Neue EU-Regeln zur Pflanzenschutzmittelzulassung

Am gestrigen Dienstag sind die neuen EU-Regeln für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Kraft getreten. Der Industrieverband Agrar (IVA) spricht diesbezüglich von einer neuen Zeitrechnung für Landwirte in ganz Europa.

Das neue Regelwerk lege die Hürden für die Zulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels höher, während die beabsichtigte europäische Harmonisierung des Zulassungsverfahrens ebenso ausstehe wie seine Entbürokratisierung, kritisierte der IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler in einer Pressemitteilung. „Der Übergang zum neuen europäischen Pflanzenschutzrecht hätte holpriger kaum sein können“, so der Agraringenieur. Ein neues deutsches Pflanzenschutzgesetz, das die notwendigen Anpassungen abbilde, lasse weiter auf sich warten; Prüf- und Bewertungsrichtlinien seien international noch nicht aufeinander abgestimmt.

Risikobewertung geändert

Die neuen Bestimmungen waren nach zähem Ringen Anfang 2009 verabschiedet worden. Laut IVA dürfen bestimmte Pflanzenschutzwirkstoffe künftig schon dann nicht mehr zugelassen werden, wenn sie in konzentrierter Form schädliche Eigenschaften aufweisen. Für das Pflanzenschutzrecht bedeute die Einführung dieser Ausschlusskriterien eine Abkehr von der bislang praktizierten wissenschaftlichen Risikobewertung am Maßstab der landwirtschaftlichen Praxis. „Pflanzenschutzmittel unterliegen strenger Regulierung und sind neben Arzneimitteln die am intensivsten überwachten Chemikalien“, so Koch-Achelpöhler.

Ob von den betroffenen Produkten bei korrekter Anwendung durch sachkundige Landwirte überhaupt Risiken für Mensch und Umwelt ausgingen, spiele mit der jüngsten Verschärfung der Regulierung keine Rolle mehr. „Die jahrhundertealte Erkenntnis des Paracelsus, dass die Dosis entscheidet, ob ein Stoff ein Gift ist, soll in der Landwirtschaft mit einem Mal keine Bedeutung mehr haben“, monierte der IVA-Hauptgeschäftsführer.

Weniger zugelassene Präparate

Noch sei schwer zu sagen, wie viele Präparate den Landwirten verlorengingen. Aber schon jetzt zeichne sich ab, dass immer weniger Lösungen für die Pilzbekämpfung in wichtigen Bereichen wie dem Getreideanbau zur Verfügung stünden. Ferner werde es schwieriger, Resistenzbildungen vorzubeugen, wenn man aus einer geringeren Bandbreite an Wirkstoffen wählen könne. Für nur in geringem Umfang angebaute Kulturpflanzen könnten sogar gar keine Mittel mehr zur Verfügung stehen, weil die Zulassungskosten solche Produkte unwirtschaftlich machten. AgE