung erreicht, global aber sehr wahrscheinlich nicht, da dann aufgrund der niedrigeren Erträge die Nahrungsmittel aus dem Ausland kommen müssen.
Das Problem: Wenn die Grenzwerte 2030 überschritten werden, muss das Landwirtschaftsministerium innerhalb von drei Monaten einen Maßnahmenkatalog vorlegen, um dies zu ändern. „Dann ist die Gefahr groß, dass der Klimaaktionismus weiter zunimmt“, befürchtete Hannen.
Weniger Pflanzenschutz
Die nächste „Baustelle“ ist der Pflanzenschutz, wie Dr. Anton Dissemond von der Landwirtschaftskammer NRW zeigte. Durch das Pflanzenschutzpaket der EU aus dem Jahr 2009 seien viele alte, bewährte Wirkstoffe auf dem Prüfstand. „28 % der Produkte sind derzeit in der Diskussion oder bereits weggefallen“, so Dissemond. Und neue Wirkstoffe gibt es kaum.
Wie soll die Landwirtschaft reagieren? Hier fand Dissemond klare Worte: Pflanzenbauliche Maßnahmen wie eine vernünftige Fruchtfolge und auch der integrierte Pflanzenschutz müssen in Zukunft umgesetzt werden. Dass hier noch „Luft nach oben ist“, zeigt eine Bewertung der chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen in sogenannten Vergleichsbetrieben. Etwa 27,2 % der Insektizideinsätze im Winterweizen waren 2016 unnötig. Auch bei Fungiziden (14,6 %) und Herbiziden (6,9 %) gibt es noch Einsparpotenzial.
Rübenpreise werden steigen
Eine frohe Botschaft konnte Dr. Peter Kasten vom Rheinischen Rübenbauer-Verband verkünden. „Da in der EU nach zwei erzeugungsschwachen Jahren die Zuckerbestände auf rund 7 % des Bedarfs gesunken sind und die Rübenanbaufläche in der EU 2020 wohl weiter sinken wird, ist im Jahr 2020 von steigenden Weißzuckerpreisen auszugehen.
Auch Pfeifer & Langen habe bereits reagiert und sage den Landwirten bereits heute für 2020/21 einen Rübenpreis von 23,20 €/t Rüben zuzüglich Nebenleistungen im Flexpreismodell vor. Auch alle Überrüben bis 110 % Vertragserfüllung werden wie Vertragsrüben bezahlt. Bleibe der Zucker knapp, könne mit höheren Erlösen gerechnet werden.
Renaissance der Hacke
Auf den drohenden Wegfall der Herbizide im Zuckerrübenanbau hat Landwirt Claus Comberg aus Mettmann bereits heute reagiert. So geht Comberg vor:
- Wichtig ist eine optimal gewachsene Zwischenfrucht vor den Rüben. Diese muss so früh wie möglich nach der Vorfrucht in Direktsaat gesät werden.
- Bei –3 °C wird der Aufwuchs ohne Glyphosat mit einer Walze bearbeitet und so abgetötet.
- Ab dem 15. Februar wird mit einem Grubber (5 cm schmale Schare) gearbeitet.
- Bis zur Rübenaussaat kommt ein Schwerstriegel mit Messerwalze zwei- bis dreimal zum Einsatz.
- Zweimal bis kurz vor Reihenschluss bekämpft eine zwölfreihige Garford-Hacke das auflaufende Unkraut. Mittels Kamera ist die Hacke in der Lage, 2 cm tief und 2 cm an die Rübenreihe zu arbeiten. So ist es dem Landwirt gelungen, mit 124 €/ha Herbizidkosten die Rüben bis auf vereinzelt Melde sauber zu bekommen.
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