Nach Ende der EEG-Förderung: mit Biogas Geld verdienen

Wer zukünftig mit Biogas Geld verdienen möchte, muss seine Anlage weiterentwickeln. Aber in welche Richtung? Ein Biogas-Praxisseminar in Hannover liefert Antworten.

Zuerst die gute Nachricht: Biogas kann und muss in einem erneuerbaren Energiesystem wichtige Aufgaben übernehmen. Damit eröffnen sich viele Möglichkeiten, mit denen Betreiber ihre Biogasanlage auch nach Ende der 20-jährigen Förderdauer nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wirtschaftlich weiterbetreiben können.

Die schlechte Nachricht: Zurzeit sind die wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen so schlecht, dass eine Umsetzung dieser Ideen in der Praxis schwer bis kaum möglich ist.

Von Strom bis Kraftstoff

Gleich zu Beginn des Biogas-Praxisseminars „Bio2020Plus“, das auf Einladung des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) in der vergangenen Woche in Hannover stattfand, listete BBE-Geschäftsführer Bernd Geisen verschiedene Geschäftsmodelle auf, mit denen Biogasanlagen nach Ende der EEG-Förderung weiterbetrieben werden könnten.

Dazu gehören:

  • Verkauf von Wärme in optimierten Wärmenutzungskonzepten
  • die Optimierung des Substratmixes und der vermehrte Einsatz von Gülle (Minderung des Treibhausgasausstoßes der Tierhaltung)
  • Angebot von flexibler Leistung und Speichertechnologie
  • Angebot von Systemdienstleistungen wie Regelenergie zur Stabilisierung der Stromnetze
  • Direktversorgung von Kunden mit regionalem StromVerkauf von Biomethan als Kraftstoff
  • Eigenstromnutzung
  • Bioraffineriekonzepte
  • Gärproduktvermarktung

Die Breite der Möglichkeiten zeigt, dass es nicht den einen Weg für Betreiber von Biogasanlagen geben wird. Je nach Standortbedingung, Alter und Größe der Anlage wird etwas anderes richtig sein.

Veränderter Strommarkt?

Einen Blick auf den Strommarkt der Zukunft warf Peter Schünemann-Plag, Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Das zukünftige Energiesystem mit viel Wind und Sonne braucht viel flexible Leistung“, sagte er. Einen Teil dieser Flexibilität könnte Biogas bereitstellen. Allerdings müssten sich das Strommarktdesign und die Preisfindung ändern, damit der Strom zukünftig auch wirklich dahin fließt, wo er gebraucht wird.

„Diese Veränderungen“, sagte der Berater, „werden so gravierend sein, dass heute nichts über zehn Jahre kalkulierbar ist.“ Schünemann-Plag hält die Flexibilisierung dennoch für den ersten Schritt hin zur Verlängerung der Laufzeit einer Anlage über 20 Jahre hinaus. Die Erlösmöglichkeiten seien jedoch begrenzt: „Bei doppelter Überbauung und optimaler Ausnutzung liegen die Zusatzerlöse heute bei allerhöchstens 1 Cent/kWh“, sagte er. Außerdem bevorzuge die Flex-Förderung größere Anlagen. „Je kleiner die Anlage ist, desto teurer und unwirtschaftlicher ist die Flexibilisierung in der Regel“, sagte er.

Bericht aus der Forschung

Die Energiebereitstellung allein wird als Aufgabe für Biogas in Zukunft nicht mehr ausreichen. Das ist eines der Ergebnisse, die Jaqueline Daniel-Gromke vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig aus dem Projekt „Biogas 2030“ vorstellte. Danach werde die Reduktion von Treibhausgasen (THG) aus der Tierhaltung durch die vermehrte Vergärung frischer Gülle in Biogasanlagen an Bedeutung gewinnen.

Die Einsatzschwerpunkte der Biogas-Energie werden vermutlich in den Bereichen liegen, in denen Strom an seine Grenzen kommt: zum Beispiel als Kraftstoff für den Schwerlastverkehr und die Binnenschifffahrt und als Energie­lieferant für industrielle Prozesswärme. Die Rolle größerer Anlagen (>250 Nm3/h Rohbiogas) könnte zukünftig eher in der Herstellung von Biomethan liegen. Kleinere und mittlere Anlagen könnten ­dezentral und bedarfsgerecht Strom erzeugen und vermehrt Gülle vergären.

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