Mit Herz und Fakten in Offensive gehen

WLV-Ausschüsse „Pflanzliche Erzeugnisse“ sowie „Umwelt und Naturschutz“ diskutierten in Warendorf Strategien und Visionen bis 2030.

Die Bäuerinnen und Landwirte in Westfalen-Lippe können eigentlich stolz sein auf das Erreichte.

Doch es gibt auch Defizite, die wir am besten selbst beheben müssen.“ Mit diesen Worten begrüßte Vorsitzender Johann Prümers knapp 20 Berufskollegen am Freitag der vergangenen Woche in Warendorf. Die Ausschüsse „Pflanzliche Erzeugnisse“ sowie „Umwelt und Naturschutz“ tagten gemeinsam, um Ziele und Visionen bis 2030 zu diskutieren.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) möchte eine Offensive zur Nachhaltigkeit auf den Weg bringen und Leitlinien festlegen, damit das Handeln der Bauern in der Öffentlichkeit wieder mehr akzeptiert wird. Auf Bezirkskonferenzen wurden bereits Kernaussagen erarbeitet und Ziele formuliert. In Warendorf diskutierten die Ausschussmitglieder darüber, wie man die zu hohe Nitratbelastung im Grundwasser senken, den Maisanteil in der Fruchtfolge vermindern, die Artenvielfalt fördern und die Außendarstellung des Berufsstandes verbessern kann.

Ziele und Visionen

Handlungsfelder, Leitprojekte, strategische Ziele und Visionen präsentierten die WLV-Referenten Verena Kämmerling und Dr. Jörn Krämer auf einer Tafel. Doch wie man einzelne (lobenswerte) Ziele in der Praxis umsetzen kann, da­rüber wurde zum Teil leidenschaftlich diskutiert. Beispiele:

  • Viele Grundwasserkörper in NRW sind zu hoch mit Nitrat belastet (über 50 mg NO3/l). Der Ausschuss schlägt vor, eine „deutliche Trendumkehr“ bei der Nitratbelastung bis 2027 zu erreichen. Wie aber will man das schaffen, wenn unter anderem sehr viel Gülle aus Holland nach NRW gelangt? Sollten die Ackerbauern etwa im Rheinland nicht besser die Gülle von ihren Berufskollegen aus dem Kreis Borken abnehmen? Und wird die Gülleverbringung ausreichend kontrolliert? Tenor im Ausschuss: Der aufnehmende Betrieb muss die Gülle regelmäßig untersuchen lassen. „Auf dem Lieferschein muss stehen, was im Güllefass drin ist“, meinte Kreisvorsitzender Antonius Tillmann aus Warburg.
  • Sollten sich Holland und Deutschland bei der Gülledüngung und -verbringung nicht besser auf gemeinsame Ziele verständigen? In Holland darf ab 1. September keine Gülle mehr ausgebracht werden. Ab diesem Zeitpunkt, hat Bruno Schöler von der Landwirtschaftskammer beobachtet, gehen regelmäßig große Mengen Gülle Richtung NRW.
  • Wie sollte der WLV mit den 1 bis 2 % schwarzen Schafen in den eigenen Reihen umgehen, die am Samstagnachmittag Gülle fahren oder widerrechtlich Straßenränder umpflügen und nutzen? Johann Prümers rät zum Handeln mit Augenmaß: Den Berufskollegen unter vier Augen ansprechen und nicht gleich mit der Kammer oder Umweltbehörde drohen.
  • Soll der Berufsstand das Ziel verfolgen, bis 2030 den Maisanteil in der Fruchtfolge auf vielleicht 40 oder 50 % zu begrenzen? Nein, meinen die WLV-Vertreter. Besser wäre es, wenn die Politik die vielfältige Fruchtfolge stärker fördern würde.
  • In seinen Leitlinien will der WLV dafür werben, dass die Landwirte freiwillig mehr Blühstreifen etwa an Wegen anlegen und Gewässerrandstreifen stilllegen und damit den Artenschutz fördern.

Der Ausschuss plädiert auch dafür, dass sich die Landwirte bei öffentlichen Angriffen nicht in ein Schneckenhaus zurückziehen. Sie wollen mit Naturschützern, Behördenvertretern, Lehrern sowie ihren Nachbarn im Gespräch bleiben und versuchen, ihr Tun zu erklären. „Die Probleme totschweigen geht gar nicht“, meinte Vorsitzender Dieter Hagedorn aus Lippe.

Bauernbild wie verbessern?

Wie kann man die Außendarstellung der Landwirtschaft wieder verbessern? Soll man die Herzen der Verbraucher/innen ansprechen oder besser reine Fakten vermitteln? Antonius Tillmann warnte vor Illusionen und wünscht sich oft auch etwas mehr Gelassenheit: Nichtlandwirte, etwa Lehrer, würden heute mit Infos und Fakten etwa aus dem Internet überhäuft. Mit einem großen Plakat zum Beispiel am Stadtrand sollte der WLV zunächst das Herz ansprechen. „Fast jeden Tag wird doch eine Mediensau durchs Dorf getrieben. Wir sollten nicht auf jeden Unsinn reagieren. “ Armin Asbrand